Amerikanischer Psychoanalytiker und Psychiater, Enkel eines Auswanderers aus Schweich
Bis weit ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts wurde Homosexualität nicht nur von großen Teilen der amerikanischen Bevölkerung, sondern auch von Psychoanalytikern und Psychiatern als Störung und Fehlentwicklung, teilweise sogar als Krankheit, angesehen. Die älteste Berufsvertretung der US-Psychoanalytiker, die American Psychoanalytic Association (APsaA), verweigerte Menschen, die sich offen als Homosexuelle bekannten, eine Tätigkeit an ihren Einrichtungen. Erst 1973 wurde Homosexualität von der größten US-Psychiater-Vereinigung, der American Psychiatric Association (APA), offiziell aus der Liste der Krankheiten gestrichen. Gleichwohl änderte sich dadurch die Einstellung von Psychiatern und Psychoanalytikern nicht von einem Tag auf den anderen. Unter den Persönlichkeiten, die die konventionelle Haltung der Psychoanalyse reformierten, kommt Richard Isay besondere Bedeutung zu. Für Isay beruhte Homosexualität nicht auf einer Fehlentwicklung der kindlich-ödipalen Phase, sondern er sah sie als eine genauso „natürliche“ sexuelle Orientierung wie die Heterosexualität. Weiterlesen