Picknick mit GUILDO in Klausen – einfach MEISTERlich !

Foto: Tobias Marenberg

Klausen. Am vergangenen Sonntag, 12.07.2020 war es endlich soweit: Guildo Horn und seine Band die Orthopädischen Strümpfe und seine Fans durften im Rahmen von „Kultur an der Wallfahrtskirche“ endlich wieder aufeinander treffen. Es war der erste Auftritt von Guildo Horn ohne Barrieren seit 4 Monaten. Entsprechend war die Freude bei allen Beteiligten groß.

Das Schlager-Picknick-Konzert war schon vor seit einem Monat binnen einer Stunde ausverkauft und sollte mit 350 Personen auf dem Bolzplatz neben der Wallfahrtskirche Klausen das größte Open-Air-Konzert in Deutschland unter Corona gewesen sein. Viele Gäste kamen aus der Region um Trier, aber auch Fans aus Köln und Hessen waren dabei.

Die weiteste Anreise hatte Andreas Brenninger aus Erding (Bayern). „Es war alles super organisiert, unaufgeregt und mit höchstem Wohlfühlfaktor.“ war Brenninger nicht nur vom Konzert total begeistert. Für den ehrenamtlichen Veranstaltungskoordinator Tobias Marenberg und sein Team muss diese Rückmeldung wie Musik in den Ohren klingen, da die Rahmendaten gemäß der Corona Verordnung und dem entsprechenden Hygienekonzept unzählige Stunden an Vorarbeit gekostet haben. „Wir sind alle sehr froh, dass wirklich alles an diesem Tag gepasst hat: Sommerliche Temperaturen, gut gelaunte und disziplinierte Gäste, ein tolles Helferteam und ein wie immer gut aufgelegter Guildo und seine Band.“ resümiert Marenberg.

Foto: Tobias Marenberg

Der Meister hatte einen bunten sommerlichen Blumenstrauß an Schlager dabei und gab diese zwei Stunden (ohne Pause) zum Besten. Von „Ich find Schlager toll“ über „Griechischer Wein“ bis zu „Tränen lügen nicht“ war alles dabei. Im Schatten der Wallfahrtskirche durfte natürlich auch „Wunder gibt es immer wieder“ nicht fehlen.

Während es sich die Besucher am Anfang mit leckerem Essen und etwas zu trinken gemütlich gemacht haben, wurde diese dann durch Guildo in den Party Modus gebracht. Guildo suchte immer wieder den Kontakt zu seinen Fans und ging mit Maske mit der Trierer Porta Nigra und Sicherheitsabstand durch die Reihen. Das Konzert war für alle wie Urlaub – zu mindestens für zwei Stunden.

„Unsere spontane Idee mit den Sommer-Picknick-Veranstaltungen hat in vielfacher Hinsicht funktioniert: Zum einen ist das Konzept auf unserem tollen Außengelände super von den Zuschauern angenommen worden und zum anderen konnten wir einen Kultur-Impuls in der Region setzen und Künstlern eine Bühne bieten. Das waren bestimmt nicht die letzten Picknick-Veranstaltungen in Klausen.“ resümiert Pater Albert Seul OP.

Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel kommt am 19.07.2020

Zum Abschluß der Picknick-Veranstaltungen wird am 19.07.2020 (19 Uhr) der Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel mit der musikalischen Lesung „Courage zeigen“ erwartet. Karten gibt es noch im Dorfladen Klausen und bei Ticket Regional (www.ticket-regional.de/WallfahrtskircheKlausen).

Interview mit Guildo Horn

Foto: Franz Peter Wasser

Am Rande des Schlager-Picknick-Konzerts an der Wallfahrtskirche Klausen wurde es noch etwas ernster:  Pater Albert Seul OP hat mit Guildo Horn gesprochen und ihn z.B. zu seiner Corona Zeit, Homeschooling und die Kirche befragt. Das komplette Interview ist auch auf dem YouTube Kanal der Wallfahrtskirche Klausen abrufbar.

Pater Albert Seul: Wie hast Du die bisherige Corona-Zeit persönlich erlebt?

Guildo Horn: „Die letzten Monate sind bei mir etwas anders verlaufen, als bei vielen anderen: Von jetzt auf gleich wirst du abgestellt, erhältst sozusagen Berufsverbot und muss zu Hause sitzen. Die Auftragsbücher waren voll, die Konzerte waren ausgebucht und dann darf man plötzlich seiner Bestimmung nicht mehr nachgehen. Das war schon eine heftige Zeit. Nach einer Weile habe ich mich „selbst-technisch“ gemacht. Ich habe Geburtstagsglückwunsch-Videogramme gemacht und daraus ist dann eine Radio-Tätigkeit für WDR 4 entstanden. In dieser Zeit habe ich zu Hause viel getextet und rund 140 Titel aufgenommen und verschickt.“

Pater Albert Seul: Wie war es für Dich konkret im „Home Office“ mit „Homeschooling“?

Guildo Horn: „Die Corona-Zeit ist viel stressiger für mich als mein normaler Alltag. Ich bin die ganze Zeit zu Hause mit der Familie und den kleinen Kindern. Homeschooling gehört natürlich auch dazu. Die Schulen waren auf Online Unterricht nicht vorbereitet und die ganze Verantwortung wurde auf die Eltern geworfen. Zusätzlich ist der Job erstmal weg und Du muss trotzdem Gas geben und Dich neu erfinden um irgendwie Geld zu verdienen. Durch die Radio-Tätigkeit habe ich in der Woche 14 Titel getextet und aufgenommen, dabei wusste ich vor Corona nicht mal wie eine Aufnahmemaschine funktioniert, da habe mich völlig reingefuchst. Das ist vielleicht das einzig Positive: Ich kann mittlerweile besser Gitarre spielen und weiß mit meiner Hard-Disk-Maschine Sachen zu produzieren. Was das Homeschooling angeht, ich hatte den Eindruck die wichtigen Sachen wurden auf die Eltern abgeschoben. „Mama und Papa werden es schon richten.“ Jede Woche kam dann ein Zettel rein mit dem was du dann zu erfüllen hast. Das fand ich echt hart. Ich bin von Hause aus auch studierter Pädagoge und habe in diesem Beruf gearbeitet. Deshalb glaube ich, dass die Kinder in der Zeit ganz andere Probleme gehabt haben als jeden Tag 3-4 Stunden etwas abzuarbeiten. Die Kinder haben einfach gemerkt irgendetwas stimmt nicht und mussten lernen damit umzugehen. Deshalb hätte ich den Schwerpunkt pädagogisch anders gesetzt.

Es war, bzw. ist immer noch wirklich keine einfache Zeit. Da war der Kessel auch schon mal ganz oben. Wir haben das große Glück, wir wohnen auf dem Land und können raus. Viele Familien haben das nicht und die haben mir wirklich leidgetan. Ich rede ja natürlich aus einer etwas privilegierteren Position. Ich meckere, aber ich glaube viele andere noch mehr Grund zu meckern haben.“

Pater Albert Seul: Wie nimmst Du die Kirche in der Corona-Zeit wahr?

Guildo Horn: „Für die Kirche ist das eigentlich eine gute Ausgangsposition. In den letzten Jahren hat man sich gefragt: Was hat die Kirche denn noch für eine Existenzberechtigung? Uns geht’s doch allen gut. Die Kirchen verlieren ja auch  immer mehr an Zulauf. Und jetzt haben wir eine Krise und da guckt man wieder auf die Kirche mit ihren Werten. Da tut die Kirche was für die Leute und ist da. Das ist super.

Am Ende ist es aber auch alles Personenabhängig. Die Kirche und die handelnden Personen sollten einfach Mensch sein und nicht so die große Moral-Keule über allem wehen lassen. Jeder macht ja auch Fehler. Ich bin zwar vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, aber bei den Werten sind die katholische Kirche und ich auf dem gleichen Schiff unterwegs. Und aktuell sind die christlichen Werte wertvoller denn je. Der Planet ist im Moment am zerfallen, das hängt auch mit den Führungs- und Vorbild Positionen zusammen. Verhält sich einer unmoralisch denken andere das dürfen sie dann eben auch. Es bedarf Menschen, die einen Wertekatalog vorstellen, vertreten und sich daran halten. Zu einer modernen Kirche muss dringend die gleichgeschlechtliche Partnerschaft dazugehören. Bei diesem Thema verliert die Kirche auch die, die eigentlich dazugehören.“

Pater Albert Seul: Warum bist Du bei manchen Menschen zu umstritten?

Guildo Horn: „Ich weiß, dass ich anscheinend polarisiere. Ich bin aber nicht auf der Welt um mich selbst zu reflektieren. Dem einen gefällt es und dem anderen aber nicht. Ich bin Schlagersänger und ein Vieleck. Ich mach alles. Ich bin mal ernst und mal humoristisch und ich haue auch mal Dinge raus, die vielleicht das Selbstverständnis berühren und der Rest ist einfach Klischee. Die meisten Menschen, die die Figur Guildo Horn ablehnen, haben diese noch nie gesehen und erlebt. Die reden über irgendein mediales Ding und lange Haare und das im Jahr 2020. Oftmals ist vielleicht auch die Frage: Der macht sich doch über uns lustig!? Ich glaube, ich habe mich noch nie über Menschen lustig gemacht. Das ist überhaupt nicht meine Intention. Wenn ich über etwas lache, dann ist es in erste Linie über mich selber. Weil ich finde, nur wenn man über sich selbst lachen kann, hat man das Recht auch über andere zu lachen. Am Ende mache ich ja auch Wertevermittlung. Und ich möchte die Werte vermitteln bei denen ich am nächsten Tag noch in den Spiegel gucken kann.“

 

 

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