„Gott schweigt“ – Bischof Ackermann predigt an Karfreitag über das Schweigen Gottes

Trier – Gottes Schweigen an Karfreitag ist „Zeichen für Gottes Wahrhaftigkeit, die den Schmerz nicht übergeht; ist Zeichen von Gottes Solidarität mit denen, die einsam und ohne Antwort leben oder sterben müssen. Gottes Schweigen des Karfreitags ist Zeichen für seine liebende Einfühlsamkeit, die Zeit lässt für Trauer und Klage“. Diese Deutung hat Bischof Dr. Stephan Ackermann in der Predigt an Karfreitag (2. April) im Trierer Dom gegeben.

Zwar stehe im Gegensatz zum Lärm und Schreien, das vermutlich bei der Kreuzigung Jesu geherrscht habe, „ein irritierendes Schweigen von dem, von dem man erwarten würde, dass er in dieser Situation ein Machtwort spricht: Gott selbst“, sagte der Bischof. Theologen gingen davon aus, dass die Erfahrung der Verlassenheit vom Vater vermutlich noch größer gewesen sei als die körperlichen Qualen Jesu. Doch statt eines Wortes des Trostes und der Bestätigung: schmerzhaftes, brutales Schweigen. „Kein erklärendes Wort, weder für Jesus noch für die Umstehenden. Gott schweigt.“

Von Ostern her gedacht könne man jedoch sagen: „Gott schweigt, aber er ist gegenwärtig.“ Der Bischof fragte, ob ein klärendes oder deutendes Wort in dieser Situation wirklich eine Hilfe gewesen wäre, und folgerte: „Manchmal ist es besser zu schweigen und zu bleiben, weil man ehrlich zugeben muss, auch keine Antwort zu haben; weil man spürt, dass eine vermeintliche Antwort nicht hilft – jetzt nicht hilft.“ Auch wenn Gottes Schweigen überaus schmerzhaft sei: „Gott wird aus Liebe zu uns Mensch und hält in Jesus und mit Jesus die Situation des Kreuzes aus.“

Der Bischof erinnerte daran, dass das bloße Bild des Kruzifix nicht die ganze Wahrheit zeige. Denn der Gekreuzigte „wird unsichtbar gehalten von den ausgebreiteten Armen des Vaters“. Dieses Bild habe einen Ausdruck in der Darstellung des sogenannten Gnadenstuhls gefunden: Jesus hängt am Kreuz, das nicht auf dem Boden steht, sondern der Querbalken wird von den Händen Gottes gehalten. „Der Gekreuzigte sieht den Vater in seiner Todesverlassenheit nicht. Und doch ist er da, steht er hinter ihm, stärkt ihm den Rücken.“ Die Karfreitagsliturgie wolle ermutigen, es Jesus gleich zu tun: „uns mit unserem Leben mehr und mehr loszulassen in das oft schweigende, aber immer gegenwärtige und uns umhüllende Geheimnis Gottes.“

Der Gottesdienst an Karfreitag wurde live auf www.bistum-trier.de und im Fernsehprogramm des OK54 Bürgerrundfunks übertragen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einem Vokalensemble der Trierer Dommusik unter Leitung von Domkapellmeister Thomas Kiefer. Auch die Osternacht am 3. April um 21.30 Uhr aus dem Dom wird übertragen. Die Empfangsmöglichkeiten sowie weitere Angebote an den Kar- und Ostertagen sind unter https://www.t1p.de/medial-mitbeten zu finden.

(JR)

 

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