Zukunftskonferenz „Wiederaufbau Ahrtal und Eifel“

Unter dem Motto „Blick nach vorne – Konferenz zur Zukunft des Ahrtals“ hatte der erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Ahrweiler und Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags Horst Gies (CDU) Experten und Bürger zu einer Zukunftskonferenz zum Wiederaufbau des Ahrtals am 7. September 2021eingeladen. Vor Ort dabei war auch Staatssekretärin Nicole Steingaß (SPD).

Dr. Karl-Heinz Sebastian

Dr. Karl-Heinz Sebastian, gebürtig aus Rech an der Ahr und einem der am stärksten betroffenen Dörfer, ist Gründungspartner der renommierten Unternehmensberatung Simon Kucher & Partner in Bonn, hatte einen bemerkenswerten und mehr als angebrachten Vorschlag gemacht.

“Warum nur Wiederaufbau Ahrtal“?

Dr. Sebastian stellt die berechtigte Frage: Wieso soll es nur „Wiederaufbau Ahrtal“ heißen? Der Titel der Zukunftskonferenz „Wiederaufbau Ahrtal“ fokussiert zu sehr und wirkt ausgrenzend, waren doch große Teile der Eifel in den Landkreisen Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich und Vulkaneifel von der gleichen Unwetterkatastrophe betroffen.

Dr. Karl-Heinz Sebastian stellte seinen Titel-Vorschlag der Zukunftskonferenz auf „Wiederaufbau Ahrtal-Eifel“ auszuweiten sowohl Staatssekretärin Steingaß (SPD) im Innenministerium, als auch dem erste Beigeordneten und MdL Horst Gies (CDU) vor. Die verheerenden Folgen der Hochwasser- und Flutkatastrophe vom 14./15.Juli 2021 haben nicht nur das Ahrtal, sondern auch die Eifel (vor allem die Region Südeifel und die Ortschaften an der Kyll, Nims und Prüm) betroffen.

Es geht Dr. Sebastian nicht darum, den Kreis der von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen und Regionen möglichst groß zu fassen, sondern darum, die Stärken, die Potentiale und die Besonderheiten, die das Ahrtal (u.a. Weinbau, Gourmet, Wanderwege, Pflege und Gesundheit in Bad Neuenahr, Nähe zu den Metropolen und Kulturstätten Bonn und Köln) und die Eifel (u.a. Nationalpark, Maare, Nürburgring) für den Wiederaufbau haben, herauszustellen und zu nutzen. In Kombination dieser und weiterer Besonderheiten und Stärken von Ahrtal und Eifel lassen sich völlig neue Optionen schaffen, die den sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Wiederaufbau stützen und forcieren können.

Die Eifel-Mosel-Zeitung sprach mit Dr. Sebastian über seinen Vorschlag: Zukunftskonferenz „Wiederaufbau Ahrtal und Eifel“

EMZ: Führt Ihr Vorschlag, den Gegenstand der Zukunftskonferenz von „Wiederaufbau Ahrtal“ auf „Wiederaufbau Ahrtal und Eifel“ auszuweiten, nicht dazu, sich zu verzetteln, so dass die anstehenden Maßnahmen in der Folge dann an Tat- und Wirkungskraft verlieren werden?

Dr. Sebastian: Nein, die Gefahr sehe ich nicht. Es ist zu unterscheiden in Maßnahmen, die sofort zu ergreifen sind, um das Nötigste und Drängendste zu tun, und in Maßnahmen, die jetzt zu entscheiden sind, um langfristig die gemeinsamen und gebündelten Stärken und Chancen von Ahrtal und Eifel zu nutzen.

EMZ: Was nützt es aber, langfristig das Richtige zu tun, wenn es im Hier und Heute am Nötigsten fehlt wie z.B. eine durchgängige und gesicherte Strom-, Wasser- Internet- und Energieversorgung, ganz zu schweigen von einer lückenlosen Kommunikation in und zwischen den betroffenen Gebieten und Menschen?

Dr. Sebastian: Das eine (die Dinge richtig tun) schließt das andere (die richtigen Dinge zu tun) nicht aus.

EMZ: Aber stehen die politischen Entscheidungsträger nicht unter Druck, schnell handeln und sofort liefern zu müssen?

Dr. Sebastian: Ja, die verantwortlichen Politiker stehen unter Druck. Deshalb ist es wichtig, dass reiner Aktionismus sie nicht dran hindert, die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft des Ahrtals und der Eifel zu stellen.

EMZ: Was sind für Sie die „richtigen Weichenstellungen“?

Dr. Sebastian: Maßnahmen, die die technische, verkehrs- und soziale Infrastruktur betreffen und die die Gebiete und Menschen in Ahrtal und Eifel miteinander verbinden, sind für mich Weichenstellungen. So kann es meines Erachtens kein Zweifel daran bestehen, sowohl die Eifel- als auch die Ahrtalbahnstrecke mit Priorität und Nachdruck wiederherzustellen und auszubauen. Das geschieht natürlich nicht über Nacht, sondern wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

EMZ: Haben die Menschen, die Ahrtaler, die Eifler und die Politiker solch einen langen Atem?

Dr. Sebastian: Den müssen sie haben und den werden sie haben, wenn man ihnen die Gründe, die Ziele und die Chancen erklärt und transparent macht. Der Wiederaufbau von Ahrtal und Eifel wird ein steiniger und langer Weg werden, der die Menschen aber, und hier zitiere ich Seneca, zu den Sternen führen wird.

EMZ: Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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