Interview: Vulkaneifel – Zu schön für Windräder

Man kann beim Thema Windkraft förmlich die Euro’s in den Augen manch eines Ortsbürgermeisters blinken sehen. Welche verheerenden Folgen der Wildwuchs dieser Monsterspargel tatsächlich haben, darüber machen sich diese Herrschaften keinen Gedanken. Getreu dem Motto: Nach mir die Sintflut.  Die Eifel-Zeitung sprach mit dem Hotel- und Restaurantbesitzer Dietmar Weides in Neroth über das Thema Windkraft in der Vulkaneifel.  EAZ: Es gibt ja seitens der Verbandsgemeinde Gerolstein Bestrebungen, Windkrafträder mit einer Gesamthöhe von ca. 200 Metern zu installieren, unter anderem auch auf der Gemarkung Neroth, was halten Sie hiervon Herr Weides?

Weides: Ich halte hiervon überhaupt nichts und schließe mich in vollem Umfang den Äußerungen unseres Ortsbürgermeisters Egon Schommers an, der ja bereits im Volksfreund seine ablehnende Haltung hierzu hinreichend erläutert hat. Ich hoffe natürlich sehr, dass er und auch unser Gemeinderat standhaft bleiben und sich nicht dem Druck der Verbandsgemeinde Gerolstein ergeben. Wenn ich aber höre, dass eine Beschlussfas-sung der Fraktionen auf nach den Sommerferien verschoben werden soll, heißt das doch im Klartext nichts anderes als „nach den Wahlen“! Offensichtlich befürchten die Windkraft befürwortenden Parteien, Wählerstimmen zu verlieren, wenn sie schon jetzt Farbe bekennen und schon jetzt den Bau dieser Anlagen beschließen und der
Öffentlichkeit preisgeben.

EAZ: Aber wieso sind Sie dagegen? Windkraft gehört doch zu den erneuerbaren Energien und ist sehr populär.

Weides: Vom Grundsatz her mögen Windkraftanlagen unter gewissen Voraussetzungen vielleicht Sinn machen, sofern diese in sogenannten Parks untergebracht werden und auch eine Stromspeicherung gesichert ist. Hierzu muss natürlich auch eine Ortswahl getroffen werden, die für die Bevölkerung und auch für die Natur keine Beeinträchtigung darstellt! Aber diese Voraussetzungen gibt es fast nirgendwo!
Im vorliegenden Fall gibt es zahlreiche Argumente dagegen, die nicht von der Hand zu weisen sind und da verstehe ich auch die Grünen nicht, die sich früher über jeden Zweig aufgeregt haben, der von einem Baum abgebrochen wurde, jetzt aber bundesweit überall bereit sind, billigend in Kauf zu nehmen, dass große Waldflächen quasi umgepflügt werden, denn diese Anlagen kann man nicht mal eben so aufstellen. Ich kann es einfach nicht fassen, wie organisiert die Vulkaneifel hier ausgebeutet wird! Sei es dadurch, dass Vulkankegel abgetragen werden und die Löcher dann quasi als Müll- und Abraumhalden missbraucht werden oder wie jetzt das Thema mit den Windkrafträdern – hier wird der Landschafts- und Naturschutz zu Grabe getragen!

Man sollte daher genau hingucken, welche Parteien „dafür“ und welche „dagegen“ sind; schließlich hat der Wähler jetzt noch die Möglichkeit, zumindest die abzustrafen, die uns ihre Entscheidungen aufzwingen wollen, ohne eine Bürgerbefragung durchzuführen! Da bin ich auch etwas enttäuscht von den sogenannten konservativen Parteien, denn konservativ ist ja eigentlich kein Schimpfwort, sondern konservativ heißt „bewahren“! Was hier befürwortet wird, hat mit Bewahren allerdings rein gar nichts mehr zu tun!

EAZ: Aber Fakt ist auch, dass die Gemeinden finanziell alle mit dem Rücken zur Wand stehen und dringend Einnahmen brauchen.

Weides: Das ist natürlich richtig, aber das kann man sicherlich nicht mit Windkrafträdern erreichen. Die Einnahmen wären doch im Endeffekt nur ein Tropfen auf den heißen Stein  und es muss sich doch niemand einbilden, dass dieses Geld alleine den Gemeinden oder den Ländern zugute kommt, obwohl hiermit natürlich gelockt wird. Sobald diese Anlagen stehen, wird ein großer Teil von den Mainzern abgezogen; auch die stehen mit dem Rücken zur Wand. Unser Staat ist doch im Grunde genommen schon insolvent und die Verschuldung, auch die der Gemeinden, kann auch nicht annähernd mit Windkrafträdern reduziert werden! Hiervon profitieren allenfalls vielleicht die Eigentümer der zu verkaufenden Grundstücke; aber langfristig wird hieran keine Gemeinde oder Verbandsgemeinde nachhaltig partizipieren können. Ohne Schuldenschnitt wird es über kurz oder lang auch bei uns nicht gehen…

EAZ: Welche Beeinträchtigungen befürchten Sie denn persönlich als Initiator und Investor des Gastronomiekomplexes „Mausefalle“ in Neroth?

Weides: Ganz ehrlich gesagt, ich hätte niemals soviel investiert und das Ganze in dem Umfang nicht aufgezogen, wenn ich vorher über die Absicht, Windkrafträder in der Nähe von Neroth oder unweit des Eifelsteiges zu bauen, gewusst hätte!! Hier sägt man sich doch den Ast ab, auf dem man sitzt! Natürlich können wir hier in der Region nicht nur vom Tourismus leben, aber mit dem Thema Windkrafträder, zumindest in der Vulkaneifel, wird das wieder zerstört, was wir uns mit viel Mühe und hohem finanziellen Einsatz aufgebaut haben. Die Folgen werden langfristig für alle Bewohner spürbar sein. Wer will denn hier noch Häuser kaufen oder bauen mit schönem Blick auf Windkrafträder, die 200 Meter in den Himmel ragen und auch noch ziemlich laut sind?!

Als Folge wird nicht nur ein Rückgang des gerade mal ins Leben gerufenen Wandertourismus zu verzeichnen sein, sondern es werden mit Sicherheit auch noch die Immobilien- und Grundstückspreise weiter fallen. Die Region wird somit immer unattraktiver und man darf sich dann natürlich nicht über Abwanderung von jungen Leuten wundern. Es ist ohnehin schon ein Problem, auch für Handwerksbetriebe, genügend Arbeitskräfte zu bekommen. Die Vulkaneifel ist einzigartig und das gilt es auch zu bewahren im Interesse aller! Es sind nur ganz Wenige, die von diesen Anlagen profitieren würden; die Eifeler sind natürlich sehr geduldig und traditionell leidensfähig, aber es ist an der Zeit, dass wir hier alle aufwachen und wir sollten zeigen, dass man uns nicht permanent für dumm verkaufen kann!

EAZ: Vielen Dank für das Gespräch.

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