Neues Müll-Entsorgungssystem ist ein Totalschaden

Region. Erinnern Sie sich noch an Juni 2008? Damals hatte die Eifel-Zeitung aufgerufen, gegen das Sparkassen-Fusionsvorhaben der damaligen Eifel-CDU zu demonstrieren. Weit über 700 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich am 10.06.2008 vor und im Dauner Forum, um gegen die geplante Fusion der Kreissparkasse Vulkaneifel und Eifelsparkasse Bitburg/Prüm zu demonstrieren. Gleichzeitig wurde auch der offizielle Startschuss der Unterschriftenaktion gegeben, um durch mindestens 6.000 Stimmen einen Bürgerentscheid an der Wahlurne zu erreichen. Die CDU hatte kurze Zeit später zurück gerudert. Das Vorhaben war geplatzt. Der Hauptakteur im Hintergrund war MdL Michael Billen/CDU.

Ähnliche Situation

Zurzeit erleben wir eine ähnliche Situation. Auch beim Thema Biotonne soll sich MdL Michael Billen über Jahre hinweg für die Abschaffung der Bio-Tonne eingesetzt haben. Der Bevölkerung wird nun auch im Vulkaneifelkreis ein konzeptloses neues Müll-Entsorgungssystem regelrecht aufgezwungen. Die Eifel-Zeitung hatte bereits am 14. August 2019 darauf aufmerksam gemacht, dass das neue Müllsystem des A.R.T. so nicht funktionieren kann. Reichlich Gegenwind bis hin zu Anfeindungen haben wir im Anschluss erfahren dürfen.

Wenige Tage nach Start des neuen Müllsystems erleben wir die ersten Ausuferungen beim Biomüll. Über den Restmüll in den grauen Tonnen wird „noch“ nicht diskutiert. Aber das kommt noch! Inzwischen sorgen Bürgerinitiativen für reichlich Aufmerksamkeit. Wenn ein Privatmann innerhalb 14 Tagen mehr als 11.000 Unterschriften sammelt und eine Bürgerinitiative im gleichen Zeitraum mit mehr als 2.800 Personen in sozialen Medien diskutiert, sollte den Verantwortlichen und allen die in dieses Thema involviert sind, ein Licht aufgehen. Ein neues System ohne schlüssigem Konzept kann so nicht funktionieren! Müllmengen lassen sich von heute auf morgen nicht wegzaubern, indem man kleinere Tonen und Papiertüten verteilen lässt.

Hier Auszüge von unserem damaligen Bericht:

EZ v. 14.08.2019: …Man darf gespannt sein, ob sich das Müllverhalten in den Haushalten ändern wird. Fakt ist, der A.R.T. rechnet in Litern vor. Die Realität sieht anders aus. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Wie schnell eine 80-Liter-Restmülltonnen mit Müll gefüllt ist, kann man sich ausmalen. Im Volumen gerechnet werden die kleinen 80-Liter-Tonne bereits nach zwei oder gar einer Woche gefüllt sein. Darauf wird beim A.R.T. spekuliert. Knapper kann man den Müllbedarf nicht bemessen. Die Leute sollen zu zusätzlichen Leerungen gezwungen werden. Dann klingelt beim A.R.T. zusätzlich die Kasse. Das ist so gewollt.

Um die Müllkosten nicht exorbitant in die Höhe schnellen zu lassen, werden die Menschen dann erfinderisch. Öffentliche Mülleimer werden in Zukunft überquellen. Wilde Müllablagerungen an Parkplätzen werden sich häufen.

In Zukunft wird man seine Restmülltonne unter Verschluss halten müssen, um sich vor „Kuckucksmüll“ zu schützen. Und in den Bio-Sammelcontainern wird neben Biotüten auch garantiert immer mehr Restmüll entsorgt. Beim A.R.T. ist man der Meinung, dass es nicht so kommen wird. Warten wir es mal ab. Den Haushalten die graue 240 Liter Restmülltonne wegzunehmen und durch 80 Liter Tonnen zu ersetzen, zeigt, dass es einzig und allein um Geldvermehrung geht. Da spiel es dann keine Rolle, wenn neue kleine Mülltonnen für teures Geld angeschafft werden müssen und die 240 Liter Tonnen irgendwo gestapelt oder zu Plastikmehl geschreddert werden. Dieses System ist krank, bevor es in Kraft tritt – soweit unsere Auszüge.

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Laut Bundesumweltamt werden jährlich 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland als Abfall entsorgt, davon entfallen etwa 6,7 Millionen Tonnen auf die Privathaushalte. Im Schnitt produziert jeder Bundesbürger 82 Kilogramm Biomüll pro Jahr. Heruntergerechnet auf den Landkreis Vulkaneifel sind das 4.900 Tonnen Bioabfall. Da kann man sich ausrechnen, wie viele Sammelcontainer notwendig sind, um diesem Biomüllaufkommen nachzukommen. Wie die Realität nach wenigen Tagen Biomüll-Entsorgung aussieht, erleben wir gerade. Zum Glück ist derzeit Winter!

Die Empfehlung des Bundesumweltamtes

Ungenießbare Essensreste sollen – unabhängig von ihrem Verarbeitungszustand – ohne Verpackung in die Biotonne. Auf den heimischen Kompost sollten tierische und gekochte Essensreste nicht geworfen werden, da diese Wildtiere wie Ratten anlocken. Essensreste dürfen auf keinen Fall über Toiletten oder Abwasser entsorgt werden. Grobe Abfälle können die Abwasserrohre verstopfen und sind ein gefundenes Fressen für Ratten. Außerdem machen Essensreste die Abwasserreinigung aufwendiger und damit teurer. Die meisten Kommunen haben daher in ihren Abwassersatzungen das Entsorgen fester Stoffe wie Lebensmittelabfälle, auch in zerkleinerter Form, explizit verboten.

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