Carl Schurz

Obwohl sich unter den Millionen deutscher USA-Einwanderer viele hoch befähigte Persönlichkeiten befanden, gilt Carl Schurz seit langem als bedeutendster Deutschamerikaner und als „Symbolfigur des Deutschamerikanertums schlechthin“ (Henry Marx). Was viele nicht wissen: Die Wiege dieses berühmten Mannes stand in der Eifel.

Carl Schurz wurde 1829 auf dem Wasserschloss Gracht bei Liblar (heute Teil Erftstadts) als Sohn des Dorfschulmeisters Christian Schurz und dessen Ehefrau Marianne geboren. Dort bewirtschafte sein Großvater Heribert Jüssen als Pächter das adlige Gut. Carl Schurz, dessen Vorfahren Bauern aus den Dörfern westlich von Bonn waren, schwärmte noch im Alter von der gewaltigen Leibesstärke dieses Großvaters. Trotz großer finanzieller Probleme schickte Christian Schurz seinen Sohn aufs Gymnasium in Köln, wo Carl 1846 Abitur machte, um danach in Bonn Geschichte und Philologie zu studieren. Hier lernte er den Publizisten und Professor Gottfried Kinkel kennen, an dessen Seite Schurz aktiv an der Revolution von 1848/49 teilnahm. Nach der Weiterlesen

Adam Contzen

„Contzen hat unter den politischen Autoren des zeitgenössischen katholischen Deutschland zweifellos den ersten Platz eingenommen, er war mehr als jeder andere Schriftsteller für die politische Theorie verantwortlich, auf die sich die katholischen Reichsfürsten des 17. Jahrhunderts stützten.“ Diese Bewertung des US-Historikers Robert Bireley SJ entspricht der Einschätzung des Contzen-Forschers E.-A. Seils, der den lang anhaltenden europaweiten Einfluss der Staatsphilosophie des 1571 in Monschau geborenen jesuitischen Vordenkers untersucht hat.

Contzen entstammte einer angesehenen Monschauer Familie; ansonsten ist von seiner Herkunft und Jugend kaum etwas bekannt. 1588 nahm er seine Studien am renommierten Kölner Jesuitenkolleg, dem heutigen Dreikönigsgymnasium, auf und beendete sie drei Jahre später mit dem Abschluss als Magister. Es folgten Jahre als Jesuitennovize in Trier, Köln und Münster, bevor der vielversprechende Eifler zum Theologiestudium an die Jesuitenakademie nach Mainz wechselte. Contzen, ausgestattet mit einer grandiosen Sprachbegabung, spezialisierte sich auf Bibelexegese. Neben der Gelehrtensprache Latein, in der er alle seine Weiterlesen

Carl Georg Schillings

Als sich Carl Georg Schillings 1896 als Jagdgast der Ostafrika-Expedition seines Freundes, des eifelstämmigen Unternehmersohnes Max Schoeller, anschloss, war Afrika für Europäer ein noch weithin unerforschter und gefährlich-dunkler Kontinent. Um mit Großmächten wie dem Britischen Empire oder Frankreich mithalten zu können, hatte das deutsche Kaiserreich erst wenige Jahre zuvor dort Kolonien erworben. Die Europäer waren von dem unerschöpflich scheinenden Reichtum der Tierwelt ebenso überwältigt wie von ihrer Höherwertigkeit gegenüber der einheimischen Bevölkerung überzeugt. Afrika galt als Jagdparadies, in dem mutige Männer die eindrucksvollsten Trophäen gewinnen konnten. Von solcher Hoffnung auf beutereiche Jagdgründe war auch Carl Georg Schillings erfüllt.

Schillings war 1865 in Düren als Sohn des Gutsbesitzers Carl Schillings und dessen zweiter Ehefrau Johanna Antonia Brentano zur Welt gekommen; sein jüngerer Bruder Max wurde später als Komponist, Dirigent und Theaterintendant bekannt. Den Schillings gehörte der stattliche Weyerhof in Gürzenich bei Düren, dessen wald-, wasser- und wildreiche Ländereien einem naturbegeisterten Jungen wie Weiterlesen

Christian Ludwig König

„Die Orgel wird seit alters und zu Recht als die Königin der Instrumente bezeichnet, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt und die Fülle des menschlichen Empfindens zum Schwingen bringt“ (Papst Benedikt XVI). Wer die Geschichte dieses prachtvollen Instruments studiert, dem muss es als merkwürdig passend erscheinen, dass ausgerechnet eine Familie mit dem Namen König zu den großartigsten Baumeistern der Königin der Instrumente zählt. Stammvater dieser Meisterfamilie war der Schweizer Johann König (1639–1691) aus Solothurn, aber anfangs des 18. Jahrhunderts zog ein bedeutender Zweig dieses Geschlechts in die Eifel. Balthasar König, der Vater von Christian Ludwig König, war im bayerischen Ingolstadt aufgewachsen und hatte sich von dort zu Lehr- und Wanderjahren aufgemacht. Als 27-Jähriger ließ er sich 1711 in Münstereifel nieder und errichtete dort seine eigene Werkstatt. Mit der Entscheidung für diese Eifelstadt hatte er eine gute Wahl getroffen. Von dort aus konnte er nicht nur wichtige Aufträge wie etwa Weiterlesen

Johann Baptist Hoffmann

Als im Jahr 2000 im Nordosten Indiens der neue Bundesstaat Iharkhand gegründet wurde, nahmen von diesem Ereignis in Deutschland verständlicherweise nur wenige Menschen Notiz. Dabei hätte man gerade in der Eifel Grund gehabt, den Blick auf diesen Teil des aufstrebenden Riesenlandes zu richten. In Ranchi, der Hauptstadt des neuen Bundesstaates, wirkte viele Jahre lang ein Eifler, dessen Name dauerhaft mit der Geschichte dieser fernen Region verbunden ist: Johann Baptist Hoffmann SJ aus Wallendorf.

Der spätere Jesuitenpater wurde 1857 im idyllischen Grenzdorf am Zusammenfluss von Sauer und Our als Erstgeborener des Landwirts Gerhard Hoffmann und dessen Ehefrau Margarethe Lorenz geboren. Auf die Schulzeit in Echternach folgte die gymnasiale Ausbildung auf dem Jesuitenkolleg im nordbelgischen Turnhout. Nach dem Abitur 1877 trat Hoffmann als Novize in den Jesuitenorden ein und wurde noch im gleichen Jahr nach Kalkutta im damals zum britischen Weltreich gehörenden Indien entsandt. Der Bauernsohn verfügte über eine grandiose Weiterlesen

Helmut Mathy

Auch wenn man den am 14. Mai 1934 in Kinheim geborenen Helmut Mathy nicht mehr zur „Flakhelfer-Generation“ zählen kann, so gehörte er doch wie seine Vornamensvettern Helmut Rahn (Jg. 1929) und Helmut Kohl (Jg. 1930) zu denjenigen Deutschen, deren Kindheit und Jugend wesentlich vom Zweiten Weltkrieg geprägt wurden. Schon sehr früh wurde dem Sohn des Winzers Nikolaus August Mathy und dessen Ehefrau Anna (geb. Ames) bewusst, wie einschneidend Politik und Geschichte in das Leben eingreifen. Helmut Mathy besuchte die katholische Volksschule in Kinheim 1940–1948 unter den Notbedingungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre.

Der Übergang zu ruhigeren gesellschaftlichen Verhältnissen ging für ihn einher mit dem 1948 erfolgten Wechsel an das Internat der Staatlichen Kurfürst-Balduin-Aufbauschule in Münstermaifeld, wo er im Weltmeisterjahr 1954 Abitur machte.
Mit der Wahl der Studienfächer Geschichte, Germanistik, Pädagogik, Philosophie und Latein an den Universitäten in Bonn, München, Innsbruck und Wien schien Mathy auf den Beruf des Gymnasiallehrers Weiterlesen

Helena Stollenwerk

Die 1852 in Rollesbroich/Simmerath geborene Nordeiflerin Helena Stollenwerk war die Tochter des Fuhrmanns und Ackerers Hans Peter Stollenwerk und dessen dritter Ehefrau Anna Maria Bongard. Bei Menschen mit einem solchen sozialen Hintergrund heißt es oft, sie kämen „aus einfachen Verhältnissen“. Hinter diesem Ausdruck verbirgt sich aber auch in diesem Fall eine höchst komplexe Lebenswelt, reich an Glück, aber auch an Leid. Bei der Geburt Helenas war ihr zweimal verwitweter Vater bereits 67 Jahre alt, die Mutter 28 Jahre jung. In der ersten Ehe waren dem Vater acht Kinder geboren worden, von denen drei taubstumm waren.

Nachdem seine zweite Frau früh verstorben war, wurde seine dritte Ehe außer mit Helena noch mit einer weiteren Tochter Carolina gesegnet. Deren frühen Tod als Vierjährige erlebte der tatkräftige und in seiner Gemeinde hoch angesehene Vater nicht mehr, da er wenige Monate zuvor im Mai 1857 verstorben war. Seine junge Witwe, Helenas Mutter, Weiterlesen

Philipp Karl München

In verblüffender Fülle brachte die Dudeldorfer Familie München (später: München) im 18. Jahrhundert Persönlichkeiten von besonderer Befähigung hervor. Neben dem Juristen Philipp Karl, der die Hauptfigur dieses Portraits bildet, könnte man – keineswegs abschließend – noch nennen: seinen Bruder Johann Jakob (1768–1858), der 40 Jahre lang Pfarrer in Speicher war und als legendärer „Speicherer Här“ einer der bekanntesten Eifelpriester des 19. Jahrhunderts wurde, oder deren Vetter, den Pfarrer und Philosophieprofessor Dominik Konstantin München (1763–1818) sowie dessen Bruder Pfarrer Dr. Wendelin München (1765–1837). In den folgenden Generationen zählten Angehörige dieser Familie zur Elite des luxemburgischen Bürgertums, darunter Philipp Karls Enkel Alphonse Munchen (1850–1917), der vor dem 1. Weltkrieg Bürgermeister der Stadt Luxemburg war.

Dieses „Phänomen München“ hat tiefe genealogische Wurzeln. Der Jurist München und seine Theologen-Vettern entstammten als Enkel des Friedensrichters J. N. München und dessen Ehefrau Katharina Brand Familien der lokalen Oberschicht, die seit Generationen Gerichtsschreiber, Zunftmeister und Weiterlesen

Nikolaus Benedikt Conrath

Neben Karlsbad zählt das ebenfalls in Westböhmen gelegene Franzensbad zu den berühmtesten Kurorten der Welt. Ob Goethe, Beethoven, Hochadel oder gewöhnliche Bürger – sie alle hofften dort auf die Heilkraft der Moorbäder und Heilquellen. Hervorragende Mediziner konkurrierten um die Ehre, in solch noblem Umfeld wirken zu dürfen. Angesichts dessen ist es umso erstaunlicher, dass sich im 19. Jahrhundert an beiden Orten Eifler Mediziner in der ersten Reihe der Bade- und Brunnenärzte behaupteten: der Kueser Arzt Kronser in Karlsbad und der Neuerburger Brunnenarzt Conrath in Franzensbad.

Nikolaus Benedikt („Nicolas“) Conrath wurde 1776 als ältester Sohn des aus Altwies (Bad Mondorf) zugezogenen Nikolaus Conrath und dessen zweiter Ehefrau, der Neuerburgerin Maria Katharina Kehmen, in der kleinen Westeifelstadt geboren. Zwischen ihm und seinem jüngsten Bruder Jakob, der ein halbes Jahrhundert lang Pfarrer in Schankweiler war, lag ein Altersunterschied von 21 Jahren, was den Jüngeren zu Beginn ihres lebenslangen herzlichen Briefkontakts veranlasste, Weiterlesen

Mario Adorf

Adorf – der Name klingt wie eine moderne Sprachschöpfung zur abstrakten Bezeichnung von Orten: von Adorf über Bdorf bis Zdorf. Im Zusammenhang mit Mario Adorf gehört er aber in die erstaunliche Reihe der berühmten Namen, die sich mit dem Eifelgebiet nahe der Nürburg verbinden.

Neben der legendären Rennstrecke wäre hier die Burg Aremberg zu nennen, von der ein ruhmreiches Geschlecht des europäischen Hochadels seinen Namen herleitet, oder Adenau, das sich durch Konrad Adenauer in die Geschichte eingeschrieben hat. Mario Adorf, dessen Familienname auf den bei Gilgenbach und Leimbach gelegenen Hof Adorf verweist, hat längst einen höheren Bekanntheitsgrad erreicht als die Herzöge von Arenberg oder der erste Kanzler der Bundesrepublik. Der prominente Schauspieler ist Enkel des in Mayen geborenen Sattlermeisters Caspar Adorf (1865–1918). Dieser Eifler Großvater steht am Anfang der ausgeprägten internationalen Note, die für Mario Adorf so typisch ist. Caspar Adorf heiratete eine Elsässerin und betrieb in Zürich ein erfolgreiches Weiterlesen

Gerhard von Malberg

Um das Jahr 1241, als mongolische Krieger bis nach Mitteleuropa vordrangen, wurde Gerhard von Malberg zum sechsten Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt. Sein genaues Geburtsjahr ist ebenso ungewiss wie sein Sterbejahr, aber Malbergs Leben umfasste ungefähr den gleichen Zeitraum wie das von Kaiser Friedrich II. (1194–1250), den Gerhard vermutlich persönlich gut kannte. Die einzelnen Stationen auf dem Weg Malbergs bis in die Nähe des Hohenstaufers sind unbekannt, aber sicherlich spielten verwandtschaftliche Beziehungen eine wichtige Rolle. Gerhard von Malberg war als Sohn des Grafen Theoderich von Are Spross eines einflussreichen Eifler Uradelsgeschlechts. Seine Mutter Agnes von Malberg hatte die unter Trierer Oberhoheit stehende Herrschaft an der Kyll in die Ehe eingebracht. Von Malbergs ersten Lebensjahrzehnten ist nur bekannt, dass er heiratete und Vater zweier Söhne wurde.

Eine Wende in seinem Leben scheint der Tod seiner Frau bewirkt zu haben. Der adlige Familienvater trat in den Deutschen Orden ein, was unter anderem Weiterlesen

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