Kaiserslautern (dpa/lrs) – Der große Fußball-Feiertag, den die Profis des 1. FC Kaiserslautern am Abend gegen den Hamburger SV krönten, begann in der Pfalz schon in den Mittagsstunden. Tausende Fans versammelten sich in der Stadt, der Fanmarsch zum Fritz-Walter-Stadion war beeindruckend. In Kaiserslautern herrschte nach einigen schwierigen Jahren und vielen Krisen mal wieder Bundesliga-Feeling.
«Was vor dem Spiel in der Stadt los war, haben wir natürlich über die sozialen Medien mitbekommen. Es war ein ganz besonderer Abend, in einer besonderen Atmosphäre. Daran denkst du nach dem Karriereende noch zurück», sagte Kaiserslauterns Torwart Andreas Luthe nach dem Spiel. Im Mittelpunkt stand natürlich das 2:0 (0:0) gegen den Aufstiegsanwärter aus Hamburg, das Terrence Boyd (71. Minute) und Aaron Opoku (85.) in der Schlussphase herausschossen.
Zum Anpfiff begrüßten die FCK-Anhänger im mit 49 327 Zuschauern ausverkauften Fritz-Walter-Stadion ihr Team einer großen Choreographie über zwei Tribünen. Geehrt wurden unter anderen die Vereinslegenden Horst Eckel und Fritz Walter. «Die Choreographie unserer Fans war Weltklasse. Dann die Stimmung im Stadion. Beide Fanlager haben dazu beigetragen», sagte FCK-Trainer Dirk Schuster, der begeistert von diesem Fußballabend war.
Angetrieben von der Atmosphäre bot seine Mannschaft dann die beste Rückrundenleistung. Der 55-Jährige hatte sich taktisch etwas einfallen lassen, Top-Torjäger Boyd zum ersten Mal in dieser Saison auf die Bank gesetzt und im Angriff die Dreierreihe Kenny Prince Redondo, Ben Zolinski und Nicolas de Préville aufgeboten. Nach der Pause bewies Schuster dann ein glückliches Händchen.
Boyd war sechs Minuten im Spiel, als er nach Vorlage von Kapitän Jean Zimmer zum 1:0 traf und so noch mehr Euphorie freisetzte. «Der Trainer hatte mir schon vorher gesagt, dass ich heute nicht von Anfang an spiele. Das akzeptierst und respektierst du. Ich bin ja keine 17 mehr. Da brauchst du nicht schmollen und die Welt geht nicht unter. Dann geht es darum, wie du das kanalisiert und wie du die Wut im Bauch auf den Platz mitnimmst», sagte Boyd nach dem Schlusspfiff zu seinen Gedanken. «Und dann hatte ich heute vielleicht auch mehr Gierigkeit und Galligkeit, die ich letzte Woche nicht hatte. Und ich hatte auch wieder Glück, dann gehen die Dinger wieder rein.»
Noch schneller als Boyd schoss in der Schlussphase Opoku, der im vergangenen Sommer aus Hamburg nach Kaiserslautern gewechselt war, den Ball ins gegnerische Tor. Nur 32 Sekunden nach seiner Einwechslung vollendete der 24-Jährige mit seinem ersten Ballkontakt einen Konter zur Entscheidung. «Kann man so machen, würde ich sagen», sagte Opoku schmunzelnd. «Der Fußball schreibt jede Woche seine eigene Geschichte. Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen, was das für ein Gefühl ist. Wer heute im Stadion war, hat gesehen, was mit diesem unglaublichen Support hier möglich ist.»
Trotz des großartigen Abends für die Roten Teufel dachte Trainer Schuster bereits an das nächste Spiel. Am kommenden Sonntag geht es zu Abstiegskandidat SSV Jahn Regensburg. «Alle, die sich mit dem FCK identifizieren, können zufrieden nach Hause gehen. Wir werden trotzdem weiter hart arbeiten, um in Regensburg nächste Woche die Messlatte zu erreichen, die wir heute im körperlichen Bereich gelegt haben», sagte der Coach.