Zum Muttertag – Eine nachdenkliche Betrachtung

Von Hans-Peter Meyer
Niederadenau

Irgendwo habe ich dieser Tage den nachdenklichen Spruch gelesen: „Meine schönste Erfindung, sagt Gott, ist die Mutter.
Am kommenden Sonntag haben wir ihn wieder, den alljährlich im Wonnemonat Mai wiederkehrenden Muttertag. Viele von uns beeilen sich, entsprechend alter Tradition und Gepflogenheit einen Glückwunsch auszusprechen, ein paar Blumen, einem Geschenk zu überreichen.

Aber, so denke ich, Muttertag hat eine mehr als nur kalendernotwendige Bedeutung. Nicht wenige unter uns halten den Muttertag inzwischen für ein kommerzielles Geschäft, was zum Teil sicherlich zutrifft, wenn man einmal an die Annoncen verschiedener Geschäftszweige denkt und diese aufmerksam betrachtet. Muttertag ist mehr. Darüber sollten wir einmal nachdenken. Anerkennung für jene Frauen, die alle Tage, jahraus, jahrein, ihren Kindern und Männern gehören. Deren Arbeit niemals ein Ende hat, die keine Vierzigstundenwoche kennen, kein freies Wochenende. Die immer da sind, ohne Lohnerhöhung, ohne Urlaubsansprüche.

Den Müttern einen Tag zu widmen, war die Idee einer Frau, der 1864 geborenen Amerikanerin Ann Jarvis. Sie verstand sich als Frauenrechtlerin, nahm den Tod ihrer Mutter zum Anlass, den Kreuzzug für den Muttertag zu beginnen. Ann Jarvis starb 1948 weitgehend verarmt in einem Altenheim. Selbst war sie nie Mutter geworden. „Ihr“ Ehrentag“ blieb, 1922 kam er nach Deutschland, zehn Jahre später  wurde er hier als Feiertag auf den zweiten Mai-Sonntag gelegt.

Muttertag ist für uns mehr: Die Mutter hat uns das höchste Gut dieser Welt geschenkt – das Leben. Für die meisten von uns war die Mutter  die wichtigste Bezugsperson in den ersten wichtigsten (Entwicklungs-) Jahren unseres Lebens, sie hat uns begleitet in Freud und Leid, hat am Bett gesessen, wenn wir krank waren, hat uns liebevoll gepflegt, und in späteren Jahren haben wir immer wieder gespürt, dass es die Mutter ist, die an unserem Leben, an unseren Sorgen und Nöten teilnimmt, einspringt, wenn niemand mehr da ist. Das Gefühl des „Angenommensein“, die Geborgenheit, die „offenen Arme“ einer liebenden Mutter ist mehr Wert als alle Reichtümer dieser Welt.

Mutterliebe kann man nicht kaufen – sie kommt aus dem Herzen und gibt es nur umsonst.

Wenn das Licht der Hoffnung in uns so manches mal erloschen scheint, sind es nicht nur Worte, die das Herz einer Mutter ausmachen. Da ist ein Gefühl ohne Worte, das sich nur sehr schwer oder gar nicht beschreiben lässt. Vieles nehmen wir als selbstverständlich an, ohne uns tiefere Gedanken zu machen. Ein „Danke“ zu Lebzeiten ist besser als alle Blumen dieser Welt auf den Gräbern unserer Mütter. Eigentlich soll es das ganze Jahr über Muttertage geben. Wieso können wir der Mutter nicht an vielen Tagen des Jahres  das Gefühl geben, dass sie eine ganz besondere Person ist. Wir haben – so denke ich – an jedem neuen Tag des Jahres die große Chance, nicht mit Gold und Edelstein, sondern mit einem kleinen Geschenk, mit ein paar Blumen, mit einer Anerkennung, einer liebenvollen Geste die Mutter zu überraschen. Camillo Felgen hat in einem seiner Lieder einmal gesungen: „Ich hab’ Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren“. Er hat die Mutter im hohen Alter gemeint. Diese Ehrfurcht sollten wir nicht nur am (Kalender-) Muttertag haben oder erst dann, wenn die Mutter für immer von uns gegangen ist.

Der Muttertag hat viele Komponenten. Er sollte anregen zum Nachdenken und zur Dankbarkeit.

Hans-Peter Meyer    
 

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