Despoten haben keine Zukunft

Trier. Der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann hat den Menschen in Ägypten und ihren in Deutschland lebenden Landsleuten zur gewaltlosen Revolution gratuliert.

„Die Despoten haben keine Zukunft. Deswegen gratulieren wir den Menschen in Ägypten und auch ihren Landsleuten hier bei uns in Deutschland, die die Ereignisse in ihrer Heimat aus der Ferne verfolgt haben“, sagte Bischof Ackermann im „Wort zum Sonntag“ am 13. Februar auf SWR2. Besonders hätten ihn die Bilder bewegt, die Christen und Muslime im gemeinsamen Protest vereint zeigten. „Da wurden Koran und Kreuz nebeneinander als Zeichen der Freiheit hochgehalten. Gebe Gott, dass diese Erfahrung der Gemeinsamkeit in einen andauernden gegenseitigen Respekt mündet. Bei aller Unterschiedlichkeit.“

Er sprach davon, dass der 11. Februar in die Geschichte Ägyptens eingehen werde und eine noch nicht absehbare Bedeutung für die ganze Region habe. „Mit großer Anteilnahme und mit Respekt sehen wir den Freiheitsdrang des ägyptischen Volkes. Mit Geduld und Standhaftigkeit haben die Menschen ausgeharrt und auf friedliche Weise, allein durch ihre mutige, achtzehntägige Präsenz auf dem Tahrir-Platz in Kairo ihre Welt verändert.“ Die Freiheit sei eines der höchsten Güter der Menschheit und es tue gut zu erleben, dass sie sich am Ende immer durchsetze.

Nachdenklich hätten ihn die „schnellen Beifallskundgebungen“ aus Politikerkreisen gemacht. „Es ist noch nicht lange her, dass Präsident Mubarak an erster Stelle nicht als Vertreter eines autoritären Regimes gesehen wurde, sondern als verlässlicher Partner.“ Mancher Handschlag, manches Lächeln bei Begegnungen erscheine heute in anderem Licht. Dies müssten Politiker mit Blick auf ihre Glaubwürdigkeit selbstkritisch eingestehen. „Leider machen wir Deutschen da keine Ausnahme“, kritisierte der Trierer Bischof, der auch Vorsitzender der Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden) der Deutschen Bischofskonferenz ist. 2009 seien deutsche Rüstungsgüter im Wert von mehr als 77 Millionen Euro nach Ägypten verkauft worden, „wohl wissend, dass es um die Lage der Menschenrechte im Land am Nil schlecht bestellt ist.“

In die Freude mische sich auch die Sorge um die weitere Entwicklung. „Wird Ägypten seinen Friedensvertrag mit Israel bestätigen? Werden aus den demokratischen Kräften im Land freie und verantwortungsvolle Parteien entstehen oder werden radikale Kräfte den Übergang in das neue Ägypten ausnutzen?“ Er hoffe, dass Religionsfreiheit jetzt endlich in Ägypten Wirklichkeit werde. Dazu müsse der Artikel 2 der Verfassung gestrichen werden, der die Scharia als wichtigste Quelle des Rechts in Ägypten festschreibt und die Grundlage für die Benachteiligung und Verfolgung der christlichen Kopten darstelle, forderte Bischof Ackermann.

Genauer Wortlaut: www.bistum-trier.de
 

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