EAZ-Serie Teil 5 – Elektromobilität

War das Thema in der Vergangenheit eher stiefmütterlich von der Deutschen Automobilindustrie behandelt worden, rückt die Elektromobilität seit dem Abgasskandal und den Betrügereien deutscher Automobilhersteller immer mehr in den Fokus. Die Eifel-Zeitung beschäftigt sich mit dem Thema in den nächsten Wochen. Im 5. Und letzten Teil beschäftigen wir uns mit den unterschiedlichsten E-Zweiräder.

E-Roller

Gerade im Sommer nimmt die Zahl der Motorroller wieder merkbar zu. In den Metropolen mit vollen Straßen und wenig Parkmöglichkeiten kann der Roller punkten – gepaart mit einem nicht verblassenden Charme aus dem vorigen Jahrhundert. Heute trifft man auf Modelle, die den Charme alter Zeiten mit emissionsfreiem Fahren verbinden. „Dinge verbessern, indem man sie einfacher macht“ gehört zum Motto des StartUps Unu aus Berlin, welches im Jahr 2013 gegründet wurde und sich dem elektrischen Motorroller verschrieben hat. Der gleichnamige Unu ist für zwei Personen zugelassen und kann in der Ausstattung 1.000-, 2.000- und 3.000- Watt-Motor bestellt werden. Die kleinste Ausführung ist ab 1.700 Euro zu haben; die größeren Varianten kosten ab 2.200 Euro bzw. 2.800 Euro. Zu beachten ist hier allerdings, dass die Höchstgeschwindigkeit bei allen drei Ausführungen bei maximal 45 km/h liegt. Der Roller wird in China produziert und kann übers Internet bestellt werden.

Ein Hersteller aus Taiwan versucht zurzeit – ebenfalls über Berlin – den deutschen Markt zu erobern. Der Gedanke dabei ist nicht allein der Erfolg in Deutschland (und damit vielleicht auch Europa) – die asiatischen Firmen wissen, dass ein Erfolg in einem europäischen Land sich attraktiv auf den Heimatmarkt auswirkt.

Der Gogoro hat eine Reichweite von ca. 100 km und kostet nach einer Preissenkung mittlerweile ca. 2.500 Euro.

Die Firma Gogoro beschreitet diesen Weg, denn letztendlich ist der Heimatmarkt (in Taiwan werden jährlich ca. 1,4 Mio. Roller neu gekauft) immer noch der wichtigste für die asiatischen Roller-Hersteller. Der von Gogoro entwickelte Roller steckt voller Technik, ist total digitalisiert und per App zu kontrollieren. Nicht nur die Technologie, sondern auch sein Design erinnern ein wenig an Apple. Ein Kommentar lautete dann auch: „Als hätten eine Vespa und ein iPhone ein Kind bekommen“.

Der Gogoro (s. Foto) kommt mit einer völlig neuen Ladestrategie daher. Herzstück ist ein Wechselbatterie-System. Ist ein Akku fast leer, steuert man per GPS eine nächstliegende Batteriestation an und tauscht einfach den leeren gegen einen vollen Akku aus. Es verwundert daher nicht, dass ein von Bosch gegründeter Scooter-Sharing-Anbieter zunächst 200 Maschinen eingekauft hat. Auch hier lautet das Motto: Benutzen statt Kaufen. Abgerechnet wird nach Minuten oder für den ganzen Tag (20 Euro).

Elektroroller Niu N1s Civic

Bei dem Elektroroller Niu N1s Civic des chinesischen Herstellers Niu hat ebenfalls Bosch seine Finger im Spiel und steuert den Radnabenmotor für das Gefährt bei. Der nur 95 kg schwere Roller ist leichter als viele andere 50-Kubik-Benzinroller und lässt sich daher mühelos bewegen. Der Niu kostet in der Basisausführung 2.700 Euro und geht hoch bis 4.240 Euro. Trotz des verhältnismäßig hohen Preises hat das chinesische StartUp Niu seit dem Verkaufsstart im Juni 2015 weltweit mehr als 200.000 Roller verkauft.

Den E-Roller-Trend wollen auch die klassischen Roller-Hersteller mitmachen. So soll der legendäre DDR-Roller Schwalbe noch in diesem Jahr in einer E-Version auf den Markt kommen.
Und auch Peugeot will dabei sein und hat einen E-Lastenroller für Pizzaboten und andere Lieferdienste angekündigt. Und Piaggio mit seiner Vespa: Die alte Dame kommt komplett restauriert und emissionsfrei noch im Herbst 2017 in die Läden, damit man gleich im Frühjahr 2018 damit lautlos durch die Straßen gleiten kann. Grundsätzlich ist zu hoffen, dass die europäischen Hersteller die Sitzhöhe der Roller anders konzipieren als die asiatische Konkurrenz. So sieht auf einem Niu mit einer Sitzhöhe von 74 cm so mancher (insbesondere Nord-)Europäer eher so aus, als würde er den Roller von seinem Kind ausgeliehen haben.

E-Bikes

Seit Jahren boomt bereits der E-Bike-Markt und jedes Fahrrad-Fachgeschäft hat sie in ihrem Sortiment. Selbst Discounter bieten günstige E-Bikes regelmäßig an. Bis dahin war es jedoch für die Pedelecs (Pedal Electric Cycle) ein langer Weg, denn bereits im 19. Jahrhundert startete die Ära der Fahrräder mit elektrischem Antrieb. Das Pedelec-Prinzip, was besagt, dass der Fahrrad-Fahrer von einem Elektroantrieb nur dann unterstützt wird, wenn er gleichzeitig selbst die Pedale tritt, wurde von dem Deutschen Egon Gehlhard im Jahr 1982 erfunden. Seit Mitte der 1990er Jahre werden E-Bikes in Serie produziert. Heute tummelt sich eine Vielzahl von E-Bike-Herstellern auf dem Markt, von denen wir hier einige wenige vorstellen wollen.

Dieses E-Bike der Spitzenklasse wiegt gerade einmal 22,4 kg und gehört zur Kategorie E-Mountainbikes. Die Akku-Reichweite liegt bei 220 km. Preis: ca. 7.000 Euro.

Das Team Bulls aus Köln wurde 2007 gegründet und hat sich bereits einen Namen auf dem internationalen Markt gemacht. Bulls bietet Elektrofahrräder in einer Preisspanne von 1.600 bis über 7.000 Euro an. Zu den unterschiedlichen Modellen gehören E-Mountainbikes, E-Trekking- & Cross-Bikes, Road E-Bikes, urban E-Bikes sowie Jugend E-Bikes. Die E-Bikes von Bulls sind ausgestattet mit Antriebssystemen von Brose, Bosch, Shimano, SR Suntour und Alber und erfüllen damit höchste Ansprüche.

Das Load Touring hat einen Radstand vom 184 cm und kostet in der Basisversion ca. 5.400 Euro.

E-Bikes ganz anderer Art stellt die Firma Riese & Müller mit Sitz in Weiterstadt bei Darmstadt her. Das bereits im Jahr 1993 gegründete Unternehmen hat sich auch international einen Namen auf Grund der Umsetzung von innovativen Ideen auf dem Gebiet der E-Bikes gemacht. Eine dieser innovativen Ideen ist der Load Touring, ein Cargo-Rad, welches auch als Familienrad mit Kindersitz genutzt werden kann.

KTM Macina Fatbike

Ein extra für schweres Gelände konzipiertes E-Bike kommt von der KTM Group mit Sitz in Österreich: das KTM Macina Fatbike. Die 26-Zoll-Reifen des Mountainbikes machen das Fahren zu einem ungewöhnlichen Erlebnis, denn sie bügeln jede Unebenheit weg. Das Gesamtgewicht liegt trotz der dicken Reifen bei ca. 21 kg; der Preis liegt bei 2.900 Euro.

Das Top-Modell der Firma TechniBike mit einem 36-V-Motor kostet 4.999 Euro.

Ein Newcomer auf dem boomenden Markt der E-Bikes meldet sich aus dem Vulkan-Eifel-Kreis in Rheinland-Pfalz zu Wort. Die im Jahr 2016 gegründete Firma TechniBike bietet trendige E-Bikes mit Lösungen für jeden Anspruch: Das Sortiment geht vom City Tiefeinsteiger bis zum Topmodell MTB Fully. Die Kooperation mit Continental bringt dem StartUp das entsprechende Know How für Akkus, Motoren und Reifen und die vom Gelände her anspruchsvolle Vulkan-Eifel bietet hervorragende Teststrecken, um das optimale Bike dem ebenfalls anspruchsvollen Kunden präsentieren zu können. Gerade im Juli 2017 wurde u.a. das eMTB Fully der Presse vorgestellt.

Der Ideenreichtum – was Rahmen, Elektromotor und Spezialisierung der E-Bikes anbelangt – ist in der Szene groß und kann mit einem Erfolg im Markt voll zur Entfaltung kommen. Da die Fangemeinde der E-Biker immer größer wird und trotzdem Individualismus immer stärker gefragt ist, haben StartUps mit einer guten Idee und deren professioneller Umsetzung großes Potential für die Zukunft.

Die Pläne der Bundesregierung
Die deutsche Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, mit Hilfe eines Umweltbonus den Absatz neuer Elektrofahrzeuge zu fördern. In Bezug auf die Förderung für E-Busse z.B. sieht der Plan der Bundesregierung wie folgt aus (Auszug aus electrive.net vom 20.04.2017):

„Das Bundesumweltministerium will frühestens ab dem 1. Januar 2018 die Beschaffung von Elektrobussen mit einem bis zu 80-prozentigen Investitionszuschuss der Mehrkosten fördern … Bezuschusst werden soll die Umstellung ganzer Linien ab sechs E-Bussen. Das geplante Förderprogramm werde derzeit noch von der EU-Kommission geprüft. Im Juni 2015 startete die Förderrichtlinie des Bundesverkehrsministeriums zur Elektromobilität und seit diesem Zeitpunkt wurden für die Beschaffung von rund 100 E-Bussen in deutschen Städten entsprechende Zuschüsse beantragt bzw. bewilligt.“

Anders als bei den E-Bussen, wo die Förderregelung noch nachgebessert werden musste, gibt es für E-Autos seit 2016 eine klare Linie. Das beschlossene Maßnahmenpaket hierzu lautet wie folgt (s. www.bmwi.de):

„Es wird eine Kaufprämie, der sogenannte Umweltbonus, für Neufahrzeuge gezahlt – 4000 Euro für reine Elektroautos, für Plug-In Hybride 3000 Euro. Der Umweltbonus wird für Fahrzeuge mit einem Listenpreis von maximal 60.000 Euro gezahlt. Die Gesamtfördersumme ist auf 1,2 Milliarden Euro festgelegt. Davon übernehmen der Bund und die Automobilindustrie jeweils die Hälfte der Kosten. Die Förderung durch den Bund erfolgt bei entsprechender Förderung durch den Hersteller. Autokäufer können ihre Anträge seit dem 2. Juli 2016 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stellen …“

Und weiter heißt es in dem Maßnahmenpaket: „Zur Verbesserung der Ladeinfrastruktur stellt der Bund 300 Millionen Euro zur Verfügung: 200 Millionen Euro für die Schnelllade-Infrastruktur und 100 Millionen Euro für die Normal-
ladeinfrastruktur.“
Ein weiterer Anreiz für die Anschaffung von Elektro-Pkw ist die Kraftfahrzeugsteuerbefreiung. Diese wird auf 10 Jahre gewährt – bei erstmaliger Zulassung in der Zeit vom 01.01.2016 bis 31.12.2020.  Darüber hinaus sind Kommunen in der Lage, elektrisch betriebene Fahrzeuge – also reine Batterieelektrofahrzeuge, Plug-In-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge – zu privilegieren. Das bedeutet u.a., diese beim Parken und bei der Nutzung von Busspuren zu bevorzugen.

Trotz dieser und noch anderer Anreize wird das von der Bundesregierung gesteckte Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu haben, nicht erreicht werden können. Neben Bundeskanzlerin Merkel, die diese Zahl mittlerweile für unrealistisch hält, äußerte sich auch der damalige Wirtschaftsminister Gabriel auf Grund der sehr schleppenden Zulassungszahlen von E-Mobilen wie folgt: „Wenn wir nicht noch die Fahrräder dazu zählen, werden wir nicht mal auf die Hälfte kommen.“ Vielleicht schaffen die trendigen E-Roller und E-Bikes, die Zahl ja auch alleine…

Mit freundlicher Genehmigung des INFOSAT Verlags aus Daun

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