Doppelsieg für den Porsche 919 Hybrid – WM-Führung ausgebaut

Foto: isp-grube WEC 6 Hour Race Nürburgring_Sun. 30. August 2015
Foto: isp-grube WEC 6 Hour Race Nürburgring_Sun. 30. August 2015

Das Porsche Team eroberte mit dem Porsche 919 Hybrid auf dem Nürburgring vor großer Kulisse einen Doppelsieg beim vierten Lauf zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Das Trio Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AUS) erkämpfte sich den Sieg im Sechsstundenrennen bei Temperaturen von über 30 Grad. Hinter ihnen kam das Schwesterauto von Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE) ins Ziel. 62.000 Zuschauer am gesamten Wochenende sorgten für eine großartige Kulisse bei der Deutschland-Premiere der WEC.

Nach dem Debütsieg des Porsche 919 Hybrid beim letztjährigen Saisonfinale in Brasilien und dem Doppelsieg von Le Mans 2015 ist dies der dritte große Erfolg für das junge Team und die zukunftsweisende Hybridtechnologie des Prototypen. Für die Fahrermannschaft mit dem ehemaligen Formel-1-Piloten Mark Webber ist es der lang ersehnte erste WEC-Triumph. Porsche baut mit der Traumbilanz vom Sonntag seine Führung in der Herstellerwertung der Weltmeisterschaft auf 33 Punkte gegenüber Audi bzw. 95 Zähler gegenüber Toyota aus.

Auf dem nur 5,137 Kilometer langen und kurvenreichen Nürburgring war das Rennen mit den unterschiedlich schnellen Klassen ein Krimi aus Überhol- und Überrundungsmanövern. Auch der zweite Platz des von der Poleposition gestarteten Porsche von Dumas/Jani/Lieb war extrem hart erkämpft. In der ersten Rennhälfte wurde die Crew durch drei lange Stop-and-Go-Strafen, verursacht durch einen technischen Defekt, ihrer Führung beraubt. Während das Team an beiden Autos bei ansonsten jedem Tankstopp auch den Fahrer wechselte, fuhr Neel Jani bei seiner Aufholjagd von Platz sechs zweieinhalb Tankfüllungen leer und blieb 76 Runden lang im Auto. Auf sein Konto geht auch die schnellste Rennrunde in 1.37,955 Minuten.

So lief das Rennen für die Startnummer 17:

Bernhard nimmt das Rennen von Startplatz zwei hinter dem Schwesterauto auf. Bei einer Neutralisationsphase nach neun Runden verliert er wegen zu überrundender Fahrzeuge zwischen ihm und dem Führenden rund zehn Sekunden. Wenig später stört eine Beschädigung an der Front die Aerodynamik. Der erste Boxenstopp wird vorgezogen. Nach 24 Runden übergibt Bernhard an Webber, der mit einer neuen Haube weiterfährt. Zwischenzeitlich bis auf Platz sechs zurückgefallen, überholt Webber in der 40. Runde den Audi Nr. 7 und liegt wieder an zweiter Stelle hinter dem führenden Porsche Nr. 18. Nach 56 Runden übergibt Webber an Hartley, der zur 64. Runde die Führung übernimmt, während die Nummer 18 zur Stop-and-Go-Strafe an der Box steht. Nach 89 Umläufen übernimmt Bernhard das führende Auto, um es nach 123 Runden an derselben Position liegend an Webber weiterzureichen. Während einer weiteren Neutralisationsphase steigt Hartley nach 144 Runden wieder ins Cockpit. Zur Schlussphase übergibt er nach 175 Runden an Webber.

So lief das Rennen für die Startnummer 18:

Startfahrer Neel Jani verteidigt die Poleposition gegen das Schwesterauto. Nach 31 Runden übergibt er mit über einer Minute Vorsprung an Marc Lieb, der nach 54 Runden die erste von letztlich drei Stop-and-Go-Strafen absitzen muss, die zunächst fünf Sekunden beträgt. Bei der Rückkehr auf die Strecke setzt er sich gegen Webber im Schwesterauto durch. Nach 63 Runden übernimmt Dumas, der an zweiter Stelle weiterfährt. Nach 78 bzw. 82 Runden muss Dumas die nächsten Stop-and-Go-Strafen antreten – einmal 30 und einmal 60 Sekunden. Grund war jedes Mal ein fehlerhaft arbeitender Sensor und daraus resultierend ein höherer Benzinverbrauch, als das Reglement erlaubt. Nach 96 Runden übernimmt Jani wieder das Steuer. Das Auto liegt jetzt an vierter Position, und der Schweizer beginnt einen Doppelstint. Nach 129 Runden bekommt er Benzin und Reifen. Als nach 144 Runden die nächste Neutralisationsphase beginnt, verlängert sich seine Fahrzeit erneut, weil das Auto nur betankt wird. Nachdem Jani zuvor den Audi mit der Nummer 8 auf der Strecke niedergerungen hat, ist er Dritter. Ab Runde 167 liefert er sich einen aufregenden Kampf mit beiden Audis. Nach 172 Runden steigt Jani aus – das Auto liegt an dritter Position. Lieb übernimmt für die letzten 45 Minuten und verbessert sich noch auf den zweiten Platz.

Stimmen nach dem Rennen:

Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender Porsche AG: „Nach dem erfolgreichen Le-Mans-Wochenende sind wir hier mit großen Erwartungen angekommen. Die Zeit seit dem 14. Juni wurde gut genutzt, und wir haben hier heute mit zwei Doppelsiegen in der LMP1- und der GTE-Pro-Klasse gezeigt, wozu Porsche fähig ist. Dazu kann man den beiden Teams und allen Beteiligten nur gratulieren.“

Wolfgang Hatz, Vorstand Forschung und Entwicklung: „Zuhause auf dem Nürburgring im Qualifying und im Rennen die Plätze eins und zwei und dann im Rennen auch und nicht nur mit dem 919 Hybrid, sondern eben auch mit unseren beiden Porsche 911 RSR. Das muss jetzt erst einmal sacken. Alle haben herausragend gearbeitet und sind dafür belohnt worden.“

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Beim ersten WEC-Auftritt in Deutschland einen Doppelsieg einzufahren, ist natürlich traumhaft. Die neue Aerodynamik funktioniert sehr gut. Deswegen und mit den Punkten von heute ist unser Ziel ein Stückchen näher gerückt, nämlich die Hersteller-WM zu gewinnen. Dafür möchte ich mich auch bei dem ganzen Team daheim in Weissach bedanken. Wir freuen uns auf die kommenden vier Sechsstundenrennen.“

Andreas Seidl, Teamchef: „Wir haben in diesem Rennen eine Menge durchlebt, was der Sport so zu bieten hat. Beim Auto Nummer 17 hatten wir einen frühen Frontschaden, danach lief es aber reibungslos. Die Nummer 18 hingegen musste drei Mal zur Stop-and-Go-Strafe kommen, weil wir wegen eines technischen Problems die zulässige Energiemenge überschritten hatten. Die Fahrer haben nie aufgegeben und sich diesen zweiten Platz erkämpft. Außerdem war unsere Mannschaft mit den schnellsten Stopps wieder die Referenz in der Boxengasse. Vielen Dank auch an unseren Reifenpartner Michelin für die tolle Zusammenarbeit, die heute einen großen Anteil an diesem Erfolg hatte, speziell bei diesen hohen Temperaturen.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 17)

Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau): „Wir waren schon oft dicht dran am Sieg, jetzt hat es geklappt! Der Start war okay, aber bei der ersten Gelbphase nach neun Runden habe ich viel Zeit verloren, weil zwischen mir und unserem Schwesterauto einige Überrundete sehr langsam fuhren. Dann war ein Aeroteil an der Front beschädigt, weshalb wir meinen ersten Stopp vorgezogen haben. Anschließend haben wir uns an die Spitze vorgekämpft. Dabei haben wir zwar vom Pech des Schwesterautos profitiert, aber wir waren auch richtig gut.“

Brendon Hartley (25, Neuseeland): „Ich freue mich unglaublich über unseren Premierensieg. Nachdem Timo im ersten Stint etwas Pech hatte, lief bei uns alles gut. Mit der neuen Haube funktionierte das Auto wieder einwandfrei und ich konnte die Führung übernehmen, als das Schwesterauto eine Stop-and-Go-Strafe absitzen musste. Danach war es das Wichtigste, ruhig und konzentriert zu bleiben.“

Mark Webber (39, Australien): „Nach Le Mans der zweite Doppelsieg für unser Team ist einfach grandios. Es ist mein erster Porsche Triumph und für Brendon, Timo und mich natürlich ein ganz besonders großer Tag, aber es ist ein Teamerfolg. Die beiden fuhren überragend, wir hatten keine technischen Probleme und haben einen wichtigen Schritt für unsere Performance auf kürzeren Rennstrecken gemacht. Die Verkehrsdichte heute war teilweise wirklich brutal, aber wir haben es geschafft.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 18)

Romain Dumas (37, Frankreich): „Unser technisches Problem und die daraus resultierenden Strafen waren heute eine riesige Enttäuschung. Unter diesen Umständen ist Platz zwei ein tolles Ergebnis und natürlich auch klasse für die Marken-WM. Diese Aufholjagd gelang nur, weil wir insgesamt einfach stark waren an diesem Wochenende, und da möchte ich auch unbedingt die Boxenstopps erwähnen.“

Neel Jani (31, Schweiz): „Mein erster Stint war ein Traum – im Gegensatz zu Le Mans hat die Startphase super funktioniert. Dann haben uns die Strafen den Sieg gekostet. Auch die Kämpfe mit den Audi waren wieder interessant. Ich war im ersten Teil der Strecke schneller, konnte auch vorbei, aber dann musste ich Benzin sparen, sodass sie mich im zweiten Teil der Runde wieder schnappen konnten. Am Ende haben wir es aber doch geschafft, vor ihnen ins Ziel zu kommen.“

Marc Lieb (35, Ludwigsburg): „Schade, dass wir das Rennen wegen der Strafen nicht gewinnen konnten. Nach der Poleposition gestern waren wir sehr glücklich, aber heute war nicht unser Tag. Es ist schon wirklich frustrierend, wenn man über Funk an die Box geholt wird und dann dort tatenlos Zeit absitzen muss. Unabhängig von unserem Rennen: Es war eine grandiose Kulisse hier am Nürburgring, und das macht mich sehr stolz.“

Sechsstundenrennen Nürburgring (DE), Rennergebnis:

1. Bernhard/Hartley/Webber (D/NZ/AUS), Porsche 919 Hybrid, 203 Runden 2. Dumas/Jani/Lieb (F/CH/D), Porsche 919 Hybrid, – 1 Runden 3. Fässler/Lotterer/Tréluyer (CH/D/F), Audi R18 e-tron quattro, – 1 Runden 4. Di Grassi/Duval/Jarvis (BRA/F/GB), Audi R18 e-tron quattro, – 1 Runden 5. Davidson/Buemi/Nakajima (GB/CH/J), Toyota TS040 Hybrid, – 3 Runden 6. Wurz/Sarrazin/Conway (A/F/GB), Toyota TS040 Hybrid, – 4 Runden

FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, Stand nach 4 von 8 Läufen,

Fahrer:

1. Lotterer/Tréluyer/Fässler (D/F/CH), Audi, 95

2. Bernhard/Hartley/Webber (D/NZ/AUS), Porsche 78

3. Dumas/Jani/Lieb (F/CH/D), Porsche, 76

4. Tandy (GB), Porsche & Oreca, 66

5. Bamber/Hülkenberg (NZ/D), Porsche, 58

6. Di Grassi/Duval/Jarvis (BRA/F/GB), Audi, 52

Hersteller:

1. Porsche, 184

2. Audi, 151

3. Toyota, 89

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