Interview: Von der Sonnenblume zum Windrad

interview_39_13EAZ: Herr Weides, zum Thema Erneuerbare Energien wurde ja in der vergangenen Woche einiges in den Printmedien veröffentlicht.
Weides: Allerdings, es wird viel Kritik laut und es hat den Anschein, dass sich in dieser Sache auch in der ländlichen Bevölkerung inzwischen viel Widerstand gegen Windräder regt, siehe Simmern und zahlreiche andere Ortschaften, die sich jetzt dagegen organisieren. Damit hat unsere rheinlandpfälzische Landesregierung offensichtlich nicht gerechnet. Selbst die CDU in Mainz protestiert jetzt energisch gegen den Wildwuchs von Windrädern in unserer Region, wie man im Trierischen Volksfreund nachlesen konnte. Das hätte ich mir von den Beigeordneten dieser Partei in der VG Gerolstein auch gewünscht, aber die haben ja bekanntlich die Türen für den Bau der Windräder in dem Natur- und Geopark Vulkaneifel jetzt ganz weit geöffnet.EAZ: Es gab aber auch insbesondere seitens der Grünen Energieministerin aus Mainz die Ankündigung, 180 weitere Windräder in unserer Region aufzubauen, was mit einigen positiven Zahlendarstellungen und Statistiken begründet wurde.
Weides: Wissen Sie, es gibt ein Sprichwort: „Traue keiner Statistik, die du nicht selber gemacht hast!“ Außerdem stammen diese „schönen Zahlen“ und Darstellungen von den gleichen Institutionen, die den Windkraftausbau unter allen Umständen nach vorne bringen wollen. Die Veröffentlichung der vergangenen Woche, 180 weitere Windräder hier in unserer schönen Region aufzubauen,  sollte wohl signalisieren: „Das Volk ist uns schnuppe, wir bauen die Dinger auf jeden Fall, da könnt ihr dagegen sein wie ihr wollt.“ Solche Vorhaben werden natürlich überwiegend in Regionen geplant, in denen man den geringsten Widerstand in der Bevölkerung erwartet… Nur da hat man diesmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht! Nicht zu vergessen die Kreistags- und Verbandsgemeinderatswahlen im kommenden Jahr. Dann kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er die Befürworter dieses „Wildwuchses“ wählen will oder nicht.

EAZ: Aber wie schätzen Sie denn die veröffentlichten Zahlen ein?
Weides: Diese Aussagen und Zahlen muss man relativieren, hier sollte man als allererstes unterscheiden zwischen Erneuerbaren Energien als Ganzes und den Windrädern als Teil des Ganzen. Ein Beispiel: Es sind aktuell lediglich ca. 3.600 Beschäftigte im Bereich Windkraft in RLP tätig; ob diese Beschäftigten alle auch dauerhaft hier wohnen, lassen wir mal dahingestellt. Dem Gegenüber muss man aber auch im Auge behalten, wie viele Beschäftigte aus unserer Region ihre Arbeit wegen der Windräder in Zukunft verlieren werden, weil der Tourismus zurückgeht oder aufgrund von Abwanderungen, siehe Lieg. Der Hunsrück verzeichnete z.B. 2012 einen Tourismusrückgang von satten 6,9 %! In anderen Gegenden sieht es bereits ähnlich düster aus. Eine der Hauptursachen hierfür sehe ich in dem „Anti-Tourismus-Konzept Windkraft“ der rot-grünen Landesregierung.

EAZ: Aber angeblich sind 93 Prozent der Bundesbürger für den Ausbau Erneuerbarer Energien.
Weides: Ja, mag vielleicht sein, auch ich bin dafür, aber Erneuerbare Energien kann man nicht nur an Windrädern festmachen, da gibt es auch noch andere Varianten, die auch unter diesem Begriff laufen. Fragen Sie doch mal die 93 Prozent, ob die auch damit einverstanden wären sich 200 Meter hohe Türme quasi vor die Nase setzen zu lassen?! Außerdem ist es ja auch noch ein Unterschied, ob diese Anlagen am Meer aufgebaut werden oder wie jetzt – von der VG Gerolstein bereits abgesegnet – in einem Natur- und Geopark… Es wurde auch schon gesagt: „Das ist ja noch lange nicht soweit.“ Aber noch mal mein Hinweis: Die Tür zum Bau dieser 200 Meter Türme im Naturpark Vulkaneifel wurde durch den Gerolsteiner Beschluss sehr weit geöffnet, man darf sich da nicht selbst beruhigen.

EAZ:  Angeblich erzeugt die Region Trier, zu der wir ja auch gehören, schon jetzt 60 Prozent des Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien und man will sogar die 100 Prozent Marke erreichen.
Weides: Ja, hört sich gut an, aber die 100 Prozent sind niemals erreichbar, jedenfalls nicht mit Windenergie, da man diese nicht speichern kann. Was ist, wenn kein Wind geht und die Sonne nicht scheint, kaufen wir dann wieder Atomstrom aus den Nachbarländern?  Man sollte bei solchen Zahlenspielereien auch nicht unerwähnt lassen, dass der Anteil der Windstromerzeugung an der Bruttostromerzeugung in Rheinland Pfalz nur bei ca. 13 % liegt, bundesweit sogar nur bei ca. 8 %. Um das von den Grünen im Volksfreund präsentierte 100 %-Ziel zu erreichen, wäre es vermutlich erforderlich, die ganze Eifel mit Windrädern quasi „zuzupflastern“, natürlich nur mit einer 100 %-igen Windgarantie…, die es aber nicht gibt! Ich frage mich wirklich, von wem unsere Mainzer Energieministerin für das Erreichen ihres ehrgeizigen Ziels „belohnt“ wird – etwa von den Wählern?! Die Grünen haben sich mit dem Thema „Windkraft um jeden Preis“ in Etwas verrannt, wo sie wahrscheinlich auch nicht mehr rauskommen. Auch diese Partei hat sich leider in Richtung „Lobbykratie“ entwickelt, in der eine Bürgerbeteiligung nicht gewünscht ist. Weg vom Symbol der Sonnenblume, hin zum Windrad!

EAZ: Was ist ihr Fazit zu der neuerlichen Entwicklung?
Weides: Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir von der Mainzer Landesregierung nicht übertölpelt werden, denn es sind nicht nur Windräder, als nächstes kommt der Trafo-Wahnsinn (siehe Simmern), Umspannwerke, Zerstörung der Wälder für Zufahrtswege und alle negativen Begleitumstände, die die Windräder sonst noch so nach sich ziehen. Auch ich bin für  „Erneuerbare Energien“, aber bitte im Gleichklang mit der Natur und Umwelt!! Wie sagte mir neulich ein holländischer Nachbar, der hier ein Haus gekauft hat, übrigens einer von vielen:  „Wenn ich Windräder sehen will, bleibe ich zu Hause oder fahre ans Meer „Windräder haben in einem Naturpark absolut nichts zu suchen!“

Ich für meinen Teil werde nicht akzeptieren, dass man uns hier als Bevölkerung abschreibt und die Vulkaneifel nur noch als „Konzentrationsgebiet für Windräder“ betrachtet und missbraucht, nur weil sich die Lobby-Politiker in Mainz damit in Berlin mit vermeintlich erfolgreichen Zahlen profilieren wollen…

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