Gesellschaft
Von Erich Reimann, dpa
Düsseldorf (dpa) – Armut hat in Deutschland mittlerweile viele Gesichter. Über zwei Millionen Menschen suchen regelmäßig Unterstützung und eine kostenlose Mahlzeit bei den Tafeln – so viele nie zuvor. Millionen Menschen können ihre Wohnung nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht angemessen heizen. Und fast jeder zweite Konsument gab kürzlich bei einer Umfrage der Unternehmensberatung EY an, wegen der der explodierenden Lebenshaltungskosten nur noch das Nötigste einzukaufen.
Doch ist der Anstieg der Armut keine plötzliche Entwicklung, die nur auf die Corona-Pandemie, den Ukrainekrieg und die dadurch verursachte Explosion der Energie- und Lebensmittelpreise zurückzuführen ist. Nach dem am Donnerstag vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaflichten Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichten Verteilungsbericht 2022 hat die Armut in Deutschland schon im vergangenen Jahrzehnt deutlich zugenommen.
Die Quote der sehr armen Menschen, die weniger als 50 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben, sei zwischen 2010 und 2019 um gut 40 Prozent auf 11,1 Prozent der Bevölkerung gestiegen, berichtete das WSI darin. Zur Einordnung: 2010 lag das gewichtete Haushaltseinkommen pro Kopf im Mittel demnach bei 21 219 Euro, 2019 bei 24 037 Euro. Weiterlesen