Ukrainische Akw: Schwer kalkulierbare Risiken im Krieg

Saporischschja
Von Andreas Stein, Hannah Wagner und Albert Otti, dpa

Kiew (dpa) – Die Kampfhandlungen um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja lassen international Alarmglocken schrillen. Obwohl im größten Akw Europas keine Radioaktivität freigesetzt worden ist, sieht der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, die «sehr reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe» im Kriegsgebiet.

Bereits 1986 ereignete sich in der Ukraine ein verheerender Atomunfall, der als die größte Atomkatastrophe der zivilen Nutzung der Kernkraft gilt. Ein Block des damals noch sowjetischen Kraftwerks Tschernobyl explodierte. Verstrahlte Landstriche um den Meiler wurden gesperrt. Es gab Tausende Tote und Verletzte. Zehntausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt. Die vorübergehende Besetzung von des stillgelegten Akw zu Beginn der russischen Invasion löste kurzzeitig Sorgen um die Sicherheit der Atomabfälle vor Ort aus. Wie sicher sind die anderen ukrainischen Kernkraftwerke?

Wie ist die Lage in Saporischschja? Wer hat dort die Kontrolle?

Mehrfach wurde das Kraftwerksgelände übereinstimmenden Angaben von Russen und Ukrainern zufolge in den vergangenen Tagen beschossen. Moskau und Kiew geben sich gegenseitig die Schuld. Unabhängig überprüfbar sind die Vorwürfe beider Seiten nicht – auch, weil noch immer keine IAEA-Experten auf das von Russland besetzte Gebiet vorgelassen wurden. Die kritische Infrastruktur des Kraftwerks soll weiter intakt sein, doch durch den Beschuss sind nicht nur die Reaktoren potenziell gefährdet, sondern auch das kraftwerkseigene Atommüllzwischenlager.

Wie geht es dem Personal im besetzten AKW?

Im Kraftwerk arbeitet das ukrainische Personal fünf Monate nach der Eroberung durch russische Truppen weiter. Diese Mitarbeiter werden allerdings ukrainischen Angaben zufolge von Mitarbeitern des russischen Atomkonzerns Rosatom beaufsichtigt. Auf dem Kraftwerksgelände sollen sich zudem bis zu 500 russische Soldaten aufhalten und Gebäude auch als Lager für Militärtechnik nutzen. Auf der anderen Seite eines nahe gelegenen Stausees sind ukrainische Streitkräfte stationiert. IAEA-Chef Grossi warnte zuletzt, dass russische Streitkräfte keinen Druck auf das Personal ausüben dürfen. Denn mit dem Dauerstress steigt aus Sicht der IAEA auch das Risiko für Bedienungsfehler, die die Sicherheit des Akw gefährden könnten. Können solche Anlagen militärischen Angriffen widerstehen?

«Grundsätzlich sind militärische Angriffe nicht Teil des Designs von Kernkraftwerken», sagt Risikoforscher Nikolaus Müllner von der Universität für Bodenkultur in Wien. Akw sind so gebaut, dass sie Naturkatastrophen, Flugzeugabstürzen oder Terrorattacken standhalten können. Schutz gegen gezielte militärische Zerstörung sei kaum möglich. Der Wissenschaftler, der derzeit die Gefahren für ukrainische Akw untersucht, geht allerdings davon aus, dass ein versehentlicher Beschuss mit üblichen Waffen, wie er wahrscheinlich in Saporischschja stattgefunden hat, noch zu keinen fatalen Schäden am Reaktor-Schutzbehälter führt. Können auch ohne Schäden am Reaktor Sicherheitsmängel entstehen?

Die Zerstörung der externen Stromversorgung der Anlage könnte laut Müllner im schlimmsten Fall zu einer Kernschmelze führen. Falls die Notfallgeneratoren vor Ort intakt bleiben, lassen sich die Reaktoren noch einige Tage weiterkühlen. Wenn auch diese Aggregate oder die Dieselvorräte für ihren Betrieb zerstört werden, bleiben laut Müllner maximal 15 Stunden bis zum Atomunfall. Eine weitere Gefahr drohe durch Beschädigung von Dampfleitungen. Auch in diesem Fall sei das Kühlsystem in Gefahr. Die IAEA warnt außerdem davor, dass Sicherheitssysteme des Akw zerstört werden könnten und dass Einsatzpläne für den Fall eines Atomunfalls im Gefecht nicht mehr greifen. Seit dem Beschuss sind in Saporischschja bereits einige Strahlenmessgeräte defekt.

Wie ist die Sicherheitslage der anderen Akw in der Ukraine?

Die übrigen drei aktiven ukrainischen Atomkraftwerke sind derzeit nicht durch direkte Kampfhandlungen gefährdet. Am nahesten kamen russische Truppen bei ihrem Vormarsch im März mit knapp 100 Kilometern dem Kraftwerk im ebenfalls südukrainischen Gebiet Mykolajiw. Nach ihrem Rückzug sind sie jetzt aber etwa 140 Kilometer entfernt. Potenziell gefährdet durch russischen Beschuss von belarussischem Staatsgebiet aus ist das Kraftwerk Riwne in der Nordwestukraine. Es liegt nur knapp 65 Kilometer von der Grenze zum autoritär geführten und mit Russland verbündeten Belarus entfernt. Von dort wurden in den vergangenen Monaten mehrfach Raketen auf die Ukraine abgefeuert.

Wie würde sich ein Ausfall des Akw Saporischschja auf die ukrainische Stromversorgung auswirken?

Ukrainischen Angaben zufolge waren bis zum Beschuss am Wochenende drei der insgesamt sechs Reaktoren mit einer Nettoleistung von 2850 Megawatt in Betrieb. Einer der Blöcke wurde dann im Zuge einer Notabschaltung heruntergefahren. Dennoch exportierte die Ukraine am Montag weiter 660 Megawatt nach Polen, Rumänien sowie in die Republik Moldau und die Slowakei. Aufgrund des kriegsbedingten Wirtschaftseinbruchs um 30 bis 50 Prozent ist der ukrainische Strombedarf massiv zurückgegangen. Daher könnte das Land zumindest im Sommer einen Komplettausfall wohl kurzfristig verkraften. Für die Heizsaison im Winter ist jedoch wieder von erhöhtem Strombedarf auszugehen. 2021 stellten die Atomkraftwerke der Ukraine mehr als die Hälfte der Elektroenergieversorgung sicher.

 

 

Erfolg bei der Premiere im „Green Park“ in Düsseldorf

Foto: pd/Eifel-Mosel-Zeitung

Classic Days Festival of Culture & Motoring Lifestyle erstmals in der Landeshauptstadt

Düsseldorf. Mit den Classic Days kam in diesem Jahr am ersten Augustwochenende eine bekannte und etablierte, familienfreundliche Veranstaltung nach Düsseldorf. In 14 Bereichen zeigten die Enthusiasten des veranstaltenden Vereins Classic Days, was Ehrenamt heute stemmen kann und boten mit liebevoll dekorierten Arealen die „ganze Welt der Klassiker“ und eine wirklich ungewöhnliche Zeitreise. Weiterlesen

Stausee in USA gibt menschliche Überreste frei

Las Vegas (dpa) – Im Stausee Lake Mead nahe der US-Metropole Las Vegas sind zum vierten Mal seit Mai dieses Jahres menschliche Überreste zum Vorschein gekommen.

Nach einem Notruf seien am Samstag an einem Strand im Erholungsbereich des Sees, dessen Wasserstand infolge der Dürre stark gesunken ist, Teile eines menschlichen Skeletts gefunden worden, teilte die Nationalparkverwaltung NPS mit. Polizeitaucher hätten die Überreste geborgen. Der Gerichtsmediziner versuche nun, die Todesursache festzustellen. In der gleichen Gegend waren bereits am 25. Juli skelettierte Überreste eines Menschen entdeckt worden. Weiterlesen

China verlängert Manöver – «Warnung an USA und Taiwan»

Peking/Taipeh (dpa) – Mit einer Verlängerung der Manöver rund um Taiwan hat China die Spannungen um die demokratische Inselrepublik weiter angeheizt. Ungeachtet der ursprünglichen Ankündigungen, wonach die «Kampfübungen» in der Luft und zur See am Sonntag zu Ende sein sollten, dauerten sie am Montag noch an. Die Volksbefreiungsarmee habe sich in der Meerenge der Taiwanstraße auf «gemeinsame Einsätze gegen Unterseeboote und zum Angriff auf See konzentriert», berichtete das chinesische Staatsfernsehen.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Peking, Wu Qian, bezeichnete die Manöver als «notwendige Warnung an die USA und Taiwan». Es sei eine «angemessene» Reaktion auf deren «Provokationen». Die Spannungen seien «bewusst» von den USA geschaffen worden, indem die Vorsitzende des Repräsentantenhauses in Washington, Nancy Pelosi, vergangene Woche gegen Widerstand aus Peking nach Taipeh gereist sei. Weiterlesen

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Kiew (dpa) – Während die ukrainische Armee im östlichen Gebiet Donezk weiter unter Druck bleibt, hat Präsident Wolodymyr Selenskyj neue Waffenlieferungen durch Partner angedeutet. Landesweit gab es am Abend Luftalarm, aus mehreren Regionen wurden Explosionen gemeldet. Angespannt bleibt die Lage auch um das Atomkraftwerk Saporischschja. Am Sonntag wurde es erneut beschossen. Kiew und Moskau beschuldigten sich gegenseitig dafür.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International versucht nach einem umstrittenen Bericht über die Kriegsführung der ukrainischen Armee, sich von der russischen Propaganda zu distanzieren. Derweil suchen internationale Stars nach ihrer politischen Position. Weiterlesen

Weiter Kampf gegen Feuer im Grunewald

Berlin (dpa) – Die Berliner Feuerwehr hat ihre Löscharbeiten bei dem Brand im Grunewald am Montag fortgesetzt und will im Tagesverlauf versuchen, näher an den dortigen Sprengplatz heranzukommen.

Ziel sei es, den Gefahrenbereich zu verkleinern, sagte ein Feuerwehrsprecher am Morgen. Die Lage im Einsatzgebiet sei stabil, aber noch nicht unter Kontrolle.

Das Feuer war in der Nacht zu Donnerstag auf dem Sprengplatz ausgebrochen. Tonnenweise alte Granaten, Munition und beschlagnahmte Feuerwerkskörper lagerten in Gebäuden auf dem Gelände. Weiterlesen

Gaza-Waffenruhe hält – Keine neuen Angriffe

Tel Aviv/Gaza (dpa) – Eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe im Gaza-Konflikt hat vorerst Bestand. Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv bestätigte am Montagmorgen, es seien seit der Waffenruhe am Sonntagabend keine neuen Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Auch die israelische Armee habe keine neuen Ziele in dem Küstenstreifen angegriffen.

Nach dreitägigen Kämpfen trat die Waffenruhe um 23.30 Uhr Ortszeit (22.30 Uhr MESZ) in Kraft. Beide Seiten hatten zuvor separat ein Ende der Angriffe erklärt. Israel verkündete am Montag die Öffnung der Grenzübergänge in den Küstenstreifen am Mittelmeer für humanitäre Lieferungen. Weiterlesen

Lukaschenko gerät im Ukraine-Krieg unter Druck

Krieg
Von Ulf Mauder, dpa

Minsk (dpa) – Die Schlacht gegen Alexander Lukaschenko als «Europas letzten Diktator» gibt Swetlana Tichanowskaja auch zwei Jahre nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Belarus nicht auf. Dass sich der 67-Jährige nach mehr als einem Vierteljahrhundert an der Macht hält, verdankt er vor allem Kremlchef Wladimir Putin im benachbarten Russland.

Aus Sicht Tichanowskajas dient er sich deshalb auch immer wieder als Unterstützer in Putins Krieg gegen die Ukraine an. «Lukaschenko ist ein Kollaborateur», sagt Tichanowskaja der Deutschen Presse-Agentur aus ihrem Exil im EU-Land Litauen heraus.

Die von Lukaschenko als «Extremistin» zur Fahndung ausgeschriebene 39-Jährige wird von vielen Menschen als Siegerin der Wahl vom 9. August 2020 gesehen. Heute betrachtet sie den Krieg in der Ukraine auch als schicksalhaft für ihr Land. Weiterlesen

Empörung nach Roger-Waters-Äußerungen zu Ukraine-Krieg

Washington (dpa) – Der britische Musiker Roger Waters hat mit Äußerungen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine für Empörung in Kiew und für Beifall in Moskau gesorgt. US-Präsident Joe Biden «schürt das Feuer in der Ukraine», sagte der Mitbegründer der Band Pink Floyd dem US-Moderator Michael Smerconish in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. «Das ist ein großes Verbrechen.»

Waters behauptete gegen den Widerspruch Smerconishs, die USA verlängerten die Dauer des Krieges. Wenn Biden wolle, wäre der Krieg «morgen beendet». Weiterlesen

Armee in Donezk weiter unter Druck – Sorge um Atomkraftwerk

Kiew/Moskau (dpa) – Nach dem Beschuss des südukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja wächst die Gefahr einer weiteren Eskalation des Krieges. Russland und die Ukraine warfen sich am Sonntag erneut gegenseitig vor, das AKW-Gelände beschossen zu haben.

Wegen der Vorfälle an Europas größtem Atomkraftwerk drängt die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) darauf, Zugang zu der Anlage zu bekommen, die von russischen Kräften besetzt ist. Auch der vorherige Angriff am Freitag «unterstreicht die sehr reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe, die die öffentliche Gesundheit und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen könnte», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Samstag. Weiterlesen

Feuerwehr will Gefahrenbereich um Sprengplatz verkleinern

Berlin (dpa) – Die Folgen des Brandes auf dem Sprengplatz im Berliner Grunewald bergen weiter große Gefahren für die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte wollen näher an das Zentrum des Szenarios heranrücken. Ziel sei es, den Gefahrenbereich zu verkleinern, sagte Feuerwehrsprecher Mario Witt am Sonntag.

Es gehe darum, die Einsatzkräfte näher an den Sprengplatz heranbringen zu können und im Wald weiter aktiv sein zu können. An vielen kleinen Stellen brennt es immer wieder. Der Einsatz wird nach den Einschätzungen noch Tage dauern. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen