Johann Peter Forens

Vor 200 Jahren, im Sommer 1812, griff die größte Streitmacht, die die Welt bis dahin gesehen hatte, unter dem Befehl Kaiser Napoleons das zaristische Russland an. Von den über 500 000 europäischen Kriegern unter der Fahne Frankreichs blieben mehr als 400 000 als Tote zurück. Da die russischen Verluste insgesamt noch größer waren, forderte diese verheerende Niederlage Napoleons über eine Million Opfer. Zu den wenigen Soldaten, die nicht nur diese Megakatastrophe, sondern auch die anderen Kriegszüge des Korsen überlebten, gehörte der 1784 geborene Eifler Bauernsohn Johann Peter Forens. Die erhaltenen Notizen, auf denen Forens die Stationen seines Lebens als französischer Soldat festhielt, lassen trotz ihrer Kürze die blutige Dramatik der damaligen Zeit ahnen. 1912 wurde sein Kriegstagebuch von Pfarrer Kilburg in der Zeitschrift „Trierische Chronik“ erstmals auszugsweise der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der seltene Familienname Forens, den man schon um 1700 in Plein findet, hat bis heute seinen Schwerpunkt in diesem Weiterlesen

Johann Hubert Schmitz

„Welches ist die Wurzel des heutzutage zunehmenden Ungehorsams gegen die Obern und der verminderten Ehrfurcht vor Greisen und welches sind die Mittel, diesen Uebeln zu steuern?“ So lautet der bemerkenswerte Titel einer 1837 preisgekrönten Abhandlung, deren Verfasser sich in den folgenden Jahrzehnten einen Namen als einer der großen Eifler Persönlichkeiten seines Jahrhunderts machte: Johann Hubert Schmitz, 1807 in Manderscheid als Erstgeborener des Friedensrichters Johann Heinrich Schmitz und der aus Hontheim stammenden Gertrud Magdalena Cremer zur Welt gekommen. Sein Patenonkel war Johann Hubert Schmitz (1764–1836) aus Dackscheid, der sich als Pfarrer, Volkserzieher, Naturforscher und Impfpionier hohe Anerkennung erwarb und mit dem sein gleichnamiges Patenkind oft verwechselt wird. Der Manderscheider J. H. Schmitz studierte nach dem Abitur in Trier Theologie und wurde dort 1834 zum Priester geweiht. Nach einer Zeit als Kaplan in Wittlich war Schmitz ab 1838 Pfarrer in Gillenfeld. Dort wirkte er fast zwei Jahrzehnte lang als Seelsorger und entfaltete Weiterlesen

Leopold Joseph Graf Daun

Der 1705 in Wien geborene Reichsgraf Daun zählt als Feldherr und Militärreformer zu den illustren Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte. Aber sein Name trügt nicht: die Wurzeln seiner Familie liegen in der Eifel. Jahrhundertelang herrschte Leopolds Adelsgeschlecht von der Dauner Burg aus unter der Oberhoheit des Trierer Kurfürsten über zahlreiche Ortschaften im Eifel-Mosel-Raum. Der Weggang nach Wien erfolgte erst mit Leopolds Großvater Wilhelm Johann (1621–1706), der als Feldmarschall die Reihe der großen Militärs aus dieser Familie begründete.

Leopold, Sohn des Feldmarschalls Wirich Philipp Graf Daun (1669–1741), war nach den standestypischen Karriereplanungen für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen. Aber es zeigte sich früh, dass es den Offizierssohn nach Neigung und Begabung wie so viele Verwandte zum Militär zog. Sein Vater ließ ihn daraufhin in dem von ihm geführten Infanterieregiment ausbilden. Teils wegen der väterlichen Unterstützung, teils aufgrund seiner Fähigkeiten machte Leopold schnell Karriere als Offizier. Mit 22 Jahren war er Oberst, Weiterlesen

Hans Bast Nicolai

Wenn Unauffälligkeit eine wichtige Eigenschaft für Verbrecher ist, dann eignete sich Hans Bast Nicolai schlecht zum Kriminellen. Schon aufgrund seiner Körpergröße von 192 cm, mit der er den Durchschnitt um 25 cm überragte, fiel der um 1735 geborene Schmied aus dem Kondelwald weit und breit auf wie ein bunter Hund. Hinzu kam sein eindrucksvoller kerniger Körperbau. Ein Bildnis Nicolais ist nicht überliefert, aber Zeitzeugen schilderten sein Aussehen – wie das seiner Töchter – als schön. Nicolais herkulische Erscheinung machte den Spross einer ehrbaren Hofmannsfamilie aus Bonsbeuren zu einem überaus stattlichen Grenadier und Gardisten. Wie lange er als Soldat diente und ob er tatsächlich unehrenhaft entlassen wurde, weil er die Frau eines Offiziers verführt hatte, ist wie das Meiste aus seinem Leben nicht bekannt.

In das trübe Licht der Geschichte trat Nicolai erst im revolutionären letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Als die französischen Revolutionstruppen die linksrheinischen Gebiete eroberten und Weiterlesen

Johannes Haw

Nicht nur bei Bier und Wein haben sich Moselfranken seit langem als Meister der Erzeugung berühmter alkoholischer Getränke erwiesen. Sogar der einst vom ausgewanderten Eifler Hubert Grommes in den USA produzierte Whisky genoss einen exquisiten Ruf. Weniger bekannt dagegen ist, dass auch in der frühen Anti-Alkohol-Bewegung Eifler eine führende Rolle spielten: Die Priester Josef Neumann (1856–1912) aus Dudeldorf und Johannes Haw (ausgesprochen: Hau) aus Schweich.

Die Wurzeln des 1871 geborenen Bauernsohns Haw lagen in den Südeifelorten unweit Triers. Peter Haw, sein Vater, kam aus Bekond, die Mutter Barbara Hoff aus Schweich. Der junge Johannes Haw wurde von Gesundheitsproblemen geplagt, die so schwerwiegend waren, dass für ihn der Beruf des Bauern nie ernsthaft in Betracht kam. So beschritt er den typischen Weg begabter Eifler Bauernkinder und bereitete sich im Trierer Konvikt als Schüler des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums auf ein geistliches Leben vor. Haw war Teil jenes Abiturjahrgangs 1891, dem auch die an dieser Weiterlesen

Simon Salomon

Ein jüdischer Intellektueller aus der Eifel gehörte einst zu den erstaunlichsten Autoren Berlins: der 1873 in Speicher geborene Simon Salomon, der unter dem Pseudonym „Siegbert Salter“ eine höchst vielseitige Aktivität entfaltete. Seine Biographie ist erst ansatzweise erforscht, aber das bereits Bekannte lässt auf einen außergewöhnlichen Geist schließen.

Simon Salomons Wurzeln lagen im Eifel-Mosel-Raum. Sein aus Treis gebürtiger Vater Levy führte in Speicher ein Textilwarengeschäft, die Mutter Sara stammte aus der Wittlicher Dublon-Familie. Über seine Großmutter Theresia Isay aus Schweich war er verwandt mit jüdischen Wissenschaftlern von internationalem Rang, die alle dieser Schweicher Isay-Familie entstammten, darunter die Trierer Juristen Rudolf und Hermann Isay oder die Biologen Jacques und Leo Loeb aus Mayen. Der Bildungsweg des jüdischen Dorfjungen begann auf der Speicherer Volksschule. Auffallend ist, dass er danach in Trier auf ein Realgymnasium wechselte, also nicht auf das berühmtere Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, die Bildungsanstalt so vieler eifelstämmiger Theologen; vermutlich wollten Simons Eltern ihn Weiterlesen

Mathieu Molitor

Spätestens seit 2009 kann keine Rede mehr davon sein, dass Mathieu Molitor „vergessen“ sei. Als in jenem Jahr im Kreismuseum Bitburg-Prüm eine Ausstellung einen Einblick in das Werk des 1873 in Pickließem geborenen Bildhauers, Malers und Grafikers gewährte, so war das zwar für viele eine Entdeckung. Ganz unbekannt war Molitor allerdings auch vorher nicht. Dafür sorgten allein schon seine meisterhaft gestalteten Figuren vor „Auerbachs Keller“ in Leipzig. Wer diese durch Goethes „Faust“ weltweit berühmt gewordene Lokalität besucht, dessen Blick wird nicht an den Figurengruppen „Faust und Mephisto“ vorbeigehen können, die Molitor dort 1913 aufstellte. Allein schon dieser Auftrag zeigt, welch enormes Ansehen der Eifler vor einem Jahrhundert in der sächsischen Metropole genoss. Leipzig, eine der größten und wichtigsten Städte des Kaiserreichs, war seit 1899 Wohnsitz und Wirkungsort von Molitor. In diesem Zentrum von Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur entwickelte sich Molitor zu einem der wichtigen deutschen Künstler jener Zeit.

Der Weiterlesen

Willibald Kirfel

Es gibt genug gute Gründe, sich mit Indien zu beschäftigen. Indien gehört zu den Nationen, die das 21. Jahrhundert maßgeblich prägen werden. Schon heute leben weit mehr als eine Milliarde Inder und alle fünf Jahre nimmt die Bevölkerung Indiens etwa um die Einwohnerzahl Deutschlands zu. Im Jahr 2025 wird es vermutlich mehr Inder als Chinesen geben. Über diese aktuelle Bedeutung hinaus zählen die Kulturen Indiens zu den ältesten und eindrucksvollsten überhaupt.

Noch vor den Griechen formulierten indische Denker hoch komplexe religiöse und philosophische Vorstellungen. Unter den modernen Europäern waren es gerade deutsche Gelehrte, die wesentlich zur Erforschung dieser altindischen Zivilisationen beigetragen haben und damit ihrerseits wiederum die europäische Kultur vielfältig beeinflussten. Im 20. Jahrhundert wurde ein Eifler zu einem der international führenden Indologen: Willibald Kirfel, Sohn eines Volksschullehrers aus dem heute zu Hellenthal gehörenden Reifferscheid.

Der 1885 geborene Willibald besuchte drei Jahre lang die Rektoratsschule Schleiden, Weiterlesen

Friedrich Eis

„In der Tat trägt dieser Siegeszug der Auswanderungsbewegung alle Zeichen einer krankhaften seelischen Erregung an sich“. Mit diesen allzu kritischen Worten charakterisierte 1932 der Historiker Dr. Joseph Scheben (1901–1973) die 100 Jahre vorher stattgefundene Emigration aus der Eifel. Besonderes Augenmerk schenkte Auswanderungsexperte Scheben dabei der Abwanderung aus der Hocheifel, speziell dem damaligen Kreis Adenau. Im Gegensatz zu den meisten anderen Forschern sah er in der Amerika-Auswanderung keine unmittelbare Folge elender Verhältnisse: „Die Jahre 1816 und 1817 sahen eine Riesennot in der Hocheifel, doch niemand wanderte aus.“ Erst zehn Jahre später habe eine größere Auswanderung eingesetzt und sogar erst 1841/42 sei infolge von Briefen ausgewanderter Eifler das „große Auswanderungsfieber“ ausgebrochen. Die Zahl der Menschen, die damals in der Eifel Haus und Hof verließen, ist in der Tat dramatisch hoch. So zogen im 19. Jahrhundert allein aus dem kleinen Arbach rund 100 Einwohner nach Übersee. In den Nachbardörfern verhielt es sich ähnlich. Weiterlesen

Nikolaus Kronser

Das tschechische Karlsbad zählt zu den berühmtesten Kurorten der Welt. Kaiser und Könige, aber auch Größen des Geistes und Geldes, machten den Bäderort ebenso bekannt wie die 1819 dort gefassten historisch so bedeutsamen „Karlsbader Beschlüsse“. In diesem Zentrum der Heilkunst wirkte zwei Jahrzehnte in der ersten Reihe der renommierten Ärzte ein Eifler: der Sanitätsrat Dr. Nikolaus Kronser.
Ob seine Eltern Nikolaus und Angela (geb. Piesbach) bei der Namensgebung ihres 1809 in Kues geborenen dritten Kindes an den illustren Nicolaus Cusanus dachten, weiß man nicht, aber später bekannte sich Dr. Kronser als „größter Verehrer“ seines Landsmannes. Mit dem Kardinal verbanden den Winzersohn Kronser manche verwandtschaftlichen Linien. Seine Vorfahren hatten ihre Wurzeln überwiegend an der Mittelmosel und seine Großmutter Dentzer gehörte zu einer Familie, die schon seit Jahrhunderten in Kues ansässig war. Fast sah es so aus, als würde auch der junge Kronser Priester werden. Nach dem Abitur in Trier studierte er Weiterlesen

Gustav Lejeune Dirichlet

Johann Peter Gustav Lejeune Dirichlet – so sein voller Name – ist der berühmteste unter den brillanten Mathematikern, die die Eifel im 19. Jahrhundert hervorbrachte. Wenn es um die Frage geht, wer nach dem unbestrittenen „Fürsten der Mathematik“ Friedrich Gauss zu den Größten dieses Faches im 19. Jahrhundert zählt, kommt keine Diskussion an diesem 1805 in Düren geborenen Sohn eines Posthalters und Kaufmanns vorbei. Gauss selbst hörte erstmalig 1826 von Dirichlet und hatte bald eine so hohe Meinung von dem jungen Eifler wie von kaum einem anderen seiner Generation. Später schrieb Gauss mit norddeutschen Understatement, die Werke von Dirichlet seien „Juwelen, die man nicht mit der Kräuterwaage abwiegen“ könne. Nach dem Tod von Gauss wurde Dirichlet sein Nachfolger als Professor auf dem weltberühmten Lehrstuhl in Göttingen.

Trotz seines französischen Namens war Dirichlet ein echtes Kind der Nordeifel. Seine Mutter Anna Elisabeth Lindner war eine Dürener Bürgerstochter, sein Vater J. Weiterlesen

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