Internationaler Schlag gegen Callcenter-Betrüger gelungen – gemeinsame Aktion deutscher und kosovarischer Polizei- und Sicherheitsbehörden

Symbolfoto

Trier/Idar-Oberstein/Ansbach/Dresden. Am 11. November 2020 gelang es kosovarischen Sicherheitsbehörden, in enger Zusammenarbeit mit deutschen Ermittlungs- und Justizbehörde¬¬n, die Betreiber eines Callcenters im Kosovo, welches jahrelang im Bereich der “falschen Lotterie-Gewinnversprechen” agierte und primär betagtere Geschädigte betrogen hat, festzunehmen. Die Verdächtigen sind für zahlreiche Betrugstaten in der gesamten Bundesrepublik verantwortlich und erzielten Beute in Millionenhöhe.

Der Aktion vorausgegangen waren monatelange intensive Ermittlungen der zusammenwirkenden Kriminaldirektion Trier unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach, den Kriminalpolizeiinspektionen und Staatsanwaltschaften Ansbach und Dresden sowie den kosovarischen Behörden. Federführend bei dem Zusammenwirken der beteiligten Kriminalpolizeiinspektionen, Staatsanwaltschaften und kosovarischen Behörden zur Aktion im Kosovo war die Kriminaldirektion Trier.

In einer konzentrierten Aktion im Kosovo gelang es den kosovarischen Behörden und beteiligten Dienststellen insgesamt 13 Objekte zu durchsuchen, neun Tatverdächtige, hierunter auch die Köpfe der Bande, festzunehmen, sowie umfangreiches Beweismaterial sicherzustellen. Hierzu zählten neben Vermögenswerten wie hochwertigen Fahrzeugen auch umfassendes technisches Equipment zweier betriebener und nunmehr zerschlagener Callcenter, sowie Schusswaffen.

Die äußerst perfide Vorgehensweise der Täter war hierbei fast immer gleich: Zumeist rief die Bande ältere, alleinstehende Senioren in Deutschland an und suggerierte diesen einen Lotterie-Gewinn von mehreren hunderttausend Euro. Um den vermeintlichen Gewinn zu erlangen, wurden die Opfer zunächst dazu bewegt, für die Gewinnausschüttung anfallende Gebühren wie Transport-, Versicherungs- oder Notarkosten zu begleichen. Dies erfolgte durch Geldüberweisungen der Geschädigten ins Ausland, der Übermittlung von E-Cash-Codes, Einkaufsgutscheinen für große Internetportale oder persönliche Geldabholungen.

In unzähligen Telefonaten bauten die Täter eine regelrechte Vertrauensbasis zu den Opfern auf, die sie gezielt für ihre kriminellen Handlungen ausnutzten. Teilweise setzte die Bande sogar Geschädigte, mit der Erwartung, sie werden ihr verlorenes Geld zurückbekommen, unter Druck und veranlassten diese so, Geld bei anderen Geschädigten abzuholen. In vielen Teilen nahmen die Täter so enorme Geld- und Vermögenswerte an sich. Neben dem materiellen Schaden hatten die Anrufe für die Opfer auch häufig psychische Folgen.

Die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen den kosovarischen und deutschen Behörden sowie Beteiligten aus dem EU Projekt ‘IPA 2017’ des Center for International Legal Cooperation führte schließlich zum erfolgreichen Schlag gegen diese Art der organisierten Bandenkriminalität. Zudem gelang es auch der unterstützenden Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern die Ermittlungen wesentlich zu verdichten.

Ausgangspunkt der Ermittlungen der Kriminaldirektion Trier und Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach waren die Anzeigen einer 71-jährigen Frau aus dem Raum Idar-Oberstein und eines 64-jährigen Mannes aus Trier. Beiden wurde durch die Täter ein Lotteriegewinn von mehreren hunderttausend Euro versprochen. Um den Gewinn zu erhalten, wurden die Opfer aufgefordert, zunächst vermeintliche Gebühren zu entrichten. Insgesamt zahlte die 71-Jährige über 53.000 Euro in bar, per Überweisung oder in Form von E-Cash-Codes an die Betrüger. Der 64-jährige Trierer verlor einen niedrigen vierstelligen Betrag. Einen Lotteriegewinn erhielten beide nie. Wie den beiden Opfern erging es auch unzähligen weiteren Geschädigten in der Region Trier, Bad Kreuznach, der Pfalz und bundesweit.

Durch intensive Ermittlungen gelang es der Kriminaldirektion Trier zunächst zwei Verdächtige aus Trier und Neuwied zu ermitteln, welche Geldabholungen bei der 71-jährigen Frau durchzuführen versuchten. Die beiden Verdächtigen wurden selbst durch die gleiche Tätergruppierung betrogen und nun als Geldabholer eingesetzt.

Im Rahmen weiterer, umfangreicher kriminaltaktischer Maßnahmen gelang es schließlich, drei Tatverdächtige im Alter von 21 bis 24 Jahren zu ermitteln, welche am 27. November 2019 nach einer durchgeführten Geldabholung in Höhe von 4.700 Euro im südlichen Rheinland-Pfalz festgenommen wurden. Noch für den selben Abend hatten die Tatverdächtigen vier weitere Geld- und Goldabholungen in Bayern, Österreich und der Schweiz geplant.

Den drei in Deutschland festgenommenen, jungen Männern werden laut den gemeinsam von der Kriminaldirektion Trier und der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach geführten Ermittlungen insgesamt 19 Einzeltaten und die Mitverursachung von 270.000 Euro Schaden vorgeworfen. Die Hauptverhandlungen bei dem zuständigen Landgericht Bad Kreuznach dauern derzeit an.

Einer der drei Angeklagten organisierte die Taten zudem wesentlich im Kosovo mit, kümmerte sich in Deutschland um die Tatlogistik und stand in enger Verbindung zu den Hintermännern. Durch die weitere Zusammenarbeit und Ermittlungen im persönlichen Austausch mit den Staatsanwaltschaften und Polizeibehörden in Dresden, Ansbach, Niederbayern sowie kosovarischen Behörden gelang es schließlich die Hintermänner zu identifizieren, die Callcenter zu lokalisieren und zu zerschlagen.

Durch diesen Erfolg von länderübergreifender polizeilicher und staatsanwaltlicher Zusammenarbeit innerhalb Deutschlands sowie mit den kosovarischen Sicherheits- und Polizeibehörden konnten zurückliegende Taten geklärt und zahlreiche ältere Menschen vor erheblich größeren Schäden bewahrt werden. (ots)

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