Einmalig in der Presselandschaft der Eifel: Monschau boykottiert Eifel-Literatur-Festival!

Null Berichterstattung im „Wochenspiegel“ zum Start des Eifel-Literatur-Festivals?
Wie das? Die Eifel-Zeitung deckt auf: Dahinter steckt ein Boykott der Monschauer Geschäftsführung des „Wochenspiegels“. Ganz schön dramatisch: Aufmacher zum Festival mussten in letzter Sekunde, kurz vor dem Druck, aus dem Blatt genommen werden. Und: Künftig darf keine einzige Zeile mehr zum Festival im Wochenspiegel erscheinen. Monschau hat gesprochen- und mehr als 100.000 Leserinnen und Lesern das Recht auf Information zum Eifel-Literatur-Festival abgesprochen. Erstmals spricht Festivalorganisator  Dr. Zierden über diesen unglaublichen Vorgang.

Sein Appell an die Leser der Eifel-Zeitung: „Lassen wir uns von Monschau nicht das Eifel-Literatur-Festival kaputtmachen!“

Dr. Zierden im Interview

MONSCHAU BOYKOTTIERT
DAS EIFEL-LITERATUR-FESTIVAL

Das aktuelle Interview zu einem unglaublichen Vorgang

EAZ: Gratulation zum erfolgreichen Start des Eifel-Literatur-Festivals. Die Zeitungen waren voll mit Lobeshymnen. Auch die Eifelzeitung hat groß berichtet. Nur im „Wochenspiegel“ stand rein gar nichts. Wie das?
Dr. Zierden: Das ist eine Order aus Monschau, von der Geschäftsführung des Wochenspiegels. Inhalt: Zum Festival 2012 darf kein einziges Wort mehr über das Eifel-Literatur-Festival erscheinen, keine Ankündigung, kein Gewinnspiel. Bis zur Startwoche des Festivals sind die Wochenspiegel-Leser immerhin in den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Vulkaneifel und Bitburg-Prüm informiert worden. In den anderen Ausgaben, von Monschau bis Trier, auch schon nicht mehr, anders als noch 2010. Am 17. April erfuhr ich vom Total-Boykott des Wochenspiegels. Die Geschäftsführung in Monschau habe angeordnet: Ab sofort keine einzige Zeile mehr zum Eifel-Literatur-Festival 2012.

EAZ: Hat die Geschäftsführung in Monschau Sie über die Boykott-Entscheidung informiert?
Dr. Zierden:  Nein, im Gegenteil. Offiziell weiß ich bis zur Stunde rein gar nichts. Am 18. April sollte in den Wochenspiegelausgaben der drei Festival-Landkreise Bernkastel-Wittlich, Vulkaneifel und Bitburg-Prüm als Aufmacher ein Artikel zum Festivalstart erscheinen. Ich hatte zeilengenau den Text geliefert, war eigens für eine Fotoaufnahme zur Redaktion Bitburg gefahren. Alles lief, wie von den örtlichen Wochenspiegel-Redakteuren geplant und seit Jahren üblich. Am Drucktag, Montag, 16. April, muss dann Beispielloses
passiert sein. Selbst die betroffenen Redakteure waren völlig baff, soweit ich weiß.

EAZ: Erzählen Sie bitte! Was ist Dramatisches passiert? Wann haben Sie davon erfahren? Wie und von wem?
Dr. Zierden: Am Dienstag, 17. April, nahm ich Kontakt auf mit der Redaktion Bitburg, um die vereinbarte Textlieferung für die folgende Woche anzukündigen. Atemlos erfuhr ich dann: Der Aufmacher musste in letzter Minute vor dem Druck aus dem Blatt genommen werden. Superrasch musste für alle drei Landkreise ein neuer Aufmacher her. Und: ab sofort dürfe nichts mehr zum Festival gedruckt werden. Meinem Gesprächspartner, so schien es mir, brach es das Herz. Immerhin hat der Wochenspiegel das Festival seit vielen Jahren begleitet.

EAZ: Hat der Wochenspiegel-Redakteur Ihnen eine Begründung für das Monschauer Boykott nennen können?
Dr. Zierden:  Nein, der war völlig ratlos. Ich habe die Nachricht sofort an die Festivalpartner in Politik und Wirtschaft weitergeleitet. Sie ist teilweise mit Entsetzen aufgenommen worden. Das Eifel-Literatur-Festival, vor wenigen Monaten noch als das kulturelle Vorzeigeprojekt der Zukunftsinitiative Eifel mit dem Eifel-Award ausgezeichnet, soll nun von der Wochenspiegel-Kette eifelweit boykottiert werden – das hat es noch nicht gegeben.

EAZ: Was haben Sie inzwischen zu den Gründen erfahren?
Dr. Zierden:  Nur Vermutungen. Am stärksten in die Richtung: Das haben wir als Retourkutsche befürchtet, nachdem Sie mit dem Festival nicht mehr nach Monschau gegangen sind. Und: Das Interview mit der Eifelzeitung zu Monschau hat die möglicherweise verärgert. Da war bekanntgegeben worden, was man im Januar in der Aachener Zeitung lesen konnte: Monschaus Bürgermeisterin plant für Monschau und die NRW-Eifel eine Konkurrenzveranstaltung zum Eifel-Literatur-Festival. Da passt es vielleicht nicht so gut, das Eifel-Literatur-Festival überhaupt noch zu erwähnen.

EAZ: Wie bewerten Sie dieses beispiellose Boykott des Eifel-Literatur-Festivals durch die Monschauer Geschäftsführung des „Wochenspiegels“?
Dr. Zierden: Ich finde es traurig, unfair und unprofessionell. Leidtragende sind zunächst die Wochenspiegel-Leserinnen und -Leser in den drei Festival-Landkreisen. Mehr als 100.000 Leserinnen und Leser wird das Recht  abgesprochen, auch nur eine einzige Zeile über das Eifel-Literatur-Festival zu erfahren. Raffiniert ist, zur gleichen Zeit in Riesenartikeln gegen die Eifelzeitung zu schießen und sich selber als einzig seriöse Wochenzeitung zu empfehlen.

EAZ: Aber Festivalanzeigen werden doch weiterhin gedruckt?
Dr. Zierden: Bis jetzt ja!

EAZ: Und Festivaltickets werden weiterhin in den  Wochenspiegel-Geschäftsstellen verkauft?
Dr. Zierden:  Bis jetzt ja!

EAZ: Also verdienen möchte man schon am Festival, aber redaktionell wird es boykottiert. Senden Sie denn noch Presseartikel an den Wochenspiegel?
Dr. Zierden: Natürlich, Woche für Woche. Sonst hieße es ja: Der schickt uns ja nichts mehr. Ich fühle den Wochenspiegel-Lesern verpflichtet, die sollen auch in dieser Zeitung über das Festival informiert werden.

EAZ: Was sagt dieses Monschauer Festivalboykott über den Zustand der Zukunftsinitiative Eifel?
Dr. Zierden:
Wer sich über die aktuelle Lage der ZIE informiert, erfährt nur Desolates. Man hört Schlimmes vom Gegeneinander Eifel-Rheinland-Pfalz und Eifel-NRW. Viel Zukunft wird der Zukunftsinitiative nicht eingeräumt, abgesehen von offiziellen Verlautbarungen und Sonntagsreden natürlich.

EAZ: Dabei hat doch der Wochenspiegel das Festival lange Jahre begleitet.
Dr. Zierden:  Ja, so war es. Jetzt scheint es mehr um Monschauer Interessen zu gehen als um Eifeler Interessen. Sonst würde man ja nicht mehr als 100.000 Leser Woche für Woche in die Röhre schauen lassen. Ich kann nur empfehlen, Eifelzeitung zu lesen. Die trägt diesen Namen mit vollem Recht.

EAZ: Vor zwei Jahren schrieb aber doch ein Wochenspiegel-Redakteur im Festivaljournal: „Wochenspiegel – wir sind Eifel!“
Dr. Zierden:  Wenn so die Eifel aussieht – Entmündigung von 100.000 Lesern durch Order aus Monschau – dann möchte ich nicht in der Eifel leben und wirken. Gottlob gibt es Alternativen – daher wird es auch nichts mit der Monschauer Absicht, dem Festival den Garaus zu machen und das einzig wahre Literaturfestival in Monschau aufzuziehen.

EAZ: Die Presseresonanz außerhalb des Wochenspiegels ist doch vorzüglich, oder?
Dr. Zierden:  Immer mehr Medien eifelweit und darüber hinaus berichten gerade im Jubiläumsjahr 2012 über das Festival. Die Aachener Zeitung entsandte ihren Kulturchef für eine riesengroße Reportage, die in allen Ausgaben gelaufen ist – vor den Toren Monschau. Am vergangenen Samstag machte die renommierte Fachzeitschrift „buchreport“, Pflichtlektüre für Buchhändler, Verlagsleute, für alle, die mit Literatur und Buch zu tun haben – am vergangenen Samstag brachte diese Zeitschrift „buchreport“ einen riesigen Artikel über das Eifel-Literatur-Festival. Zur Buchmesse wurde es in den Buchzeitschriften „buchaktuell“ und „buchjournal“, alle bundesweit erscheinend, in einem Atemzug genannt mit der Leipziger Buchmesse und lit.cologne. Wertschätzung allerorten, nur in Monschau nicht. Da demontiert sich die Eifel pressemäßig selber, schade!

EAZ: Sehr geehrter Herr Dr. Zierden, auf die Unterstützung der Eifel-Zeitung können Sie und alle Festivalfreunde bauen! Wir dürfen den Herrschaften in Monschau nicht erlauben, kulturelle Leuchttürme der Eifel mit bundesweiter Ausstrahlung zu zerstören. Wir informieren – und appellieren an die Solidarität unserer Leser. Monschaus Zerstörungswerk darf keine Chance haben! 
 

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