Wilhelm Alff

„Prüm. Ein Mythos in der Realität.“ So nannte der im Weltkriegsjahr 1918 in Essen geborene Geschichtsprofessor Dr. Wilhelm Alff seine 1990 veröffentlichten Kindheitserinnerungen. Prüm war nicht nur der Heimatort seines Vaters Friedrich Alff (1885–1933), sondern es war für ihn auch „das Paradies meiner Kindheit“, in dem der Kaufmannssohn alljährlich unbeschwerte Sommerferien verbrachte. Die Verwurzelung der Alffs in Prüm reichte tief. „Fast alle meine Vorfahren von Vaters Seite haben dort gelebt“, wusste der Vielleser Wilhelm schon seit seiner Jugend, nachdem er 1931 mit Erlaubnis des später im KZ Dachau ermordeten Dechanten Zilliken die Prümer Kirchenbücher studieren durfte. Seine Alff-Ahnen betrieben seit dem Dreißigjährigen Krieg in Prüm das Gerberhandwerk, ehe sie im frühen 19. Jahrhundert zur fabrikmäßigen Lederproduktion übergingen und damit zu Wohlstand kamen. Wilhelms Großvater, der wohlbeleibte und wortkarge Nikola Alff (1847–1907), vererbte seinem Sohn Friedrich zwar so viel Geld, dass dieser von den Zinsen hätte leben können, aber es galt Weiterlesen

Henri Owen Tudor

VARTA – wer weiß schon, dass am Ursprung des weltbekannten Batteriekonzerns ein Eifler stand? Ein Eifler namens Tudor? Waren nicht die Tudors jenes britische Herrschergeschlecht, dem so berühmte Persönlichkeiten wie Heinrich VIII. und Königin Elisabeth I. angehörten? So ist es, und in der Tat stammen auch die väterlichen Vorfahren des 1859 in der Südwesteifel geborenen Elektrizitätspioniers Henri Tudor wie jene Adelsfamilie aus Wales. Henris Vater, der Agrarfachmann John T. Tudor (1811–1894), war aus England emigriert und Gutsverwalter des wohlhabenden Landbesitzers Loser in Rosport geworden. Er engagierte sich begeistert und erfolgreich für die Steigerung der Agrarproduktion in Westeifel und Luxemburg. 1850 heiratete er Marie Loser, die Tochter seines Gutsherrn, deren Vorfahren aus den Eifeldörfern zwischen Bitburg und Echternach stammten.

Henri Tudor, der jüngste der drei Söhne dieses Paares, wurde 1859 auf dem Diesburger Hof bei Ferschweiler geboren, den sein Vater von 1859 bis 1863 bewirtschaftete, ehe die Familie für Weiterlesen

Ludwig Mies van der Rohe

Ludwig Mies van der Rohe, Nachfahre Eifler Handwerkerfamilien, hat wie kaum ein anderer das architektonische Gesicht der Moderne geprägt. Als er 1969 starb, hatte er sich längst den Ruf erworben, Führer und Vordenker der modernen Architektur zu sein. An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert. Mies van der Rohe zählt neben F. L. Wright und Le Corbusier weiterhin unbestritten zu den Titanen des modernen Bauens.

Ludwig Mies (erst etwa ab 1921 nannte er sich zusätzlich van der Rohe) wurde 1886 in Aachen geboren. Wie viele andere Eifler waren auch die Eltern des späteren Architekten besseren Verdienstes wegen in dieser Stadt am Rand der Eifel gezogen. Ludwigs Vater, der Steinmetzmeister Michael Mies, war der Sohn einer Familie aus Blankenheim. In diesem Nordeifelort lebten die väterlichen Großeltern des Architekturgiganten: der Marmorschleifer Jakob Mies und dessen Ehefrau, die Köchin Anna Maria Kessel. Auch Ludwigs Mutter Amalie stammte als Tochter der Monschauer Weiterlesen

Werner Lamberz

Hätte ein Eifler die DDR retten können? In den siebziger Jahren galt der gebürtige Mayener Werner Lamberz als aussichtsreicher „Kronprinz“ des SED-Vorsitzenden Erich Honecker. Auf Vorschlag Honeckers  war Lamberz 1971 Mitglied des Politbüros geworden und damit in den engsten Führungskreis der DDR aufgerückt. Lamberz, unter anderem Sekretär für Agitation und Mitglied der Volkskammer, hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine steile Funktionärskarriere im „Arbeiter- und Bauernstaat“ hinter sich. Schwerpunkte seiner zahlreichen Ämter waren Aktivitäten im Auslandseinsatz und bei der sozialistischen Agitation.

Was hatte den Mann aus der Eifel überhaupt in den deutschen Osten verschlagen? Die Antwort hängt mit den Irrwegen deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert zusammen. Werner Lamberz wurde 1929 als Sohn des Maurers Peter Lamberz geboren. Vater Lamberz, Unterbezirkssekretär der KPD, war vor der Machtübernahme Hitlers einer der aktivsten Kommunisten der Osteifel. Er gehörte zu den ersten Rheinländern, die von den Nazis inhaftiert wurden und musste viele Jahre Weiterlesen

Eduard Ignaz Nels

Eduard Ignaz Nels (1833–1906) wurde in Bitburg als jüngster Sohn in eine der seinerzeit bemerkenswertesten Familien der Westeifel geboren. Sein Vater, der Rittersdorfer Wilhelm Nels (1783–1867), war 1817 Bürgermeister der Ämter Waxweiler, Lünebach und Pronsfeld geworden, ehe er sich einige Jahre später als Notar in Bitburg niederließ. Er wandelte damit auf ähnlichen beruflichen Spuren wie schon sein gleichnamiger Vater, der wohlhabende Rittersdorfer Burgbesitzer, Notar und Friedensrichter Wilhelm Nels der Ältere. Zu den Vorfahren von dessen Frau, also der Großmutter von Eduard Nels, gehörte die eifelmoselanische Familie von Umbscheiden, die auch zu den Ahnen des Psychologen Wilhelm Wundt, des Begründers der modernen experimentellen Psychologie, zählt. Historisch bedeutende Vorfahren in großer Zahl finden sich auch bei Anna Heinzen, der Mutter von Eduard Nels. Ihr Vater war oberster Beamter der manderscheidischen Herrschaft in Blankenheim gewesen, was er neben seiner Tüchtigkeit auch dem Umstand verdankte, dass er und seine Frau (Maria Vanck) zu den Weiterlesen

Nikolaus Blum

Als Papst Johannes Paul II im Oktober 2003 den Priester Arnold Janssen heiligsprach, ehrte er nicht nur den Gründer der „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (lateinisch: Societas Verbi Divini, SVD). Er würdigte damit zugleich das Lebenswerk eines Priesters aus dem weniger als 100 Seelen zählenden Vulkaneifelort Lammersdorf: Nikolaus Blum, der Janssens wichtigster Mitarbeiter und dessen erster Nachfolger als Generalsuperior gewesen war.

Der 1857 geborene Kleinbauernsohn Nikolaus Blum war als 19-Jähriger in das ein Jahr zuvor gegründete Missionshaus in Steyl (heute Venlo, NL) aufgenommen worden. Er gehörte zu den Pionieren der neuen missionarischen Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Missionare für alle Kontinente auszubilden, die den Anforderungen der Moderne gewachsen waren. Aufgewachsen im Kreis von drei Brüdern, hatte der wissbegierige Nikolaus bereits mit fünf Jahren Schulunterricht im Nachbardorf Dohm erhalten, ehe er als Siebenjähriger nach Bolsdorf geschickt wurde, wo sein Onkel Zender Lehrer war. Dieser Mutterbruder Blums dürfte an seinem Weiterlesen

Die Richarts-Zwillinge aus Schwarzenborn

Oktober 1942: Eigentlich sollte die Geburt eines Kindes Freude auslösen, auch bei der Geburtshelferin. Doch nach der Geburt von Fritz, dem vierten Kind der Familie Richarts, geriet diese arg aus der Fassung: Ein  weiteres Kind war unterwegs. Dem war die Vorschrift, nach der bei Mehrlingsgeburten immer ein Arzt zugegen sein müsse und deren Nichtbeachtung der Hebamme Probleme bereitete, ziemlich egal. Es wollte einfach nicht auf das Eintreffen des Mediziners warten.  Also machte sie sich wieder an die Arbeit und verhalf innerhalb einer Viertelstunde Erhard an das Licht dieser Welt. 

Ihre Kindheit verbrachten die Zwillinge auf dem Bauernhof der Eltern im Kreis von weiteren vier Geschwistern.  Als erstes bewusstes Erlebnis prägte sich ihnen  noch der  Krieg beim Vorrücken der Westfront über Schwarzenborn im Februar 1945 ein. Wie für alle Kinder dieser Zeit waren die Jahre danach nicht üppig, doch war die Ernährung  mit hofeigenen Produkten gesichert.

Ab Herbst 1948 Weiterlesen

Peter Kremer

Im gleichen Herbst 1901, als mit dem Niederkailer Peter Zirbes „der erste Dichter der Eifel“ starb, wurde genau einen Monat zuvor einer Bauernfamilie 50 km weiter östlich als neuntes von 13 Kindern ein Sohn geboren, der ebenfalls den Namen Peter erhielt und später weithin als „der Dichter der Eifel“ galt: Peter Kremer aus Kaisersesch. Gemeinsam war beiden Autoren die elementare Bedeutung der Eifelheimat für ihr Werk, die Verankerung im christlichen Glauben, die traditionsgebundene Weise ihres Dichtens und Schreibens. Aber es gab auch markante Unterschiede. Dem Bauernsohn Kremer blieb eine Ausbildung über die Volksschule hinaus nicht verwehrt. Er durfte sowohl das Lehrerseminar in Wittlich als auch Ferienkurse an der Universität Bonn besuchen und qualifizierte sich 1927 mit dem Staatsexamen für Germanistik und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien. Als Lehrer und Studienrat am Gymnasium zu Wittlich und – nach Kriegsteilnahme und Kriegsgefangenschaft in den USA – in Bernkastel-Kues verfügte Kremer über Weiterlesen

Emil Zenz

Als ich mich 1993 erstmalig mit Dr. Emil Zenz telefonisch in Verbindung setzte, wusste ich so wenig wie er, dass ihm kein weiteres Lebensjahr mehr vergönnt war. Der Anruf erforderte einigen Mut meinerseits, denn mir war sehr wohl bekannt, dass der frühere Bürgermeister Dr. Zenz eine prominente Trierer Persönlichkeit ersten Ranges war, von der meine Professoren an der Uni Trier stets in Tönen höchsten Respekts gesprochen hatten. Ich hoffte, dass unsere entfernte Verwandtschaft – ich stamme sowohl väter- als auch mütterlicherseits von der gleichen Minderlittger Zens-Familie ab – ihn vielleicht geneigt machen würde, sich mit mir auszutauschen. Schnell stellte sich heraus, dass meine Bedenken unbegründet waren: Emil Zenz erwies sich als unkomplizierter, freundlicher und interessierter Gesprächspartner, der mir bereitwillig Auskunft über seine Eifler Herkunft gab.

Die Familie Zenz war erst mit Emils Vater nach Trier gekommen. Der mit Helena Schweisel verheiratete Großvater Josef Zenz (1821–1896) hatte noch als Weiterlesen

Friedrich Prym

Drei der bedeutendsten deutschen Mathematiker des 19. Jahrhunderts stammen aus der Nordeifel. Neben dem Monschauer Elwin Bruno Christoffel sind hier die Dürener Peter Gustav Lejeune Dirichlet und dessen jüngerer Landsmann Friedrich Prym zu nennen. Der Letztgenannte, nach dem die „Prymschen Funktionen“ benannt sind, hat seine Eifler Heimat mehrfach in die Geschichte der Mathematik eingebracht: nicht nur durch den Geburtsort, sondern auch durch seinen Familiennamen, der auf eine Herkunft aus der Abteistadt Prüm verweist. Das weit verzweigte Geschlecht Prym zählt zu den ältesten der Nordeifel. In Aachen gehörte es zum Patriziat, später spielten die Prym eine wichtige Rolle in der Nordeifler Eisenindustrie, was zu engen verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Eifler Familien mit klangvollen Namen der deutschen Wirtschaftsgeschichte führte. Friedrichs Vater Richard war reicher Tuchfabrikant, seine Mutter Ernestine entstammte der berühmten Eifler Unternehmerfamilie Schoeller. Friedrichs jüngerer Bruder Eugen Prym (1843–1913) zählte zu den großen Orientalisten seiner Zeit.

Seine Eltern hätten es Weiterlesen

Bernhard Stein

Die Reihe der bemerkenswerten historischen Phänomene, die mit der Eifel verbunden sind, reißt nicht ab. Oder ist es nicht erstaunlich, dass gleich zwei der wichtigsten Liturgie-Reformer der katholischen Kirche nach dem II. Vatikanischen Konzil Söhne Eifler Dorfschullehrer waren? Neben dem herausragenden Liturgiewissenschaftler Balthasar Fischer muss hier der „Liturgiebischof“ Bernhard Stein genannt werden. Wie Fischer hat er maßgeblich an der Neugestaltung der katholischen Liturgie mitgewirkt.

Der 1904 in Weiler bei Ulmen geborene Stein stammte aus einer großen Volksschullehrerfamilie. Sein Vater Nikolaus und seine Mutter Maria Eva (geb. Keßler) hatten für elf Kinder zu sorgen, von denen Bernhard das achte war. „Es ging arm zu daheim“, erinnerte sich Bischof Stein später an jene Zeit, als es in katholischen Familien als Sünde angesehen wurde, die Kinderzahl etwa aus ökonomischen Gründen zu beschränken. Armut bedeutete für die Stein-Kinder nicht, unglücklich zu sein. Im Gegenteil: „Aber wir waren froh miteinander“. Erst nach achtjähriger Weiterlesen

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