Ahrtal – Wiederaufbau des Gasnetzes war eine Gemeinschaftsleistung

evm-Gruppe konnte im Ahrtal auf die Unterstützung von rund 80 Partnern aus Deutschland setzen

Viereinhalb Monate nach der Flutkatastrophe im Ahrtal steht die Erdgasversorgung im Ahrtal wieder nahezu komplett. „Es ist uns mit Unterstützung zahlreicher Partner aus ganz Deutschland gelungen, insgesamt 133 Kilometer Gasleitungen, die vom Hochwasser betroffen und teilweise zerstört waren, neu zu bauen oder wieder instand zu setzen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Energieversorgung Mittelrhein (evm), Josef Rönz. Auch notwendige Gasregelstationen, Flussquerungen und weitere Anlagen konnten errichtet werden. Insgesamt investiert die evm-Gruppe rund 25 Millionen Euro in den Wiederaufbau des Gasnetzes. Das Ergebnis der Anstrengungen: Bis auf sehr wenige Ausnahmen sind alle intakten Gasheizungen im Ahrtal wieder in Betrieb.

Fachkräfte aus ganz Deutschland arbeiteten im Ahrtal Hand in Hand – hier eine Baubesprechung in Ahrweiler mit Mitarbeitern der Sachsen Netze, der Hubert Niederländer GmbH und der Energienetze Mittelrhein. Foto: Ditscher/evm

Damit konnte die evm-Gruppe ihr Ziel, bis Ende November die Gasversorgung in den betroffenen Orten wiederherzustellen, fast vollständig erreichen. Insgesamt waren 8.250 Netzanschlüsse im Kreis Ahrweiler von der Flut betroffen und zunächst von der Gasversorgung abgeschnitten. Zurzeit gibt es noch wenige kleine Bereiche, in denen noch Restarbeiten zu erledigen sind, bevor auch dort wieder Erdgas durch die Leitungen strömen kann.

Betroffen sind hiervon rund zehn Heizungsanlagen, die aber in Kürze wieder in Betrieb genommen werden können. Bei den übrigen können die Netzanschlüsse nur entlüftet und wieder verschlossen werden, da in den betreffenden Gebäuden noch umfangreiche Renovierungsarbeiten laufen und keine Gasheizung vorhanden ist. Parallel hatten sich in den vergangenen Wochen etliche Hauseigentümer dazu entschlossen, von Öl auf Erdgas zu wechseln. Rund 120 neue Gasnetzanschlüsse konnte die evm-Gruppe bisher schon realisieren. „Wir sind froh, dass wir auch diesen Betroffenen so schnell helfen konnten und sie nun eine klimafreundliche Heizung nutzen“, erklärt der Geschäftsführer der Energienetze Mittelrhein, Udo Scholl.

Solidarität aus ganz Deutschland

Der zügige Wiederaufbau der Gasinfrastruktur war nur durch die Unterstützung vieler Partner möglich. „Wir sind sehr beeindruckt von der großartigen Solidarität, die so viele Unternehmen bewiesen haben. Schon einen Tag nach der Flut erreichten uns die ersten Hilfsangebote befreundeter Stadtwerke. Diese Hilfe aus ganz Deutschland hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Menschen im Ahrtal so schnell wieder mit Erdgas versorgt werden konnten“, erklärt Josef Rönz. Mehr als 80 Netzbetreiber, Energieversorger, Rohr- und Tiefbauer, Ingenieurbüros und Installationsbetriebe haben in den zurückliegenden Wochen im Ahrtal mit angepackt. „In der Summe waren mehr als 500 Mitarbeiter externer Firmen sowie rund 230 Beschäftigte der evm-Gruppe an diesem Wiederaufbau-Projekt beteiligt. Ihnen allen gilt mein aufrichtiger Dank für diese fantastische Gemeinschaftsleistung“, unterstricht der Vorstandsvorsitzende.

Als Übergangslösung wurde eine neue Hochdruckleitung entlang der Weinberge in Bad Neuenahr-Ahrweiler gebaut. Foto: evm
Die Schäden am Erdgasnetz im Ahrtal waren gewaltig. Das Foto zeigt die Situation am 16. Juli in Bad Neuenahr. Foto: evm

So gab nicht nur Unterstützung aus der Region von den Stadtwerken Neuwied, den Stadtwerken Andernach und der Bad Honnef AG, sondern auch von weiter her. Beispielsweise waren Experten von Gasnetz Hamburg über Wochen im Ahrtal, um mitzuhelfen. „Unser Hilfseinsatz war getragen von einer breiten Welle der Solidarität in unserer Belegschaft“, sagt Michael Dammann, Technischer Geschäftsführer von Gasnetz Hamburg. „Wir sind stolz, dass die Kompetenz unserer Teams insbesondere bei der Trennung des Netzes in zu sanierenden Abschnitten, bei Schweißarbeiten und der Wiederinbetriebnahme geholfen hat, die Gasversorgung rechtzeitig vor dem Winter wieder betriebsfähig zu machen.“

Große Hilfe kam auch von der ESWE Versorgungs AG aus Wiesbaden. Vorstandsmitglied Jörg Höhler begründet das Engagement seines Unternehmens so: „Solidarität geht über Stadt- und Landesgrenzen hinweg. Als kommunales Unternehmen wissen wir, welch hohe Verantwortung Energiedienstleister täglich in ihrer Region zu tragen haben. In einer Krisen- und Notsituation bei der Versorgung der Bevölkerung zu unterstützen, ist für uns eine Selbstverständlichkeit.“

Auch Fachkräfte der Westenergie-Tochter Westnetz engagierten sich: „Die Menschen in den vom Hochwasser betroffenen Regionen schnell wieder mit Energie zu versorgen, hatte für uns oberste Priorität. Deshalb haben wir nicht gezögert, beim Aufbau der Gasversorgung in Bad Neuenahr-Ahrweiler zu unterstützen. Elf Wochen lang haben 62 Kolleginnen und Kollegen der Westnetz rund 700 Gasnetzanschlüsse und mehr als 15 Kilometer Gasleitung geprüft, gereinigt und begast. Damit konnte Westnetz dazu beitragen, die Versorgungssituation für die Menschen vor Ort deutlich zu verbessern“, sagt Dr. Stefan Küppers, Technikvorstand der Westenergie.

Besonders wichtig waren auch die Tief- und Rohrbauunternehmen. Hubert Niederländer, Chef des gleichnamigen Bauunternehmens aus dem Saarland, zog alle verfügbaren Kräfte zusammen: „Es war für mein Team und mich selbstverständlich, zugunsten des Ahrtals andere Baustellen zunächst ruhen zu lassen. In einer solchen Ausnahmesituation muss man Prioritäten setzen.“

Auch wenn die Gasversorgung im Ahrtal wieder steht, wird das Wiederaufbau-Projekt auch im kommenden Jahr fortgesetzt: „Es ist noch viel zu tun. So müssen wir noch alte, zerstörte Leitungen entlang des Ahrufers sichern und gegebenenfalls zurückbauen. Dass größte Projekt ist jedoch der Bau einer neuen, endgültigen Hochdruckleitung im Bereich der Heerstraße“, berichtet der Geschäftsführer der Energienetze Mittelrhein, Dr. Andreas Hoffknecht. Diese wird dann später die provisorische Leitung ersetzen, die entlang der Weinberge gebaut wurde, um die Häuser schnellstmöglich wieder mit Erdgas versorgen zu können. Derzeit laufen die Planungen für diese Hochdruckleitung.

 

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