Kinder der Eifel – aus anderer Zeit

Stolz können die Eifler auf ihre „Kinder der Eifel“ sein. In der Serie und dem Buch „Kinder der Eifel – erfolgreich in der Welt“ portraitierten wir seit 2007 mehr als hundert lebende Persönlichkeiten, die aus der Eifel stammen und draußen in der Welt Großes erreicht haben. Die unerwartet große Resonanz auf diese Portraits brachte mich auf die Idee, eine zweite Serie „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“ herauszugeben. In dieser Serie sind mittlerweile 110 Portraits erschienen, die wir nun in einem Sammelband vorlegen. Die Serie wird fortgeführt. Wir rechnen insgesamt mit mehr als 200 Beiträgen, in denen diese historischen Persönlichkeiten gewürdigt werden.
Wer sind die „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“?

Wer zu dem erlesenen Kreis der „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“ gehören will, muss Spuren in der Geschichte hinterlassen oder, wie wir im Untertitel sagen, „Geschichte gemacht haben“. Das kann im Guten wie im Bösen gelten. Während die weitaus meisten Portraitierten eine sehr positive Lebensbilanz aufweisen, darf man dies bei anderen bezweifeln. Aber immerhin findet sich unter den 111 Personen mit Hans Bast Nicolai aus Krinkhof nur ein Verbrecher, der hingerichtet wurde. In jedem Falle bedeutet die Aufnahme in Serie und Buch keine Wertung unsererseits. Wir stellen nur die historisch bekannten Fakten dar.

Den Kreis für die Einbeziehung einer Person grenzen wir im vorliegenden Buch in mehrfacher Weise anders ab als im ersten Buch. Während dort nur „Kinder der Eifel“, die noch leben und aus dem Verbreitungsgebiet der Eifel-Zeitung stammen, portraitiert wurden, beziehen wir bei den historischen Persönlichkeiten die ganze Eifel ein. Damit erfassen wir das gesamte Gebiet nördlich der Mosel, westlich des Rheins, südlich der Linie Köln-Aachen sowie östlich der Landesgrenze zu Belgien und Luxemburg. Das bedeutet beispielsweise, dass Nikolaus von Kues (genannt Cusanus), der Autopionier August Horch aus Winningen oder der Arzt und Humanist Johann Winter aus Andernach zu den „Kindern der Eifel – aus anderer Zeit“ zählen.

Eine zweite Erweiterung geht dahin, dass wir auch Nachfahren von Eiflern einbeziehen. Somit gehören Gustave Eiffel, Erbauer des weltberühmten Eiffelturms und ein direkter Nachfahre des aus Marmagen stammenden Jean-René Bönickhausen, und John J. Raskob, einer der Erbauer des kaum weniger berühmten Empire State Buildings in New York und Urenkel des Großlittgers Nikolaus Raskob, zum Kreis der in diesem Buch Portraitierten. Das muss man sich einmal vorstellen: der Erbauer des Eiffelturms, des von 1889 bis 1930 höchsten Gebäudes der Welt, hat Eifler Wurzeln. 1931 wird das Empire State Building zum höchsten Gebäude der Welt, und wiederum steht dahinter die Initiative und Tatkraft eines „Kindes der Eifel“ . Und ähnlich wie Gustave Eiffel und John J. Raskob haben die Nachfahren von Eiflern in der ganzen Welt ihre Spuren hinterlassen.

Woher sie stammen

Abbildung 1 illustriert die Herkunftsorte der „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“ beziehungsweise ihrer Vorfahren. Es fällt ins Auge, dass die Herkunftsorte sehr gleichmäßig über die gesamte Eifel verteilt sind.

Es überrascht nicht, dass Städte wie Wittlich (6x), Mayen (5x), Düren (4x) oder Schleiden (4x) mehrfach vertreten sind. Das geistige und kulturelle Leben in früheren Jahrhunderten spielte sich vor allem in diesen Zentren ab. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land waren wesentlich ausgeprägter als heute.

Aber auch kleinere Orte wie Duppach (287 Einwohner), Niederweis (233 Einwohner), Ürzig (856 Einwohner) oder Ferschweiler (872 Einwohner) haben jeweils zwei „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“ hervorgebracht.  Diese regionale Verteilung zeigt, dass aus jedem Dorf, jedem Städtchen, egal wie abgelegen diese liegen, große Persönlichkeiten kommen können. Es ist keineswegs so, dass die Menschen, die den Lauf der Geschichte prägen, nur aus den großen Städten und Weltzentren kommen. Im Gegenteil, sehr viele Wiegen solcher Personen standen in der Eifel.

Wann sie wirkten

Der Älteste unter den „Kindern der Eifel – aus anderer Zeit“ ist Karl der Große, der von 748 bis 814 lebte, also 66 Jahre alt wurde. Insgesamt stammen aus dem Mittelalter, also grob der Zeit vor 1500, nur fünf Personen. Die Aufzeichnungen aus jener Zeit sind spärlich. Abbildung 2 zeigt die Verteilung nach Jahrhunderten, wobei wir für die Zuordnung jeweils das Geburtsdatum verwendet haben.

Mehr als die Hälfte wurde im 19. Jahrhundert geboren. Das ist ein deutliches Zeichen für die Aufbruchstimmung, die in der Zeit zwischen 1800 und 1900 herrschte. In diesen Jahrzehnten begann das industrielle Zeitalter und auch die großen Auswanderungswellen fanden damals statt. Sie führten dazu, dass viele Eifler ihre Heimat verließen und  insbesondere nach USA auswanderten. Dort konnten sie ihre Talente offensichtlich besser entfalten als in ihrer Heimat der damaligen Zeit, die ziemlich rückständig war, wie es in dem Stichwort „Sibirien Preußens“ zum Ausdruck kam.
Wo sie wirkten – Räume
Die Gemeinsamkeit der „Kinder der Eifel“ besteht in ihrer Herkunft aus einer Region. Ihre Lebenswege führten sie hingegen hinaus in die weite Welt. Abbildung 3 zeigt die jeweils wichtigsten Wirkungsräume der Kinder der Eifel. Viele von ihnen wirkten in mehreren Regionen. Wir zeigen hier die jeweils wichtigsten Wirkungsräume auf.

Die Eifel liegt bei den Wirkungsräumen mit 18 Prozent zwar an erster Stelle, aber 18 Prozent bedeuten umgekehrt, dass 82 Prozent ihre Hauptwirkung außerhalb der Heimatregion entfalteten. Erstaunlich ist, dass an zweiter Stelle mit 14 Prozent die USA stehen. Rund jeder Siebte der Portraitierten machte in den USA seinen Weg. Darunter sind manche, die sehr hoch aufstiegen. So wurde der auf Schloss Gracht in Liblar geborene Carl Schurz amerikanischer Innenminister, der schon erwähnte Großlittger Abkömmling John J. Raskob brachte es zum Vorsitzenden der Demokratischen Partei, der von Trabener Vorfahren abstammende Marc Mitscher avancierte zum Admiral und zum Kriegshelden, und John Regnery, Enkel eines Küfers aus Ensch, gründete in New York den gleichnamigen, bekannten Verlag. Trier spielt eine große Rolle unter den Wirkungsstätten, insbesondere bei den Kirchenoberen und Theologen.

Auch in Luxemburg wirkten drei der Kinder der Eifel, darunter auch Johann Anton Zinnen aus Neuerburg, der die luxemburgische Nationalhymne komponierte. Neben den in der Abbildung aufgeführten Wirkungsräumen lebten und wirkten jeweils ein Eifelkind in Afrika, Argentinien, Brasilien, Indien und Russland. Schließlich bleibt als „Exot“ im Hinblick auf den Raum und den Inhalt seines Wirkens Werner Lamberz aus Mayen zu nennen. Sein Wirkungsraum war nämlich die DDR, er war Mitglied des Politbüros und wurde als Kronprinz Honeckers gehandelt, bis er 1978 bei einem Hubschrauberabsturz in Libyen ums Leben kam. Zusammenfassend sei festgehalten, dass die „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“ trotz der äußerst beschränkten Reise- und Kommunikationsmöglichkeiten der vergangenen Jahrhunderte weit in die Welt hinausstrahlten – durchaus ebenbürtig mit den lebenden „Kindern der Eifel“ aus unserer Zeit.

Wo sie wirkten – Wirkungsfelder

Abschließend wollen wir darstellen, auf welchen Fachgebieten die „Kinder der Eifel – aus anderer Zeit“ hauptsächlich wirkten. Auch hier gilt wieder, dass viele dieser hochbegabten Menschen auf mehreren Gebieten Großes leisteten. So zählt Cusanus zu den Universalgelehrten, andere waren gleichermaßen wirtschaftlich erfolgreich und politisch einflussreich. In Abbildung 4 haben wir die jeweils wichtigsten Wirkungsfelder nach ihrer Häufigkeit aufgeführt.

Es überrascht nicht, dass das Wirkungsfeld „Kirche/Theologie“ an erster Stelle steht. Bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg dienten eine weiterführende Schulausbildung und ein Hochschulstudium in der Eifel vor allem der Gewinnung von Priesternachwuchs. Und bis in diese Zeit übten die örtlichen Pfarrer einen starken Einfluss auf die Entscheidung aus, ob ein fähiger junger Mensch eine weiterführende Schule besuchte.

Viele dieser Schulen wurden zudem von der Kirche betrieben (bischöfliche Konvikte, Ordensschulen). Staat und Politik stehen mit 16 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt von der Wissenschaft.

Mit 6 Prozent folgt die Wirtschaft erst an sechster Stelle. Das ist der auffälligste Unterschied zu den Wirkungsfeldern der lebenden Kinder der Eifel, bei denen die Wirtschaft mit 16 Prozent an erster Stelle steht. In den Wirkungsfeldern spiegelt sich der ungeheure Wandel unserer Welt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts besonders stark wider.

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