Der Winter hinterlässt Spuren auf dem Arbeitsmarkt

  • Arbeitslosigkeit in der Region steigt an
  • Langzeitarbeitslose, Ältere und Ausländer besonders betroffen

Das im Januar übliche Wintertief ist auch in diesem Jahr auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Die Zahl der Arbeitslosen in der Region Trier ist gegenüber Dezember 2020 um 1.124 auf 12.592 Personen gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 9,8 Prozent gegenüber dem Vormonat und von 15,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich seit Dezember um 0,4 Prozentpunkte und liegt jetzt bei 4,3 Prozent. Im Vergleich mit Januar 2020 liegt die Quote um 0,6 Prozentpunkte höher.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar überrascht Heribert Wilhelmi, den Leiter der Agentur für Arbeit Trier, nicht: „Zu Jahresbeginn wirken sich saisonale Faktoren stets stark auf den Arbeitsmarkt aus. Beispielsweise können Tätigkeiten im Freien bei winterlicher Witterung nicht ausgeführt werden, davon sind besonders Branchen wie das Baugewerbe betroffen“. Dass in diesem Jahr auch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, insbesondere der neuerliche Lockdown, einen signifikanten Einfluss auf den Anstieg der Arbeitslosigkeit haben, sieht der Arbeitsmarktexperte jedoch nicht eindeutig belegt: „Zwar hat sich sowohl die Zahl der neu gemeldeten Arbeitslosen wie auch der Anteil derjenigen, die direkt aus einer Erwerbstätigkeit heraus arbeitslos geworden sind, deutlich erhöht. Doch diese Erhöhung vollzieht sich auf niedrigerem Niveau als der Anstieg im Januar 2020 vor der Pandemie“, bilanziert Heribert Wilhelmi. „Auch lässt sich im Vorjahresvergleich keine strukturelle Veränderung bei den Branchen erkennen, aus denen die neuen Zugänge in Arbeitslosigkeit erfolgt sind“.

Die Statistik weist dazu aus, dass sich in diesem Januar 3.311 Menschen arbeitslos gemeldet haben, 904 mehr als im Dezember 2020. Im Vergleich dazu hatten sich im Januar 2020 3.907 Menschen neu arbeitslos melden müssen, 1.052 mehr als im Dezember 2019. Am stärksten betroffen waren seinerzeit Beschäftigte aus dem Gastgewerbe, 420 mussten sich arbeitslos melden. Im aktuellen Berichtsmonat liegt das Gastgewerbe mit 205 neuen Arbeitslosen auf Rang zwei der Branchen, aus denen die meisten Neuzugänge in Arbeitslosigkeit kommen. Die höchste Zahl an Arbeitslosen entlässt die Branche „Sonstige wirtschaftlicher Dienstleistungen“. Danach folgen, wie im Vorjahr, das Verarbeitenden Gewerbe, der Handel, die Bau- und Verkehrsbranche, allerdings je mit einer deutlich geringeren Anzahl an Menschen, die ihren Job verloren haben, als in 2020.

Mit vorsichtigem Optimismus folgert Heribert Wilhelmi: „Die Unternehmen der Region setzen weiterhin alles daran, ihre Beschäftigten zu halten, was sich auch deutlich in der Nutzung von Kurzarbeit niederschlägt. Im Kreis Bernkastel-Wittlich zum Beispiel haben Gastronomen die üblichen Winter-Kündigungen zurückgenommen und für ihre Angestellten stattdessen Kurzarbeit beantragt“. Sorge macht dem Agenturchef jedoch ein Trend, der sich seit Monaten abzeichnet und auch in der Januarstatistik Niederschlag findet: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt kontinuierlich und liegt jetzt bei 3.350 Betroffenen, 280 mehr als im Vormonat und 1.097 mehr als im Januar 2020. „Hier gilt es, mit Weiterbildung und Qualifizierung gegenzusteuern, um die Chancen für Geringqualifizierte zu erhöhen und Erwerbsverläufe zu stabilisieren“, erklärt der Chef der Arbeitsagentur. Seine zweite Sorge bezieht sich auf die Pandemie selbst. Er hofft, dass die Betriebe jenseits des Kurzarbeitergeldes tatsächlich genügend Unterstützung bekommen, um ihre Beschäftigten zu halten.

Auf dem Stellenmarkt setzt sich trotz eines leichten Plus gegenüber dem Vormonat eine insgesamt rückläufige Entwicklung fort. Dem Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit wurden im Januar 804 neue Stellenangebote gemeldet, 16 mehr als im Vormonat, aber 30 weniger als im Januar 2020. Die Gesamtzahl der freien Jobs in der Region Trier liegt damit bei 3.915 Ausschreibungen, 706 weniger als noch vor einem Jahr. Und die Angebote richten sich zu 80 Prozent an Fachkräfte.

Die Arbeitsmarktzahlen im Überblick

In der Region Trier waren im Januar 12.592 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 1.124 mehr als im Dezember und 1.654 mehr als im Januar des vergangenen Jahres. Die Arbeitslosenquote ist von 3,9 Prozent im Dezember auf 4,3 Prozent im Januar gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sie sich um 0,6 Prozentpunkte.

Die Bewegungsdaten, die die Zugänge in Arbeitslosigkeit und die Abgänge aus Arbeitslosigkeit bewerten, geben wichtige Hinweise zur Dynamik am Arbeitsmarkt. Mehr Zugänge als Abgänge weisen auf eine steigende Arbeitslosigkeit hin. 3.311 Menschen haben sich im Januar arbeitslos gemeldet, 2.189 Menschen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Personengruppen – jugendliche und ältere Arbeitslose, Frauen und Männer, Ausländer und Langzeitarbeitslose

6.886 der Arbeitslosen sind Männer, 5.706 Frauen. Unter den insgesamt 12.592 Arbeitslosen befinden sich 1.338 Jüngere unter 25 Jahren, 3.097 Ältere ab 55 Jahren sowie 2.991 Ausländer und 3.350 Langzeitarbeitslose. Alle Personengruppen sind vom saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen, besonders stark jedoch Langzeitarbeitslose und Menschen ab 50 Jahren. In dieser Altersgruppe sind 4.407 Menschen, 10,1 Prozent oder 406 mehr als im Dezember arbeitslos.

Stellenangebote

Das Angebot an freien Stellen in der Region Trier befindet sich mit 3.915 Angeboten auf anhaltend rückläufigem Niveau im Vergleich zum Vorjahr. Die meisten Stellenausschreibun-gen gibt es in der Zeitarbeit mit 923 Angeboten, im verarbeitenden Gewerbe mit 596 verfügbaren Jobs, im Handel mit 474 und im Gesundheits- und Sozialwesen mit 432 Angeboten.

Unterbeschäftigung

Wer an einer Qualifizierung teilnimmt oder erkrankt ist, wird während dieser Zeit laut Gesetz nicht als Arbeitsloser gezählt. Um hier Transparenz zu schaffen, publiziert die Bundesagen-tur für Arbeit jeden Monat die sogenannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht zusätzlich zu den Arbeitslosen unter anderem all jene ein, die zur Erhöhung ihrer Integrationschancen arbeitsmarktpolitisch gefördert werden. Laut aktueller Datenbasis lag im Januar die Unterbeschäftigung im Bezirk der Agentur für Arbeit Trier bei 15.401 Personen. Die Unterbeschäftigungsquote ist seit Dezember um 0,3 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg sie um 0,4 Prozentpunkte.

Kurzarbeit

Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 nutzen die Betriebe der Region das Instrument der Kurzarbeit, um ihre Beschäftigten zu halten.

Im Januar haben 446 Betriebe für 3.343 Mitarbeitende Kurzarbeit angezeigt, im Dezember waren 551 Anzeigen für 4.688 Beschäftigte eingegangen. In der Summe wurden von April 2020 bis Januar 2021 7.500 Anzeigen für 73.741 Beschäftigte bei der Agentur für Arbeit gestellt. Hier zeichnen sich die Auswirkungen der Corona-Krise und des Lockdowns deutlicher ab: Die meisten Anzeigen kamen aus dem Gastgewerbe, dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Handel.

Die Anzeigen sind jedoch nur ein eingeschränkter Indikator für den Eintritt in Kurzarbeit. Sie müssen gestellt werden, um bei Bedarf Kurzarbeit abrechnen zu können, sagen aber nichts darüber aus, ob das Unternehmen tatsächlich Kurzarbeit realisiert. Einen gesicherten Überblick über die Kurzarbeit in der Region bietet jedoch die Auswertung der real umgesetzten Kurzarbeit. Für den Agenturbezirk Trier liegt diese nun bis September 2020, für Stadt und Kreise bis August 2020 vor. Daten über realisierte Kurzarbeit können aufgrund der Dauer von Antrags- und Abrechnungsverfahren nur mit einer Wartezeit von fünf Monaten gesichert veröffentlicht werden. Das heißt, Statistiken über die tatsächlich praktizierte Kurzarbeit im Januar 2021 werden erst ab Juli vorliegen.

Die im gesamten Agenturbezirk Trier tatsächlich realisierte Kurzarbeit betraf im September 2020 1.264 Betriebe und 7.697 Beschäftigte, 155 Betriebe und 1.298 Beschäftigte weniger als im August. Welche Wirtschaftsklassen am stärksten betroffen waren, ist für den Agenturbezirk bis Juli ausgewertet. Demnach war die Kurzarbeit im Gastgewerbe, gefolgt von Handel und Verarbeitendem Gewerbe am höchsten.

Blick in die einzelnen Regionen

Landkreis Vulkaneifel

Die Zahl der Arbeitslosen in der Vulkaneifel ist im Januar um 156 auf 1.417 Personen gestiegen. Sie erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 51 Betroffene. Damit liegt die Arbeitslosenquote jetzt bei 4,2 Prozent. Sie erhöhte sich von Dezember auf Januar um 0,5 und im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte.

Im Januar haben sich 359 Menschen arbeitslos gemeldet, 207 konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. Von den 1.417 Arbeitslosen sind 799 Männer und 618 Frauen, darunter befinden sich 147 Jüngere unter 25 Jahren, 538 Ältere ab 50 Jahren 8darunter 375 ab 55jährige), 234 Ausländer und 402 Langzeitarbeitslose.

Im Kreis Vulkaneifel haben im Januar 46 Betriebe für 250 Mitarbeitende Kurzarbeit angezeigt. Im Dezember waren es noch 57 Betriebe und 265 Beschäftigte. Die realisierte Kurzarbeit betraf im August 2020 161 Betriebe mit 1.428 Beschäftigten. Im Juli lagen die Zahlen noch bei 190 Unternehmen und 1.813 Beschäftigten.

Landkreis Bernkastel-Wittlich

Im Landkreis Bernkastel-Wittlich ist die Zahl der Arbeitslosen in den letzten vier Wochen um 366 auf 2.541 Personen gestiegen, das sind 167 mehr als im Vorjahresmonat. Dafür ist besonders ein Zuwachs an Arbeitslosen aus den Branchen Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus sowie Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit maßgeblich.

Von den 2.541 Arbeitslosen sind 1.319 Männer, 1.222 Frauen, 247 Jüngere bis 25 Jahre, 1.025 ab 50jährige, darunter 738 55 Jahre und älter, sowie 603 Ausländer.

Die Arbeitslosenquote im Januar beträgt 4,0 Prozent. Sie ist im Vergleich zum Dezember um 0,6 und im Vergleich zum Januar 2020 um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. In den letzten vier Wochen mussten sich 842 Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Bernkastel-Wittlich arbeitslos melden, 502 von ihnen direkt aus einer Erwerbstätigkeit heraus. 471 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Im Landkreis Bernkastel-Wittlich haben im Januar 100 Betriebe für 167 Mitarbeitende Kurzarbeit angezeigt. Im Dezember waren es noch 114 Betriebe und 1.191 Beschäftigte. Die realisierte Kurzarbeit betraf im August 2020 294 Betriebe mit 1.922 Beschäftigten. Im Juli lagen die Zahlen noch bei 375 Unternehmen und 2.767 Beschäftigten.

Eifelkreis Bitburg-Prüm

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin robust. Die Arbeitslosenquote liegt trotz Steigerung um 0,3 Prozentpunkte gegenüber Dezember und 0,6 Prozentpunkten gegenüber Januar 2020 auf einem im regionalen Vergleich sehr niedrigen Niveau von 3,3 Prozent. Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist von Dezember auf Januar um 158 auf 1.788 Personen gestiegen.

Unter den aktuell 949 arbeitslosen Männern und 839 arbeitslosen Frauen befinden sich 182 Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren, 650 ab 50jährige, darunter 473 Ältere ab 55 Jahren, sowie 426 Ausländer und 463 Langzeitarbeitslose. 334 Menschen konnten im Januar ihre Arbeitslosigkeit beenden, 481 Personen meldeten sich erstmals oder erneut arbeitslos.

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm haben im Januar 75 Betriebe für 530 Mitarbeitende Kurzarbeit angezeigt. Im Dezember waren es noch 90 Betriebe und 672 Beschäftigte. Die realisierte Kurzarbeit betraf im August 2020 258 Betriebe mit 1.231 Beschäftigten. Im Juli lagen die Zahlen noch bei 314 Unternehmen und 1.533 Beschäftigten.

Stadt Trier

Das Wintertief am Arbeitsmarkt äußert sich mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit auch in der Stadt Trier. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich von Dezember auf Januar um 255 auf 4.139 Personen erhöht. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,4 Prozentpunkte nach oben und liegt nun bei 6,7 Prozent. Damit übersteigt sie das Niveau des Vorjahres um 1,1 Prozentpunkte.

Unter den von Arbeitslosigkeit betroffenen Personengruppen treten hier ebenfalls besonders die ab 50jährigen mit einer Gesamtzahl von 1.150 Menschen, davon 766 ab 55jährigen in Erscheinung. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Trier hat sich um 91 auf 1.233 erhöht. 2.358 der Arbeitslosen sind männlich, 1.781 weiblich. 502 der Arbeitslosen sind jünger als 25 Jahre.

Die meisten Arbeitslosen verzeichnet die Stadt Trier in den Branchen Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus außerdem Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit sowie Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung.

In der Stadt Trier haben im Januar 115 Betriebe für 1.239 Mitarbeitende Kurzarbeit angezeigt. Im Dezember waren es noch 175 Betriebe und 1.594 Beschäftigte. Die realisierte Kurzarbeit betraf im August 2020 432 Betriebe mit 2.830 Beschäftigten. Im Juli lagen die Zahlen noch bei 504 Unternehmen und 3.708 Beschäftigten.

Landkreis Trier-Saarburg

Der Landkreis Trier-Saarburg verzeichnet im Januar einen robusten Arbeitsmarkt im regionalen Vergleich. Die Zahl der Arbeitslosen ist zwar gegenüber Dezember um 189 auf 2.707 Personen gewachsen und übersteigt den Vorjahreswert um 337 Betroffene. Doch die Arbeitslosenquote liegt wie im Kreis Bitburg-Prüm bei 3,3 Prozent und damit auf dem niedrigsten Wert in der Region Trier. Gegenüber Dezember hat sie sich um 0,2 Prozentpunkte und gegenüber Januar 2020 um 0,4 Prozent erhöht.

Unter den 1.461 arbeitslosen Männern und 1.246 arbeitslosen Frauen befinden sich 260 Jüngere unter 25 Jahren, 1.044 Ältere ab 50 Jahren (darunter 745 ab 55jährige), 525 Ausländer und 722 Langzeitarbeitslose.

Im Landkreis-Trier-Saarburg haben im Januar 110 Betriebe für 564 Mitarbeitende Kurzarbeit angezeigt. Im Dezember waren es noch 115 Betriebe und 966 Beschäftigte. Die realisierte Kurzarbeit betraf im August 2020 273 Betriebe mit 1.584 Beschäftigten. Im Juli lagen die Zahlen noch bei 352 Unternehmen und 2.599 Beschäftigten.

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