Aktuelle Stoffe & Kreative Mode für Frühjahr/Sommer 2012

Bis 1830 nähte man mit der Hand. Der Beruf des Schneiders war sehr geachtet und der Name eines guten Schneiders bedeutete den Damen der Gesellschaft einiges. Ein geübter Schneider konnte 30 Stiche in der Minute machen. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts beschäftigte man sich damit, die Nähnadel durch eine Maschine zu bewegen. Die Geburt der Nähmaschine geht zurück ins Jahr 1790, damals wurde das erste Fabrikat aus Holz von dem Engländer Thomas Saint für Schuhmacher hergestellt. Daraufhin wurde überall auf der Welt an der Nachbesserung und Verfeinerung der Nähmaschine gearbeitet, schließlich gelang es dem US-Amerikaner Elias Howe im Jahre 1846 die erste Doppelstich Nähmaschine industriell fabrizieren zu lassen. Howe’s Nähmaschinen wurden dann von Singer & Co. produziert und für den Massenmarkt angeboten.

Auch in Deutschland gab es Erfinder, die die mühsame Handnäharbeit durch Maschinenarbeit ersetzen wollten. Unter ihnen war Balthasar Krems aus Mayen im Rheinland (Eifel) wohl der bedeutendste. Um das Jahr 1800 konstruierte der Deutsche ebenfalls eine Kettenstichnähmaschine, die erstmalig eine Nadel mit dem Öhr an der Spitze und einen gesteuerten Greiferhaken hatte. Ein interessantes Konstruktionsmerkmal war der Stachelradtransport für das Nähgut, welcher durch Anwendung eines Pausengetriebes fortlaufend schrittweise arbeitete. Die Maschine war allerdings nur für die so genannten Jakobinermützen einsetzbar, die Krems industriell herstellte. Sein letztes Modell, welches etwa 300 bis 350 Stiche in der Minute genäht hat, ist erhalten geblieben und steht im Genovevamuseum in Mayen.

Ein neuer Trend zum Selbermachen und individuelle Outfits breitet sich aus. Von der Oma-Ecke hat sich die Handarbeit seit wenigen Jahren meilenweit entfernt. Auch Prominente setzen sich seit einiger Zeit mit Handarbeit in Szene. Die Biathletin Magdalena Neuner gibt Stricken als Hobby an und präsentiert auf ihrer Internet-Seite monatlich ihre Lieblings-Strickanleitungen. Und gerade hat Claudia Schiffer ihre erste Strickkollektion entworfen. Kein Wunder also, dass auch Design-Shops das Thema «Selbermachen» entdeckt haben. Aus gängigen Frauenzeitschriften waren Schnittmuster und Strickanleitungen noch vor wenigen Jahren entweder ganz verschwunden oder auf wenige Seiten zusammengeschrumpft. Statt Massenware steigt die Nachfrage nach Individualität. Man möchte etwas tragen, was nicht jeder hat. Außerdem habe beim Thema Selbstgemachtes im Laufe der Zeit eine Art Werteverschiebung stattgefunden. Früher wurde aus Kostengründen gestrickt oder genäht. Heute gilt es eher als Luxus, wenn man für sich oder für andere etwas selbermacht. Auch ein neuer Trend ist das filzen. Was vielleicht vor Jahren noch etwas belächelt wurde oder von einer Minderheit getragen oder hergestellt wurde, kommt nun immer mehr in Mode.

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