Jobsuche: Chancen in der Stadt und auf dem Land fallen unterschiedliche aus

Wer auf Jobsuche ist, hat es nicht immer leicht. Schließlich möchte man in der Regel nicht irgendeine Stelle, sondern eine möglichst passende. So mancher Landbewohner denkt da vielleicht über einen Umzug nach, denn die Jobchancen auf dem Land gelten gemeinhin als schlechter. In den Ballungszentren gibt es schließlich meist weit mehr offene Stellenangebote. Doch das kann ein Trugschluss sein. Arbeitsmarktstudien zeigen, dass die Arbeitsmarktchancen auf dem Land und in der Stadt zwar nicht immer gleich sind, in ländlichen Regionen sind sie allerdings nicht zwingend schlechter.

Arbeitssuche auf dem Land fällt oft kürzer aus

Was Arbeitsmarktforscher beobachten, erscheint zunächst einmal paradox. Ein Blick in die regionalen Stellenangebote von Großstädten wie Köln offenbart sofort eine Menge offener Stellen. Das sieht natürlich auf dem Land ganz anders aus. Die Auswahl ist hier deutlich geringer. Und doch, statistisch gesehen, finden bei vergleichbarer Qualifikation Arbeitssuchende auf dem Land schneller wieder eine Beschäftigung als Suchende in der Stadt und auch die Arbeitslosenquote ist in der Stadt höher. Wie passt das zusammen? Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der Konkurrenzeffekt zwischen Jobsuchenden in den Städten höher ist. Es gibt also viele offene Stellen, aber eben auch viele Jobsuchende. Arbeitgeber haben mehr Bewerber, finden leichter passende Mitarbeiter und gehen entsprechend weniger Kompromisse ein. Dieser Effekt macht die Arbeitssuche in der Stadt trotz eigentlich guter Arbeitsmarktsituation schwieriger.

Der städtische Arbeitsmarkt bietet dennoch Vorteile

Auch wenn es so scheint, sind Arbeitssuchende in der Stadt also nicht unbedingt besser dran und müssen oft sogar länger suchen. Aber der städtische Arbeitsmarkt bietet andere Vorteile. Und zwar sowohl für Arbeitssuchende als auch für Unternehmen. Durch die größere Anzahl von Stellen und Suchenden wird die Passgenauigkeit erhöht. Bewerber finden leichter eine Stelle, die zu ihren Vorstellungen und Qualifikationen passt. Unternehmen können offene Stellen im Umkehrschluss mit sehr gut passenden Bewerbern besetzen. Außerdem haben es einige Berufsgruppen auf dem Land schwerer als in der Stadt, denn für spezialisierte Bewerber gibt es dort oft nur wenige oder gar keine passenden Stellen.

Foto I. Samkov von Pexels

Zahlen können trügen

Ob Jobsuchende nun tatsächlich in der Stadt oder auf dem Land die besseren Chancen haben, lässt sich nicht pauschal beantworten und hängt von vielen Faktoren ab. Zudem sind die Arbeitsmarktzahlen allein nicht unbedingt immer aussagekräftig. Beispielsweise ist es schwierig, Pendler darin zu erfassen. Bis zu zwei Drittel der Arbeitnehmer in großen Städten wohnen nicht innerhalb der Stadt in der sie arbeiten, sondern pendeln zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. Arbeitslose werden allerdings an ihrem Wohnort erfasst. Ländliche Gegenden im Umland von großen Städten können also eine sehr positive Arbeitslosenstatistik aufweisen, ohne wirklich viele ortsnahe Jobs aufweisen zu können. Diese gibt es stattdessen in der nahegelegenen Stadt. Auch die Qualifikation spielt hier eine Rolle. Gerade schlechter qualifizierte Arbeitnehmer ziehen die vermeintlich besseren Arbeitsmarktchancen häufig in die Stadt. Tendenziell werden dort aber eher besser qualifizierte Bewerber gesucht, die wiederum häufig lieber im Umland wohnen und pendeln. Auch das lässt die Arbeitslosenquote in der Stadt trotz vieler Angebote steigen. Angesichts der Komplexität des Arbeitsmarktes ist es also schwierig konkrete Aussagen zu treffen und Arbeitssuchende müssen letztlich ihren eigenen Weg finden – sei es nun in der Stadt, auf dem Land oder als Berufspendler.

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