EAZ-Interview: Wirtschaftsförderung braucht regionale Denker

Nerdlen. Manfred Hein ist Geschäftsführer des Technologie- und Gründerzentrum Daun, kurz TGZ in Nerdlen bei Daun. Eine Einrichtung, in der Ideen und Potentiale von vornehmlich technologieorientierten Existenzgründungs- und Jungunternehmen in der schwierigen Gründungs- und Wachstumsphase unterstützt werden. Seit 13 Jahren gibt es damanfred_hein_29_13s TGZ. Für die Eifel-Zeitung ein Grund, mal nachzufragen.  13 Jahre TGZ Daun

EAZ: Herr Hein, im August 2000 wurde das Technologie- und Gründerzentrum in Nerdlen feierlich eingeweiht. Wie viele Firmengründungen sind hier in den letzten 13 Jahren erfolgt?
Hein: Seit Öffnung des Technologie- und Gründerzentrums erfolgten rd. 70 Neugründungen.

EAZ: Wo liegt der Branchenschwerpunkt?
Hein: In den ersten Jahren lag der Focus auf Unternehmen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien. Seit dem Zusammenbruch des „Neuen Marktes“ legen wir Wert auf einen bunten Branchenmix. Sie finden heute bei uns neben I+K-Unternehmen auch Handwerker und andere Dienstleistungsunternehmen. Aus diesem Mix ergeben sich durchaus Synergien, die auch von den Mietern genutzt werden. Es wird eine gute Zusammenarbeit untereinander praktiziert.

EAZ: Firmengründer haben tgz_29_13viele Ideen und ein ausgeprägtes Engagement. Es fehlen jedoch oft die materiellen Grundlagen und Managementkenntnisse. Was ist Ihre Aufgabe, wie unterstützen Sie die jungen Startups in der schwierigen Gründungs- und Wachstumsphase?
Hein: Zunächst durch die Zurverfügungstellung von preiswerten Büro- und Produktionsflächen und weiteren Serviceleistungen in einem repräsentativen und auf die Bedürfnisse von Gründerinnen und Gründern ausgerichteten Gebäude. Die Infrastruktur ist so konzipiert, dass Mieter sofort loslegen können. Man findet bei uns nicht nur hervorragende Arbeitsbedingungen, sondern hat auch eine repräsentative Büroadresse, was bei Verhandlungen mit potentiellen Kunden, Lieferanten usw. durchaus von Vorteil sein kann. Gerne erläutern wir den Gründerinnen und Gründern auch die Möglichkeiten, die die Initiative Gründen auf dem Land anbietet, um Startups fit zu machen für einen erfolgreichen Start in die Selbständigkeit. Aus unserem Netzwerk können wir bei speziellen Fragen, wie z.B. Finanzierungen, Kontakte zu kompetenten Ansprechpartnern herstellen.

EAZ: Das bedeutet, das TGZ ist eine Wirtschaftsförderungseinrichtung, die nicht gewinnorientiert arbeitet?
Hein: Ja, das ist schon so in unserem Gesellschaftervertrag  vereinbart worden. unser Ziel ist  die Förderung und Stärkung der heimischen Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Solange uns das erfolgreich gelingt profitiert die gesamte Region von unserer Arbeit. Eine Wertschöpfung und Refinanzierung ergibt sich dann allein schon aus  höheren Gewerbe- und Einkommenssteuereinnahmen.

EAZ: Gibt es auch Beispiele für Firmen, die sich bereits erfolgreich ausgegründet haben?
Hein: Ausgegründet im Sinne von Gewerbegrundstück kaufen und bauen hat bisher ein Unternehmen. Es gibt aber mehrere Firmen, die aus dem TGZ in andere Gewerbeimmobilien innerhalb der Verbandsgemeinde Daun umgezogen sind und von dort aus ihren Geschäften weiter nachgehen.

EAZ: Welche Auswirkungen hat Ihre Arbeit für die Wirtschaftsförderung im Landkreis Vulkaneifel?
Hein: Ich denke wir unterstützen und helfen uns insbesondere, aber nicht nur, im Bereich von Unternehmensgründungen gegenseitig. Nicht zuletzt auch deshalb ist die WfG einer von vier Gesellschaftern der TGZ Daun GmbH.

EAZ: Und wie wird sich der Landkreis Vulkaneifel in den kommenden zehn Jahren entwickeln, wie wird es in der Stadt Daun aussehen?
Hein: Man wird sehen, ob der Landkreis Vulkaneifel eine Gebietsreform „ungeschoren“ überstehen kann und wie der demografische Wandel sich weiter entwickelt. Ich bin aber optimistisch, dass das Gebiet des heutigen Landkreises mit der Stadt Daun als Zentrum auch in 10 Jahren attraktive Wohn- und Arbeitsbedingungen bietet und es deshalb nicht zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang und dem Verlust von Arbeitsplätzen kommen wird. Hierzu wird die Initiative „Gründen auf dem Land“ ebenso beitragen, wie die vielfältigen Projekte, die auf Kreis- und Verbandsgemeindeebene allein oder gemeinsam initiiert und vorangetrieben werden. Beispielhaft möchte ich das WEGE-Projekt der Verbandsgemeinde Daun nennen, oder als Gemeinschaftsinitiative das „DIE-Projekt“, in dem sich vier Verbandsgemeinden mit der Dorfinnenentwicklung, also letztendlich der Vermeidung von Leerständen in unseren Dörfern, beschäftigen. Hilfreich für eine positive Weiterentwicklung unserer Dörfer und der Stadt ist auch der Ausbau der Breitbandinfrastruktur.

EAZ: Warum lohnt es sich, Ihrer Meinung nach, im Landkreis Vulkaneifel zu leben und zu arbeiten?
Hein: Wir leben hier in einer tollen Landschaft mit einer noch weitgehend intakten Natur. Es bieten sich in einem gesunden Umfeld vielfältige Möglichkeiten der  Freizeitgestaltung. Teile unseres täglichen Bedarfs können wir aus regionalen Produkten, hergestellt von Menschen die wir kennen, decken. Wir haben noch intakte soziale Strukturen in unseren Gemeinschaften und ein reges Vereinsleben. Man „kümmert“ sich hier noch umeinander. Wenn man dann trotzdem mal was anderes sehen will sind Köln, Bonn, Trier usw. per Auto oder Bahn gut zu erreichen. Alles das sind für mich die Dinge, die Lebensqualität ausmachen. Dazu noch eine Bildungslandschaft und ein Arbeitsmarkt,  die die Bedürfnisse der Menschen  nach schulischer und beruflicher Ausbildung und Arbeit weitgehend befriedigen können.  Darum lohnt es sich  für  jemanden wie mich, der Zeit seines Lebens gerne hier gelebt hat, auch weiter hier zu bleiben.

EAZ: Vielen Dank für das Gespräch!

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