Interview: „Planspiel Börse“

Das „Planspiel Börse“ der Sparkassen im Land hat mittlerweile schon Kultstatus unter den teilnehmenden Schulen. Grund genug für die Eifel-Zeitung, Andreas Bauer, den Leiter des Planspiel Börse der Kreissparkasse Vulkaneifel zum „Planspiel Börse“ ein paar Fragen zu stellen.

EAZ: Das Planspiel Börse feiert in diesem Jahr Jubiläum: 1983 wurde das Börsenlernspiel erstmals für Schüler von den Sparkassen aus der Taufe gehoben. Die Kreissparkasse Vulkaneifel unterstützt das beliebet Börsenspiel seit 1986. Warum engagiert sich die Kreissparkasse Vulkaneifel  seit so vielen Jahren zu diesem Thema?
Bauer: Das Planspiel Börse ist für die Kreissparkasse Vulkaneifel ein wichtiger Teil ihres gesellschaftlichen Engagements im Bereich Finanzbildung für Jugendliche in der Region. Die Schüler lernen dabei spielerisch, wie die Wirtschaft und vor allem wie das Wirtschaften funktioniert. Je besser sie sich damit auskennen, desto leichter haben sie später auch ihre eigenen Finanzen im Griff. Wir finden es für die Jugend, aber auch für eine Gesellschaft an sich wichtig, dass sie den verantwortungsvollen Umgang mit Geld und nachhaltiges Wirtschaften beherrschen. Denn insbesondere die junge  Bevölkerung muss sich zum Beispiel immer stärker in Eigenverantwortung um ihre Altersvorsorge kümmern. Da ist es gut, wenn sie eigene Anlageentscheidungen möglichst souverän treffen kann.

EAZ: Was genau machen die Jugendlichen beim Planspiel Börse?
Bauer:  Die Schülerteams erhalten ein Spieldepot mit einem virtuellen Startkapital von 50.000 Euro. Bis zum Spielende am 11. Dezember können sie durch den gezielten Kauf und Verkauf von Wertpapieren ihr Depotvermögen vermehren. In diesem Jahr haben sie die Auswahl zwischen 175 internationalen Aktien. Um ihre Anlageentscheidungen möglichst fundiert treffen zu können, werden sie von uns kontinuierlich mit grundlegenden und aktuellen Kapitalmarkt- und Unternehmensinformationen unterstützt. Sehr viele Schulen integrieren das Planspiel Börse gerade wegen dieser Praxisnähe gerne in ihren Unterricht und vermitteln darüber Wirtschaftswissen.

EAZ: Allein in Deutschland spielen jedes Jahr mehr als hunderttausend Schüler mit. Warum ist das Planspiel Börse auch nach 30 Jahren noch so erfolgreich?
Bauer:  Weil nach all den Jahren am Grundkonzept festgehalten wird: Die Jugendlichen können zusammen mit Freunden im Team etwas erreichen. Sie messen sich im Wettbewerb mit anderen Gleichaltrigen. Zudem können sie ihre Ideen und Strategien ohne jedes Risiko ausprobieren. Diese Spielidee ist auch nach 30 Runden noch spannend und wird es auch in den kommenden 30 sein. Gleichzeitig wird das Planspiel Börse konsequent von Pädagogen und Praktikern weiterentwickelt. Sie übersetzen die fachlichen Inhalte in die sich über die Jahre verändernden Lebenswelten der Jugendlichen, so dass diese sich gut darin zurechtfinden und das Spiel immer auf dem modernsten Stand ist.

EAZ: Haben Sie ein Beispiel dafür? Was hat sich in den letzten 30 Jahren verändert?
Bauer:  Zunächst einmal die Abwicklung des Börsengeschehens selbst. Gab es in den Anfängen die Kursinformationen einmal täglich als Ausdruck, stellen wir sie heute über das Internet rund um die Uhr und stets aktuell zur Verfügung. Die Jugendlichen sind damit ganz nah am realen Marktgeschehen. Früher wurden Kauf- und Verkaufsaufträge am Sparkassenschalter aufgegeben, heute machen die Jugendlichen das in Eigenregie von unterwegs via Internet und Smartphone. Gleichzeitig hat sich auch ihr Kommunikationsverhalten verändert. Deshalb binden wir beispielsweise Dienste wie Facebook und Twitter stark ins Spielgeschehen ein. Eine der wegweisendsten Neuerungen der jüngsten Zeit war aber zweifellos die Einführung der Nachhaltigkeitswertung vor drei Jahren.

EAZ: Was steckt hinter dieser Nachhaltigkeitswertung?
Bauer: Seitdem werden nicht nur die Schüler mit den höchsten Gesamtdepotwerten prämiert, sondern auch die, die erfolgreich auf besonders nachhaltig wirtschaftende Unternehmen gesetzt haben. Nachhaltige Investments zeichnen sich dadurch aus, dass sie neben den klassischen Anforderungen an Rendite, Verfügbarkeit und Sicherheit zusätzlich hohe soziale, ethische und ökologische Ansprüche stellen. Für dieses Engagement zeichnete die Deutsche UNESCO-Kommission das Planspiel Börse als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus.

In der aktuellen Spielrunde haben wir die Messlatte, wann ein Unternehmen als verantwortungsvoll gilt, nochmals angehoben, indem wir künftig den Nachhaltigkeitsindex „Ethibel Sustainability Index Excellence Global“ für die Auswahl der zur Verfügung stehenden Wertpapiere einsetzen. Das macht den Jugendlichen den Unterschied zwischen nachhaltigen und konventionellen Aktien noch stärker deutlich als bisher schon.

EAZ: Warum engagieren sich die Sparkassen in Sachen Nachhaltigkeit?
Bauer: Der Sparkassen-Organisation ist es wichtig, Jugendlichen eine nachhaltige Denkweise zu vermitteln. Es ist mittlerweile gesellschaftlicher Konsens, dass unsere Natur und unsere Rohstoffe begrenzt sind und dass wir unsere Umwelt rund um den Globus halbwegs intakt halten müssen, damit die Menschheit langfristig eine Zukunft hat. Damit das klappt, muss man junge Leute frühzeitig befähigen, entsprechend Verantwortung zu übernehmen – beim Konsum ebenso wie in der Geldanlage. Die höchste Rendite zu erzielen ist nicht immer alles.

Deshalb räumen wir dem Thema Nachhaltigkeit im Planspiel Börse seit einigen Jahren auch noch mehr Raum ein. In Anlehnung an die Jahresinhalte der UN-Dekade geht es in diesem Jahr um das Thema „Ernährung“. Mit Hilfe zusätzlicher Materialien können Lehrer und Schüler im Unterricht zum Beispiel diskutieren, warum so große Mengen von Lebensmitteln auf dem Müll landen und wie fair fairer Handel eigentlich ist.

EAZ: Welche weiteren Neuerungen gibt es in dieser Jubiläumsrunde?

Bauer:  Den neuen Nachhaltigkeitsindex und die Zusatzmaterialien zum Thema „Ernährung“ hatten wir ja schon angesprochen. Hinzugekommen ist darüber hinaus eine frische Facebook-App, die Jugendliche im Stile von „Wer wird Millionär“ spielerisch mit Aktienwissen versorgt und sie zum „Börsen-Guru“ reifen lässt. Und ab dieser Jubiläumsrunde profitieren auch die Schulen direkt vom guten Abschneiden ihrer Schüler. Die Schulen der jeweils drei besten Teams in der Bundesweiten Gesamt- und der Nachhaltigkeitswertung haben die Chance je 5.000 Euro zu gewinnen, die sie zweckgebunden beispielsweise für eine bessere Ausstattung der Schule mit neuen  Medien oder für Weiterbildungstage einsetzen können. Mit dieser neuen Preiskategorie möchte die Sparkassen-Organisation den Bildungsstandort Deutschland weiter stärken. Die sechs besten Teams aus ganz Deutschland können sich auf eine ereignisreiche Siegerreise nach Berlin freuen.  Die besten Teams der Kreissparkasse Vulkaneifel werden mit attraktiven Geldpreisen belohnt sowie zu einer eintägigen Siegerfahrt eingeladen.

EAZ: Wie sieht die Betreuung der Teilnehmer durch die Kreissparkasse Vulkaneifel aus?

Bauer:  Wir sind für 9 Schulen aus der Region zum einen Ansprechpartner für die Abwicklung und Organisation des laufenden Spielgeschehens. Vor allem stellen wir den Jugendlichen aber unser Know-How im Wertpapiergeschäft zur Verfügung und versorgen sie und die Lehrer jederzeit mit aktuellen Wirtschafts- und Unternehmensinformationen. Last but not least zeichnen wir die besten Spielgruppen aus der Region aus. Sie erhalten von uns attraktive Preisgelder.

Schulen, Lehrer und Schüler die am Planspiel Börse teilnehmen möchten, erhalten in den Filialen Kreissparkasse Vulkaneifel Informationen und können sich bis zum 9. November 2012 (Spielmitte) dort auch anmelden. Alternativ finden sich alle Details im Internet unter www.ksk-vulkaneifel.de/planspiel-boerse. 

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