Haarsträubender Wildwuchs

Friseure appellieren an Politik und die Solidarität der Gesellschaft

REGION. „Es muss dringend was passieren“, fasst Sabine Schömann-Kuhnen, Friseurmeisterin aus Hetzerath, die Situation im Friseurhandwerk zusammen. Sie sieht die Saloninhaber von der Politik im Stich gelassen. Sie vermisst aber auch, wie viele ihrer Kollegen, die Solidarität der Gesellschaft. „Die Politik hat unsere ganzen Bemühungen, die wir seit dem letzten Lockdown mit großem finanziellen Aufwand betrieben haben, schlichtweg missachtet. Unsere Hygienestandards in den Salons sind durch die Anordnungen der Berufsgenossenschaft höher als die der Landesverordnung“, führt sie an. „Ein Friseurbesuch bedeutet kein Infektionsrisiko. Mir sind keine Infektionen bekannt, die nachweislich durch einen Friseurbesuch entstanden sind.“ Und dennoch mussten auch die Friseursalons seit dem 16. Dezember schließen. Bis zum 31. Januar dürfen Friseure nicht öffnen und es dürfen keine Friseurdienstleistungen ausgeführt werden. Die Zeit danach? Ungewiss!

Die Regelung der Schließung und der Untersagung von Friseurdienstleistungen trifft alle gleich. Sollte man meinen, doch weit gefehlt! Schömann-Kuhnen bringt es auf den Punkt: „Schauen Sie sich doch die Fußballprofis, Politiker und einige Kunden an, die scheinbar nicht vor vier Wochen das letzte Mal auf einem Friseurstuhl saßen. Schömann-Kuhnen ist auch Obermeisterin der Friseur-Innung Bernkastel-Wittlich. Innungskollegen melden sich bei ihr und machen ihrem Ärger Luft. Bei vielen ist es reine Verzweiflung und die Angst vor der Zukunft. „Es macht schon traurig, wenn man hört, dass Friseurkollegen von Mitarbeitern und Kunden hintergangen werden. Der Salon darf nicht öffnen und der Kunde kontaktiert seinen Friseur privat und man trifft sich „auf einen Kaffee“ in den heimischen vier Wänden. Kurzum: Schwarzarbeit. Dieser Wildwuchs trifft die Saloninhaber schwer. Emotional wie finanziell. Denn wer sich jetzt frisieren lässt, der kommt nicht sofort nach dem Lockdown in den Salon. „Statt solidarisch gemeinsam die Zeit zu meistern wird gegen einander gekämpft. Das ist einfach sehr schade.“

In der Friseur-Innung Westeifel sieht die Situation nicht viel anders aus. Guido Wirtz, Saloninhaber aus Körperich, hat dazu noch mit der Grenznähe zu Luxemburg ein weiteres Problem. Denn in Luxemburg darf wieder frisiert werden. „Wir haben tolle Stammkunden. Die warten auf uns. Aber dem ein oder anderen wird die Zeit doch zu lange und er sieht sich gezwungen einen anderen Salon in Luxemburg zu besuchen. Auch wenn es vielleicht doppelt so viel kostet.“ Sein Appell als Obermeister richtet sich an alle Kunden: „Fragt euren Friseur bitte nicht, ob er eine Ausnahme macht und er euch die Haare schneidet. Ihr tut ihm damit keinen Gefallen. Wartet auf die Salonöffnung. Wir brauchen euch dann mehr denn je.“ Wirtz ist auch Landesinnungsmeister vom Landesverband Friseur & Kosmetik Rheinland. Besonders bemängelt er auch die schleppenden Unterstützungen von Seiten der Politik. „Versprechen alleine reicht nicht, das Geld muss auch kommen. Ich schätze, dass 30 Prozent der selbstständigen Friseure bundesweit diesen zweiten Lockdown nicht überleben werden.“ Wirtz ist vom Hygienekonzept der Friseure ebenso überzeugt wie seine Obermeisterkollegin Schömann-Kuhnen. Bei Einhaltung ist ein Friseurbesuch sicher! Er fordert: „Mit Ende Januar muss der Lockdown für die Friseure vorbei sein. Sonst ist es mit dem ein oder anderen Friseur bald vorbei.“

 

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