Unzuverlässigkeit des rheinland-pfälzischen Impfkoordinators

Unzuverlässigkeit des rheinland-pfälzischen Impfkoordinators

MdB Erwin Rüddel/CDU, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Bundestages

Das Land behauptet in einer Meldung des Landesministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie vom 19. Januar 2021: „Die vorliegenden Lieferangaben zeigen aber, dass Rheinland-Pfalz bis dahin in jedem Fall etwa 30.000 Impfdosen weniger bekommen wird, als bisher nach den Zusagen eingeplant wurde“. Dass Termine aktuell verschoben werden müssten, tue dem Impfkoordinator Dr. Alexander Wilhelm, leid, aber es ginge in der derzeitigen Situation nicht anders. Bereits seit Montagabend (18. Januar 2021) kenne das Land die neuen Zahlen des Bundes und müsse nun darauf reagieren.

In der SWR-Sendung „Zur Sache Rheinland-Pfalz“ vom 21. Januar 2021 bestätigt Impfkoordinator Dr. Wilhelm, dass das Land keine Impfdosen für die Zweitimpfungen zurücklegen würde. Er halte die Kritik jedoch für unbegründet. Rheinland-Pfalz würde ein „rollierendes System“ anwenden. Das basiere jedoch auf den zugesagten Lieferungen des Bundes und wäre am Montag wegen der Lieferengpässe von Biontech zurückgenommen worden. Auf die Frage, ob sich die Landesregierung verkalkuliert habe, antwortete Dr. Wilhelm, dass sich die Landesregierung auf die verbindlichen Lieferzusagen des Bundes verlassen habe. Erstimpfungen müssten nun verschoben werden, Zweitimpfungen finden mit Wochenverzug statt.

Fakt ist, dass der Bund zunächst folgende Impfdosen dem Land Rheinland-Pfalz zugesagt hat:

  Anzahl Dosen 2020 08. Januar 18.-19. Januar 25.-26. Januar 01.-02. Februar 08.-09. Februar 15.-16. Februar Gesamt
11.01.2021 68.250 34.125 34.125 34.125 34.125 34.125 34.125 273.000
18.01.2021 68.250 34.125 40.950 29.250 35.100 35.100 35.100 277.875
Differenz 0 0 +6.825 -4.875 +975 +975 +975 +4.875

D.h., dass der Bund punktuell wegen der Lieferengpässe von Biontech in der Woche vom 25. Januar 2021 insgesamt 4.875 Impfdosen weniger liefern kann, in Summe jedoch mehr Impfdosen an das Land Rheinland-Pfalz liefert. Insbesondere gleicht die Mehrmenge an Lieferungen in dieser Woche, den Engpass in der kommenden Woche aus.

Es stellt sich daher die Frage, weshalb der Impfkoordinator von 30.000 Impfdosen weniger spricht und die entsprechende Anzahl an Impfterminen verschieben muss. Hierbei ergeben sich mehrere Vermutungen zur Erklärung:

  • Zweitimpfdosen wurde nicht zurückgehalten, daher mehr Impfdosen verimpft als künftig Impfstoff durch den Bund geliefert würde; damit hätte man schlecht gerechnet, was nun zulasten vereinbarter Impftermine und Zweitimpfungen geschieht.
  • Es wurden mehr Termine vereinbart, als Impfdosen zugesichert. In den vergangenen Tagen wurden bis zu 10.000 Impfungen pro Tag in Rheinland-Pfalz durchgeführt. Im Wochenschnitt wären das 40.000-50.000 Impfungen pro Woche und würde schon die durch den Bund ursprünglich zugesagte Menge an wöchentlichen Impfdosen bei weitem übersteigen.
  • Man hat seitens des Landes bereits seit Wochen auf die „6. Impfdosis“ gesetzt, welche pro Durchstechflasche möglich ist und daher bereits mehr Termine vereinbart, als durch den Bund Impfdosen zugesagt worden sind bzw. die EMA diese 6. Impfdosis überhaupt zugelassen hat.

Aus den Impfquoten bezogen auf Pflegeeinrichtungen lässt sich ablesen, dass ein Großteil des Impfstoffes mit großem Abstand in den rheinland-pfälzischen Impfzentren verimpft wurde und man in den Pflegeeinrichtungen nur schleppend vorankommt. Bisher haben erst rund die Hälfte aller Pflegeheimbewohner eine Erstimpfung erhalten; am 20. Januar 2021 wurden laut RKI nur rund 300 Pflegeheimbewohner in Rheinland-Pfalz geimpft. Gerade das ist jedoch der sensibelste Bereich.

Die Glaubwürdigkeit des rheinland-pfälzischen Impfkoordinators ist dahin, wenn man hohe Impfquoten in der Bevölkerung auf Kosten der Schwächsten und Ältesten in der Gesellschaft austrägt. Bereits vor zwei Wochen hatte die CDU Rheinland-Pfalz Zweifel an den Fähigkeiten des Impfkoordinators geäußert: nach einem überaus schleppenden Start des Rheinland-Pfalz in Sachen Impfungen hat man nun versucht, den Prozess zu beschleunigen basierend auf Annahmen, denn auf Fakten.

Jeder wusste und weiß, dass nur derjenige Impfstoff verimpft werden kann, der produziert ist. Und klar war immer, dass es nach Zulassung erster Impfstoffe bei riesigem weltweitem Bedarf zu Lieferengpässen kommen wird. Es sind nicht Regierungen, die Impfstoffe entwickeln und produzieren, sondern Pharmaunternehmen. Es ist klar kommuniziert, dass die jetzt diskutierte verzögerte Lieferung durch Biontech/Pfizer aus einem Fabrikumbau in Belgien resultiert, der zur Erhöhung der Lieferkapazitäten führen soll. Dies nun gegen die Bundesregierung zu instrumentalisieren, ist mehr als boshaft und zeugt vom Versuch, Wahlkampf mit möglichst schnellen Impfungen zu machen.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen