Arturo Merzario – der Lauda-Retter

-Wiedersehen beim 46. Oldtimer GP-

Merzario (Bild Ridder)
Arturo Merzario (75) mit seinem Symbol-Hut, einem Cowboy-Hut aus Amerika.

Nürburgring. Ich schaue mir die Startaufstellung zu einem Trainingslauf der Rennwagen um die Touren- und GT-Trophäe beim Oldtimer Grand Prix an und entdecke auf der Tür eines Alfa Romeo Giulia Sprint GTA 1600 aus dem Jahre 1965 den Namen Arturo Merzario. Wow! Leider war Merzario nicht am Steuer, sondern „nur“ ein Co-Pilot. Merzario, da werden Erinnerungen wach, er wurde 1976 als Lauda-Retter gefeiert. Er holte zusammen mit anderen Rennfahrern Niki Lauda aus dem brennenden Ferrari. Lauda überlebte, kämpft aber noch heute mit den Folgen der giftigen Dämpfe, die er damals einatmete. Abends, auf dem Nachhauseweg, habe ich mehr Glück. Ich treffe Arturo Merzario im Tunnel zum alten Fahrerlager.

Freundlich mit den Fans

Ein Rennfahrer mit einem Cowboyhut – das kann nur Arturo Merzario sein. Ich laufe etwas schneller und hole ihn, der mit einer charmanten Begleiterin unterwegs ist, ein. „Can I take a picture?“, meine Bitte. Kein Problem, ich darf das markante Gesicht mit „tiefen Einschnitten“ ablichten. Für einen Fotografen ein Genuss, ein solches Charaktergesicht proträtieren zu dürfen. Auch für ein Selfie ist noch Zeit.

Ich frage zwei Ringbesucher, ob sie den Rennfahrer erkannt haben? Ich gebe das Stichwort „Lauda-Retter“, das war der Mann, der 1976 Lauda auf der Nordschleife aus dem brennenden Ferrari gerettet hat. Man erinnert sich ?– mehr nicht.

Lauda-Unfall 1976

Es war in der zweiten Runde zum Großen Preis von Deutschland 1976.Der rote Ferrari von Niki Lauda (Startnummer 1) kam in der schnellen Linkskurve auf den 15 cm hohen Randstein, flog über die Fahrbahn, ohne den Boden zu berühren, in die Böschung auf der gegenüberliegenden Seite, prallte von dort zurück auf die Fahrbahn. Nach dem Aufprall gab es Feuer. Der Rennwagen kam auf der Rennpiste zum Stillstand. Ein Rennwagen (es war wohl der Amerikaner Brett Lunger ?) konnte die Unfallstelle noch passieren. Zwei weitere Rennwagen krachten mit hoher Geschwindigkeit in das Wrack. Der Lauda-Ferrari brannte lichterloh, kurzzeitig war noch die weiße Kopfbedeckung von Niki Lauda zu erkennen – dann hüllten die Flammen Rennwagen und Rennfahrer ein.

Zwei Streckenposten versuchten, das Feuer im Rennwagen mit ihren Handfeuerlöschern zu bekämpfen – ergebnislos.

Erst mit dem Schaum des mittlerweile herbeigeeilten ONS-Streckensicherungswagen gelang es, das Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Noch während das Auto brannte, bemühten sich die Rennfahrer Merzario, Lunger, Edwards, Fittipaldi und Ertl, Lauda aus dem Auto zu ziehen – was dann auch gelang.

Wohl den Hauptanteil der Rettung hatte Arturo Merzario – er gilt bis heute als Retter von Niki Lauda.

Rennkarriere

Arturo Merzario fuhr von 1972 bis 1979 F1- und Sportwagenrennen, war aber nie so richtig erfolgreich. Er war auch mal im berühmten Ferrari-Team. Dort fiel er aber in Ungnade, weil er sich beim 1000 km-Rennen 1973 nicht an die Stallordnung hielt und den ebenfalls auf Ferrari fahrenden Jacky Ickx überholte. Sein Vertrag wurde nicht verlängert. Merzario versuchte es mit einem eigenen Rennstall, aber auch nicht sonderlich erfolgreich. Heute ist der 75jährige bei vielen Oldtimer-Veranstaltungen dabei, so auch Anfang August bei den CLASSIC DAYS auf Schloss Dyck, wo er den berühmten Alfa Romeo Rennsportwagen P33, den einst Rolf Stommelen gefahren hatte, pilotierte. Er wagte es, auf der provisorischen Rennstrecke im 5. Gang zu fahren, das waren immerhin 200 km/h.

Resümee

Menschen wie Arturo Merzario haben die Rennen der 60er und 70er Jahre geprägt, auch wenn sie nicht immer vorne mit dabei waren. Es waren Menschen mit Charisma! Schade, dass diese Zeiten vorbei sind. Text und Bilder Dipl.-Ing. Klaus Ridder

 

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