Die „Gier-frisst-Hirn-Mentalität“

„Profit kontra Natur“ ist eine Grundhaltung, die für einen Großteil der umwelt- und gesellschaftlichen Probleme verantwortlich ist, so sieht es Dietmar Weides, Mitglied der Bürger Union Vulkaneifel e.V.EAZ: Herr Weides, Sie haben sich ja bereits im vergangenen Wahlkampf besonders für den Schutz und die Bewahrung der heimatlichen Natur ausgesprochen; das Thema Lavaabbau dürfte Sie daher besonders berühren.

Weides: Das stimmt. Alle sprechen von der schönen Vulkaneifel und wir hier vor Ort sind voll dabei, diese „abzuschaffen“, indem wir den Lavaabbau erweitern und planerisch schon einmal die Voraussetzung für die Zerstörung unserer einzigartigen Landschaft schaffen! In der Eifel wurde in den letzten Jahren viel Gutes auf den Weg gebracht, wofür uns andere Regionen bewundern. Wir sprechen vom „Vulkantourismus“, wir schaffen „Vulkanparks“, „Vulkanpfade“ und „Gesundland–Vulkaneifel“, unser Landkreis wird sogar in „Landkreis Vulkaneifel“ umbenannt! Im Gegenzug gibt es Bemühungen über „Raumordnungspläne“, die Voraussetzungen für den Abbau von sage und schreibe 80 Vulkankegeln zu schaffen! Das ist unglaublich und kann eigentlich von niemandem – dem etwas an seiner Heimat liegt – für gut befunden werden…

EAZ: Aber man argumentiert auch mit Bruchzins und der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Weides: Zum Thema Bruchzins möchte ich mich nicht im Detail äußern. Selbst eine Erhöhung dieser „Vergütung“ würde die Zerstörung unserer Vulkanlandschaft nicht besser oder erträglicher machen. Die Gemeinden, die vom Bruchzins profitieren, sind angeblich besser gestellt als andere. Dazu habe ich eine andere Meinung, zumal die Folgen der Umweltzerstörung viel nachhaltiger sein werden als ein negativer Gemeindehaushalt, den man mit dem Bruchzinns sanieren möchte. Natürlich werden die „Kleinen“ immer aufgefordert zu sparen, damit das „Ersparte“ dann von den Regierenden wieder mit vollen Händen ausgegeben werden kann. Zum Thema Arbeitsplätze spricht man davon, dass alleine durch den Tourismus in etwa 10-mal mehr Arbeitsplätze gesichert werden als durch den Lavaabbau.

EAZ: Sollte man sich mit den Unternehmern, die den Lavaabbau betreiben, an einen Tisch setzen?

Weides: Man sollte immer den Dialog miteinander führen, im Übrigen halte ich nichts davon, die Abbauunternehmer hier an den Pranger zu stellen; jemand der etwas „unternimmt“ soll auch daran verdienen. Diejenigen, die für die Erweiterung der Gruben und Ausweisung neuer Abbauflächen verantwortlich sind, sind auf jeden Fall nicht die hier ansässigen Unternehmen; die sitzen ganz woanders. Die größte Gefahr sehe ich für die Zukunft darin, dass man mit der Genehmigung neuer Abbauflächen „Begehrlichkeiten“ bei internationalen Großinvestoren weckt, die dann durch die Hintertür Zugriff auf den Abbau bekommen könnten, den wir dann nicht mehr unter Kontrolle haben. Diese „Heuschrecken“ werden sich nicht davor scheuen, hier alles abzugraben und auszusaugen, was im Vorfeld genehmigt wurde. Dagegen werden wir dann nichts mehr ausrichten können, dazu gibt es weltweit zahllose Beispiele. Also: „Wehret den Anfängen!“

EAZ: Manche Anwohner trösten sich damit, dass man die Gruben ja meistens nicht sieht und Lavasand immer gebraucht wird.
 
Weides: Ja, die Argumente kenne ich. „Darum, was man nicht sieht, muss man sich auch nicht kümmern!“, das ist altbekannte Vogel-Strauß-Mentalität. Wenn aber irgendwann das Grundwasser nicht mehr im gewohnten Überfluss vorhanden ist, wird das Geschrei groß sein. Lavasand ist viel zu schade für den Straßenbau, abgesehen davon könnte die Gier nach unseren Vulkanen auch darin begründet liegen, weil man in dem Vulkangestein sogenannte „Seltene Erden“ vermutet, die wesentlich wertvoller als Gold sind. Aber darüber sind viele „Entscheidungsträger“ vermutlich besser informiert als die Bevölkerung.

Mittlerweile sind auch überregionale Rundfunk- und Fernsehanstalten auf den Widerstand der Eifeler gegen die Erweiterung des Lavaabbaus aufmerksam geworden; darüber werden wir in Kürze mehr erfahren. Ich kann nur an alle Bewohner unserer Region appellieren, die Interessengemeinschaft Eifelvulkane und den Nabu Vulkaneifel in ihrem Widerstand gegen neue Vorranggebiete zum Lavaabbau zu unterstützen.

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