Christoph März

Priester, Maler und Musiker aus Schweich

Christoph März kam am 13. April 1867 in Schweich als viertes von neun Kindern der Bauern- und Winzerfamilie von Johann März und Maria Anna Schu zur Welt. Vorangegangen war in den beiden Vorjahren die Geburt zweier Brüder, beide auf den Namen Matthias getauft, die noch am Tag bzw. in der Woche ihrer Geburt starben. Da auch Theodor, der Erstgeborene der Familie, im Alter von 11 Jahren starb, war Christoph das erste Kind, das das Erwachsenenalter erreichte. Seiner Herkunft nach war der später hochkreative Priester ein Schweicher durch und durch: Alle acht Urgroßeltern waren aus Schweich gebürtig, drei davon trugen den Familiennamen Wagner/Wagener. Nach den Volksschuljahren im Heimatort besuchte Christoph das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier und studierte danach von 1891 bis 1895 Theologie und Philosophie am Trierer Priesterseminar. Im August 1895 erfolgte die feierliche Priesterweihe des inzwischen 28-Jährigen. Weiterlesen

Werner Kroeber-Riel

Marketingpionier und Konsumforscher aus Winningen

Der 1934 im belgischen Etterbeek geborene spätere „Marketingpapst“ und „Vater der Konsumforschung“ Kroeber-Riel entstammte einer Familie von Winzern und Weinkaufleuten aus Winningen, wo er auch aufwuchs. Nach dem Abitur in Koblenz und weinkaufmännischen Erfahrungen in seinem Herkunftsort schloss er das Studium der Wirtschaftswissenschaften in Freiburg, Berlin und Köln als Diplom-Kaufmann ab. 1963 wurde er an der TU Berlin mit einer betriebswirtschaftlichen Dissertation über „Wertschöpfung, Wertschöpfungsrechnung, Wertschöpfungsdenken“ promoviert, 1968 habilitierte er sich dort mit einer Studie über „Wissenschaftstheoretische Sprachkritik in der Betriebswirtschaftslehre“. Zu seinem eigenen wissenschaftstheoretischen Standort bemerkte er 1971: „Wir akzeptieren keine wertfreie Wirtschaftswissenschaft. Die Wertfreiheit ist ein puristisches Ideal, das nicht erreichbar ist. Das Streben nach diesem Ideal führt in vielen Fällen lediglich dazu, Wertungen in pseudo-deskriptiven Aussagen zu verstecken und den ideologischen Charakter wirtschaftswissenschaftlicher Aussagen zu verschleiern.“ Weiterlesen

Lutz Löb

Ingenieur und Lehrer aus Euskirchen
Vater von sechs Holocaustopfern

Ein jüdisches Paar, das zum Katholizismus übertrat und sechs Kinder bekam, die dem strengen Trappistenorden beitraten – das war die historisch einzigartige Lebenssituation der Familie des 1881 in Euskirchen geborenen Lutz (Ludwig) Löb. Die Löbs waren seit vielen Generationen im Raum Euskirchen, Münstereifel und Niederzissen ansässig gewesen. Obwohl die Eltern von Lutz – Nathan Löb und Lina Ruben – 1882 nach Den Haag zogen, wo sich Nathan eine Existenz als erfolgreicher Kaufmann aufbaute, blieb die Familie ihrer Heimatregion verbunden (Steffen/Evers 2014). Nach der Handelsschule in Amsterdam absolvierte Lutz Löb ein kaufmännisches Praktikum in Brüssel. Am Kaufmannsberuf verlor er allerdings bald jegliches Interesse; mit Erlaubnis seines Vaters durfte er in Delft Bergbau studieren. In Brüssel war er in Kontakt mit Weltanschauungen gekommen, die in seinem Leben bis dahin kaum eine Rolle gespielt hatten: Marxismus, Atheismus und Katholizismus. Weiterlesen

Wilhelm Matthießen

Schriftsteller aus Gemünd

Der Schriftsteller Wilhelm Matthießen gehörte über Jahrzehnte zu den meistgelesenen deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Aber diese Seite seines literarischen Schaffens war nur ein Teil eines vielfältigen Werks von „atemberaubendem Gesamtumfang“ (Florian Krobb, 2013).

Matthießen wurde am 8.8.1891 in Gemünd (heute Teil Schleidens) als Sohn eines Gerichtsschreibers geboren, wuchs aber ab 1899 in Düsseldorf auf. Nach Abitur und Militärdienst studierte er in Bonn und Berlin Philosophie und Theologie. 1917 promovierte er mit einer Dissertation über „Die Form des religiösen Verhaltens bei Theophrast von Hohenheim, gen. Paracelsus“. Der Arzt und Naturphilosoph Paracelsus (ca. 1493 – 1546) blieb danach noch einige Jahre lang im Fokus seiner Arbeit. Matthießen, der bereits seit 1915 mit Karl Sudhoff (1853 – 1938), dem führenden Medizinhistoriker seiner Zeit, zusammenarbeitete, gab 1923 einen Band mit den theologisch-religionsphilosophischen Schriften von Paracelsus heraus. Neben dieser wissenschaftlichen Paracelsus-Arbeit hatte er allerdings schon 1918 begonnen, Märchenerzählungen zu veröffentlichen, zuerst in der Zeitschrift „Der Zwiebelfisch“, ab 1919 auch in Buchform. Weiterlesen

Silvio Gesell

Wirtschaftstheoretiker und Sozialutopist aus St. Vith

Silvio Gesell kam 1862 im damals preußischen St. Vith als siebtes Kind des Rentmeisters Ernst Gesell und dessen Ehefrau Mathilde Talbot zur Welt. Während seine väterliche Gesell-Linie nach Sachsen-Anhalt zurückführt, waren die Vorfahren mütterlicherseits im Raum Malmedy und St. Vith verwurzelt. Silvio Gesell erhielt keine akademische Ausbildung. Sein später beträchtliches nationalökonomisches Wissen erarbeitete er sich im Selbststudium. Er hatte zunächst eine dreijährige Postausbildung absolviert, erlernte dann aber bei seinen Brüdern Paul und Roman, die in Berlin ein Geschäft für Dentalartikel betrieben, den Kaufmannsberuf. Von 1882 – 1884 machte er sich in Malaga mit der spanischsprachigen Welt vertraut; nach preußischem Militärdienst und Stationen als kaufmännischer Angestellter emigrierte er 25-jährig nach Argentinien. In Buenos Aires eröffnete er eine Filiale des Unternehmens seines Bruders und wurde dort in den frühen 1890ern Zeuge einer schweren Wirtschaftskrise. Sie trieb ihn zur selbständigen Suche nach den ökonomischen Ursachen, die er schnell in grundlegend falscher Geldtheorie und Geldpolitik gefunden zu haben glaubte. Weiterlesen

Johannes Thiel

Maler, Illustrator, Graphiker und Dichter aus Speicher

Johannes Thiel kam 11. September 1889 als fünftes Kind des Kaufmanns Wilhelm Thiel und dessen Ehefrau Elisabeth Müller in Speicher zur Welt. Die frühen Kinderjahre verbrachte er in seinem Geburtsort, aber noch vor seiner Volksschulzeit zog die Familie nach Koblenz. Nach seiner schulischen Ausbildung, die den Besuch von Privatschulen einschloss, bereitete er sich intensiv auf den ersehnten Künstlerberuf vor. Er durfte an der angesehenen Akademie der Bildenden Künste München studieren, wo Peter Halm (1854 – 1923), Professor für Radierkunst, zu seinem wichtigsten Lehrer wurde. Weitere Station seiner Künstler-Ausbildung war die Kunstakademie Stuttgart, hier zählte er zu den Schülern des Landschaftsmalers Professor Christian Landenberger (1862 – 1927). Weiterlesen

Erwin Wolff

Anglist aus Gemünd

Die ehemals selbständige Gemeinde Gemünd, inzwischen ein Teil Schleidens, ist der Geburtsort eines der führenden deutschen Anglisten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Erwin Wolff, geboren am 30. Januar 1924, war ein Sohn des dort allseits bekannten Volksschulrektors Bernhard Wolff und dessen Ehefrau Ruth Herbrand. Vater Wolf war 1913 als Lehrer nach Gemünd gekommen; als er Ostern 1954 in den Ruhestand ging, hatte er Generationen von Gemündener Kindern durch höchst unterschiedliche politische Systeme begleitet. Sein Sohn Erwin besuchte von 1934 bis 1942 das Gymnasium in Schleiden. Auf das Abitur folgten Kriegseinsatz und sowjetische Gefangenschaft. Weiterlesen

Eduard Profittlich

Erzbischof und Märtyrer aus Birresdorf

Der am 11.09.1890 geborene Eduard Profittlich, Sohn des Landwirts Markus Profittlich und dessen aus Andernach gebürtiger Ehefrau Dorothea Seiwert, war das achte von zehn Kindern einer seit dem 17. Jahrhundert in Birresdorf (heute Grafschaft/LK Ahrweiler) nachweisbaren Familie. Eduards Schulbildung begann in der Volksschule in Leimersdorf. Auf Rat seines Lehrers sowie des Pfarrers wurde der intelligente Bauernsohn auf das Progymnasium in Ahrweiler vorbereitet, in das er als Quartaner eintrat. Ab der Oberstufe besuchte er das Gymnasium in Linz, wo er mit 21 Jahren Abitur machte. Dass Eduard Profittlich Geistlicher werden wollte, war nach Ansicht des Grafschafter Heimatforschers Ottmar Prothmann nicht verwunderlich; er verwies darauf, dass es in dessen Verwandtschaft viele Geistliche gab, an denen sich Eduard orientieren konnte – darunter sein Bruder Peter (1878 – 1915), der Jesuitenmissionar in Brasilien war. Weiterlesen

Richard Zimmer aus Klausen

Staatssekretär und Krankenhausmanager

Da der Pastor seines Heimat- und Wallfahrtsortes Klausen meinte, Richard Zimmer solle als achtes von neun Kindern und als eifriger Messdiener Priester werden, wurde er in die Klosterschule St. Paul der Steyler Missionare in Wengerohr geschickt. Da es dort nur drei Klassen gab, musste er anschließend auf die Missionschule St. Wendel im Saarland wechseln. Das ging jedoch nur bis zur Unterprima, denn anderthalb Jahre vor dem Abitur wurde die halbe Klasse entlassen, weil die Schüler am Sonntag zu lange in der Disco geblieben waren und den Ausgang deutlich überzogen hatten. So musste sich Richard Zimmer für den Rest der Schulzeit täglich mit Fahrrad und Zug nach Trier zum Friedrich-Wilhelm-Gymnasium schaffen. Es gab keine Alternative zu diesem einzigen altsprachlichen Gymnasium in der Region. Das Abitur hat er 1968 dennoch doch mit guten Noten bestanden. Weiterlesen

Henri Pousseur

Komponist und Musiktheoretiker aus Malmedy

Henri Pousseur kam 1929 in der Kleinstadt Malmedy zur Welt, die zehn Jahre zuvor noch Teil des Deutschen Reiches gewesen war. Bis zum Ende seiner Schulzeit wechselte er infolge der politischen Ereignisse mehrfach Staatsangehörigkeit und Schulsystem. 1947 begann Pousseur das Musikstudium am Konservatorium in Lüttich. Der Organist und Komponist Pierre Froidebise wurde dort einer seiner wichtigsten Lehrmeister, beeinflusst durch ihn lernte er das Werk avantgardistischer Musiker des 20. Jahrhunderts kennen, insbesondere das der Wiener Komponisten Anton Webern, Alban Berg und Arnold Schönberg. Intensiviert wurde Pousseurs Hinwendung zu dieser Musik durch die Begegnung mit dem Komponisten und Dirigenten René Leibowitz, einem höchst einflussreichen Fürsprecher der Zwölftontechnik Schönbergs und engagierten Befürworter der neuen Musik. Weiterlesen

Rudolf Isay

Jurist aus Schweicher Familie

Rudolf Isay kam am Neujahrstag 1886 in Trier zur Welt, unter Mitwirkung des alten Sanitätsrats Dr. Thanisch, der „zunächst mit vielen Tassen schwarzen Kaffees erfrischt werden“ musste, wie Isay in seinen Aufzeichnungen „Aus meinem Leben“ berichtete. Weit ausführlichere Informationen vor allem zu seinem juristischen Lebenswerk als diese recht knappen Lebenserinnerungen enthält die 2005 veröffentlichte Dissertation von Felix Gaul: „Der Jurist Rudolf Isay (1886 – 1956)“. Leider erwähnt Gaul mit keinem Wort die Schweicher Herkunft der jüdischen Isay-Familie und meint irrtümlich, die Familie sei „einige Generationen zuvor aus Frankreich eingewandert“. Weiterlesen

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