„Es gibt noch viel zu tun!“

Interview mit Anja Saupe, Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Vulkaneifel:

Vielfalt, Solidarität, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung sowie gleicher Lohn für Männer und Frauen sind ein Bruchteil der Themen, mit denen sich die neue Gleichstellungsbeauftragte Anja Saupe in ihrer zukünftigen Arbeit kontrovers auseinandersetzen wird – und sie freut sich drauf!

Anja Saupe ist seit dem 01.01.2019 die neue Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Vulkaneifel und für alle Gleichstellungsaufgaben gemäß der Landkreisordnung zuständig.

Redaktion: Frau Saupe, Sie sind seit 2014 bei der Kreisverwaltung Vulkaneifel beschäftigt. Was hat Sie nun dazu bewogen sich auf die Stelle als Gleichstellungsbeauftragte zu bewerben?

Mein Geburtstag fällt auf den Internationalen Frauentag am 8. März, da dachte ich: Das passt. Aber im Ernst, Gleichstellung ist ein Thema, das mich bereits mein Leben lang begleitet. Bereits als Kind habe ich mich gefragt, weshalb ich bestimmte Aufgaben im Haushalt übernehmen musste, während mein Bruder vor dem Fernseher sitzen durfte. Während meines Soziologiestudiums in Trier habe ich mich dann wissenschaftlich mit dem Thema auseinandergesetzt und festgestellt: Es gibt noch viel zu tun.

Redaktion: Viele vor allem  junge Frauen sagen heute, Gleichberechtigung sei kein Thema für sie. Wo also sehen Sie Ihre Aufgabe?

Genau dort. Ich möchte, dass Selbstverständlichkeiten hinterfragt werden. Und ich möchte mit den Menschen in der Vulkaneifel darüber diskutieren, weshalb die Dinge sind wie sie sind. Warum werden politische und gesellschaftlich relevante Entscheidungen – vor allem auf kommunaler Ebene immer noch überwiegend von Männern getroffen? Warum überwiegt der Anteil weiblicher Beschäftigter in Teilzeit und der Anteil männlicher Beschäftigter in Führungsposition? Warum verdienen Frauen durchschnittlich weniger als Männer und sind häufiger von Altersarmut betroffen?

Redaktion: Haben Sie schon Antworten auf diese Fragen?

Frauen sind – vor allem hier im traditionell geprägten ländlichen Raum – sehr viel häufiger vor die Entscheidung zwischen Karriere und Familie gestellt als Männer. Es ist oft genug immer noch so, dass Frauen ihren Männern zu Hause den Rücken frei halten, damit diese sich ihrer beruflichen Entfaltung und auch ehrenamtlichen Verpflichtungen widmen können. Umgekehrte Beispiele sind mir aus der Vulkaneifel zumindest keine bekannt.

Redaktion: Sie streben also an, die tradierten Geschlechterrollen vollkommen umzukrempeln?

Nein, das ist ganz und gar nicht mein Ziel. Ich möchte nicht behaupten, dass Männer und Frauen vollkommen gleich sind und dass sie von nun an auch immer das Gleiche tun müssen. Vielmehr geht es mir darum, laufende Modelle zu hinterfragen und zu überlegen, ob es nicht auch Alternativen dazu gibt.

Ich will den Automatismus aufbrechen. Wir stehen vorvielfältigen gesellschaftlichen und demografischen Herausforderungen. Wir brauchen eine selbstbewusste, engagierte und reflektierte Bevölkerung – Frauen und Männer. Und einen gelebten respektvollen Umgang miteinander, egal welches Geschlecht, welche Biografie oder welchen Lebensentwurf eine Person hat.

Redaktion: Sprechen Sie hier aus Ihrer Erfahrung inIhrem Arbeitsbereich Demografie und Strukturentwicklung?

Richtig. Seit 2014 bin ich in der Kreisverwaltung in diesem Gebiet beschäftigt und zu fünfzig Prozent werde ich diese Aufgabe auch weiterhin betreuen. In der Verknüpfung von Gleichstellung und Demografiemanagement sehe ich eine große Chance. Wenn äußere Umstände Druck erzeugen sind Menschen eher bereit, Gewohnheiten in Frage zustellen oder sogar aufzugeben. Dass im Wandel eine Chance steckt, weiß ich, seit 1989 die Berliner Mauer gefallen ist und das Leben in meiner Heimatstadt Altenburg sich grundlegend verändert hat, da war ich zehn Jahre alt. Als Kind hat mich dieses gravierende Ereignis und die Entwicklung in den Folgejahren fasziniert, obwohl nicht nur positive Erlebnisse damit verbunden waren.

Redaktion: Was werden Ihre ersten Maßnahmen in Ihrer neuen Tätigkeit sein?

Ich werde Kontakt zu den bestehenden Netzwerken aufbauen und die bereits laufenden Projekte fortsetzen. Dabei möchte ich in den Dialog mit den Menschen im Landkreis treten und erfahren, was Gleichstellung für sie bedeutet und weshalb sie ihre Meinung haben. Mit diesen Erfahrungen werde ich nach und nach eigene Schwerpunkte in meiner Arbeit setzen. Ich freue mich schon sehr darauf!

Redaktion: Frau Saupe, dafür wünschen wir Ihnen alles Gute und bedanken uns für das interessante Gespräch  sowie viel Erfolg für die bevorstehenden Herausforderungen. 

Gleichstellungsbeauftrage des Landkreises Vulkaneifel.  Anja Saupe Kreisverwaltung Vulkaneifel Außenstelle Freiherr-vom-Stein-Straße 15a Telefon: 06592/933-597 E-Mail: anja.saupe@vulkaneifel.de. Sie ist Ansprechpartnerin für alle  Geschlechter. Terminvereinbarung sind nach vorheriger telefonischer Absprache jederzeit gerne möglich.

 

 

 

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