Stadtgrün: Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas

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Im Zuge des Klimawandels und der zunehmenden Urbanisierung rückt das Stadtgrün immer mehr in den Fokus. Es kann einerseits die Lebensqualität in der Stadt nachhaltig erhöhen und andererseits einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Allerdings bringen vor allem Bäume in städtischen Gebieten auch gewisse Probleme mit sich und können hier zur Gefahr werden, wenn sie nicht richtig gepflanzt sowie gepflegt werden. Stadtgrün ist also zwar wichtig für die Verbesserung des Mikroklimas, muss allerdings richtig umgesetzt werden, damit sich dessen positive Effekte entfalten können.

Mikroklima – eine Definition

Dass es im globalen Kontext unterschiedliche Klimazonen gibt, ist den meisten Menschen bewusst. Weniger bekannt ist jedoch, dass es auch in deutlich kleineren Bereichen klimatische Unterschiede geben kann. Die Sprache ist beispielsweise vom städtischen Mikroklima, das sich von jenem auf dem Land unterscheidet. Durch die Besonderheiten in der Stadt entstehen nämlich kleinräumige klimatische Verhältnisse, die einen direkten Einfluss auf die Bewohnerinnen und Bewohner haben. Dieses Mikroklima möglichst angenehm zu halten, ist daher ein wichtiges Ziel in der Stadtentwicklung. Zum besseren Verständnis ein anschauliches Beispiel: Eine geteerte Straße heizt sich im Sommer übermäßig auf und strahlt dadurch noch mehr Hitze ab, wohingegen es in einem schattigen Innenhof angenehm kühl bleibt. Es gibt somit verschiedene Einflussfaktoren auf das Mikroklima in der Stadt: Gibt es Windschneisen oder nicht? Herrscht eine direkte Sonneneinstrahlung? Welche Eigenschaften haben die urbanen Oberflächen? Diese und viele weitere Fragen müssen im Rahmen der Stadtentwicklung beantwortet werden, um ein bestmögliches Mikroklima zu kreieren.

Die Chancen durch „richtiges“ Stadtgrün

Das Stadtgrün spielt dabei eine essentielle Rolle, denn es wirkt nicht nur passiv, sondern aktiv auf das städtische Mikroklima. Die begrünten Flächen reagieren also auf die Witterungsverhältnisse, anders als beispielsweise Straßen oder Dächer. Die Pflanzen nehmen im Rahmen der Photosynthese einen Gasaustausch vor und zugleich geben sie Wasser an die Umgebung ab. Stichwort: Verdunstung. Unterm Strich bedeutet das gleich drei Chancen von Stadtgrün für das Mikroklima, sofern es richtig eingesetzt wird:

  1. Es entzieht der Umgebung Energie und damit Hitze, sprich Stadtgrün kühlt urbane Regionen aktiv ab.
  2. Die Pflanzen verhindern die Entstehung von Wärmeströmen, welche viele Stadtbewohner als belastend empfinden, und haben dadurch einen positiven Einfluss auf das klimatische Empfinden.
  3. Das Stadtgrün erhöht die Luftfeuchtigkeit und verringert dadurch die Belastung durch Schmutzpartikel, Pollen & Co in der Luft. Das führt zu einer besseren Luftqualität und damit zu einem gesteigerten Wohlbefinden.

Dieser Effekt von Stadtgrün ist so stark, dass der richtige und ausreichende Einsatz von Pflanzen sogar Klimageräte in der Stadt ersetzen kann. Das spart wertvolle Energie und schont erneut die Umwelt sowie das Klima, während die Pflanzen dieselbe Kühlleistung nicht nur klimaneutral vollbringen, sondern sogar förderlich für das Klima in der Stadt sowie im Allgemeinen. Hinzu kommen natürlich weitere Funktionen von Stadtwäldern, Parks und Grünflächen: Sie dienen beispielsweise als soziale Treffpunkte, als Ausgleich zum urbanen Alltag, als Lebensraum für Tiere, als Frischluftschneise in der Stadt – und damit ist die Liste an Chancen durch Stadtgrün noch lange nicht zu Ende.

Die Risiken durch „falsches“ Stadtgrün

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Dennoch gibt es auch eine Schattenseite, die zum Tragen kommt, wenn das Stadtgrün falsch gesetzt wird. Nicht nur, dass es dann all die positiven Effekte nicht oder nicht in vollem Ausmaß entfalten kann – schlimmstenfalls drohen sogar Gefahren. Bäume sind hierbei das wichtigste Beispiel, denn sie haben hohe Anforderungen an ihren Standort, um wachsen und dadurch ihre Aufgabe im Mikroklima erfüllen zu können. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, drohen Bäume zu verkümmern, abzusterben oder schlimmstenfalls sogar instabil zu werden. Kommt es zu einem Umstürzen solcher Bäume, resultitert daraus eine unmittelbare Gefahr für die Stadtbewohner. Wichtig ist deshalb, dass Stadtgrün nicht dem Zufall überlassen wird, sondern Teil der Stadtplanung ist; und dass dabei Experten zu Rate gezogen werden, welche sich mit den richtigen Standorten für die jeweiligen Pflanzen, Frischluftschneisen & Co auskennen.

Mikroklima verbessern mit Hilfe von Stadtgrün

Da es sich um ein solch komplexes, aber essentielles Thema handelt, wurde das „Weißbuch Stadtgrün“ entwickelt. Es umfasst konkrete Handlungsempfehlungen für Städte, wenn es um Maßnahmen rund um das Stadtgrün geht. So können diese besser in die Stadtplanung sowie -entwicklung einbezogen werden, um das Mikroklima nachhaltig zu optimieren. Hierfür kommt eine Vielzahl an Formen infrage, die das Stadtgrün einnehmen kann: Dazu gehören zum Beispiel klassische Grünflächen wie große Spielwiesen oder weitläufige Parks. Aber auch begrünte Gebäude gewinnen im urbanen Raum zunehmend an Bedeutung, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Zudem kann Stadtgrün entweder konkreten Erholungswert bieten, beispielsweise als Parkanlage, Spielbereich, Gartenanlage, Sportfläche oder Naturschutzfläche, oder es erfüllt einen passiven Zweck in Form von Straßenbäumen, Straßengrün auf einem Kreisverkehr oder auch als Friedhof. Es gilt daher, die verschiedenen Ausprägungn von Stadtgrün je nach Kontext sinnvoll einzusetzen, um für das Mikroklima und die Lebensqualität der Stadtbewohner das Meiste aus den Maßnahmen herauszuholen.

Fazit

Die Natur hält immer mehr Einzug in die Stadt, was richtig und wichtig ist, denn sie hat einen positiven Einfluss auf das Mikroklima und die Lebensqualität im Allgemeinen. Die Stadtbewohner sowie der Umwelt- und Klimaschutz können daher von Stadtgrün umfassend profitieren – allerdings nur, wenn dieses richtig eingesetzt wird. Kommt es hingegen zu Fehlern im Umgang mit Stadtgrün wie falsch gepflanzten Bäumen, können sich die positiven Effekte nicht entfalten oder es entstehen, schlimmer noch, konkrete Gefahren. Es handelt sich daher um ein Thema, das in der Stadtplanung und in der Städtebauförderung rasant an Bedeutung gewinnt und das „Weißbuch Stadtgrün“ oder entsprechende Experten sollten dabei zu Rate gezogen werden.

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