Interview „Große Autoren, großes Publikum“

Interview mit Dr. Josef Zierden, Initiator und Organisator des Eifel-Literatur-Festivals

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Dr. Josef Zierden

Das Eifel-Literatur Festival hat sich inzwischen deutschlandweit einen Namen gemacht. Beim Eifel Literatur Festival wird die literarische Welt lebendig. Wie attraktiv das Eifel-Literatur-Festival auch ist, zeigten nicht nur die hohen Besucherzahlen, sondern auch die namhaften Autoren. In diesem Jahr war beispielsweise die Ticket-Nachfrage nach Pater Amseln Grün so groß, dass innerhalb weniger Tage auch die Sonderveranstaltung ausverkauft war. Festival-Macher Dr. Josef Zierden zog eine positive Bilanz. Die Eifel-Zeitung sprach mit ihm:EAZ: Wie viele Besucher konnten Sie beim 11. Eifel-Literatur-Festival insgesamt verzeichnen?
Dr. Zierden: Es kamen rund 10.000 Besucher zu 11 Veranstaltungen. Das waren pro Veranstaltung gut 900 Besucher. Das ist ein Rekord.

EAZ: Aus welchem Einzugsgebiet sind die Besucher angereist (weiteste Distanz)?
Dr. Zierden: Die Besucher kamen aus fünf Ländern: Deutschland, Niederlande, Frankreich, Belgien und Luxemburg. Innerhalb von Deutschland waren die Bundesländer Rheinland-Pfalz, NRW, Hessen, Saarland, Bayern und Sachsen am stärksten vertreten. Rund 600 km waren da immer möglich, wenn man etwa vom Starnberger See nach Bitburg anreiste.

EAZ: Gab es Rückmeldungen von Besuchern, wenn ja, welche hat Ihnen die meiste Freude gemacht?
Dr. Zierden: Über E-Mails, Brief oder Facebook haben vielfältige Feedbacks erreicht. Die Leute danken in der Regel für wundervolle Abende mit großen Autoren, die sie ohne das Festival nicht in der Eifel hätten erleben können. Und viele sind in die Eifel gekommen wegen des Eifel-Literatur-Festivals.

EAZ: Welche Autoren waren besonders gefragt und schnell ausverkauft? Für welche Lesungen hätten Sie womöglich noch mehr Tickets verkaufen können?
Dr. Zierden: Unerreicht ist die Anziehungskraft von Pater Anselm Grün, dem Pater mit den Eifeler Wurzeln. Der hat gleich zweimal das Eventum Wittlich gefüllt und rund 3.000 Besucher angezogen. Mit  der Startveranstaltung am 9. April alleine schon mehr als „BAP“ und „De Höhner“ bei ihren Eifelauftritten gemeinsam.

EAZ: Gab es positive Rückmeldungen von Autoren, wenn ja, welche hat Ihnen am besten gefallen?
Dr. Zierden: Die Autoren schwärmen vom großen und besonders aufmerksamen Publikum und von der akribischen Organisation. Wir verwöhnen die Autoren von der Anfahrt bis zur Rückfahrt, wie es nur geht.

EAZ: Sind Sie mit der Bilanz zufrieden?
Dr. Zierden: Ich bin glücklich, dass auch das Festival 2014 eine so große Publikumsresonanz gefunden hat. Große Autoren, großes Publikum – darauf zielt ja das Festival. Glücklich bin ich auch, dass der große Organisationsaufwand nebenberuflich gestemmt werden konnte.

EAZ: Ist dieser Publikumszustrom typisch für Literaturveranstaltungen in der Region 2014?
Dr. Zierden: Großes Publikum – da steckt immer auch große Arbeit dahinter, Pressearbeit, Anzeigen, Postversand. Dieser Tage las ich: gerade mal sieben Besucher bei einer Veranstaltung mit vier Autoren in der Nordeifel, in Gemünd. Und das bei einer Veranstaltung mit einem Mega-Finanztopf aus EU-Mitteln. Da tun mir die Autoren leid. Eine andere Veranstaltung ist gleich abgesagt worden. Sicher nicht wegen zu großer Ticketnachfrage.

EAZ: Gab es Unterstützung durch die „Zukunftsinitiative Eifel“?
Dr. Zierden: In den wöchentlichen Newslettern ist das Festival gelegentlich erwähnt worden. Aber die vielen Besucher aus der Nordeifel, aus Monschau, Schleiden oder Bad Münstereifel, die haben wir eher mit unseren eigenen Festival-Infos gedruckt und online erreicht. Nach 20 Jahren Eifel-Literatur-Festival mit mehr als 200 Veranstaltungen eifelweit und mit internationalem Zustrom hätte sich die „Zukunftsinitiative“ schon etwas mehr ins Zeug legen können. Die rheinland-pfälzische Eifel scheint da nicht immer so im Blickfeld zu sein wie die nordrhein-westfälische Eifel.

EAZ: Wie ist es Ihnen gelungen, Ihren ehrenamtlichen Einsatz mit Ihrem Beruf zu vereinbaren? Wer unterstützt Sie bei der Festival-Arbeit maßgeblich? Was sehen Sie als Ihren persönlichen Lohn für all die Mühe?
Dr. Zierden: Das ist nur dank ausgeklügelter Zeitplanung möglich und durch weitgehende Aufopferung der Freizeit: mit langen Nächten, langen Wochenenden, arbeitsintensiven Ferien. Ich unterrichte 26 Wochenstunden, dazu habe ich als Studiendirektor am St. Matthias-Gymnasium Gerolstein eine Menge zeitintensiver Sonderfunktionen. Und eine Familie mit Kindern gibt es ja auch noch. Hauptamtliche Kräfte mit Riesenbudgets, etwa 1 Mio. Euro pro Jahr und kaum mehr Besuchern als beim ehrenamtlich gestemmten Festival, kann ich nur beneiden. Selbst bei reduziertem Programmumfang (11 Veranstaltung) bewege ich mich kräftemäßig an der Grenze. Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre das nicht zu stemmen. Ebenso wenig ohne die starke Unterstützung durch meine Frau. Meiner Familie wird mehr zugemutet, als Außenstehende zuweilen wahrnehmen können.

EAZ: Haben Sie schon einen Rahmen für das nächste Festival gesteckt?
Dr. Zierden: Nach dem Festival ist vor dem Festival, da gibt es schon Vorstellungen. Zuerst lechzen wir uns alle aber nach freier Zeit im Wortsinne. Da lassen wir die vielen tollen Stunden mit hochkarätigen Autoren und Tausenden von Zuhörern in uns nachklingen und Neues heranreifen. In jedem Fall freuen wir uns schon auf das nächste Festival 2016.

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