Interview – Weides fordert Bürger-Mitbestimmung beim Ausbau der Windenergie

Dietmar Weides
Dietmar Weides

EAZ: Herr Weides, erst einmal Glückwunsch nach Neroth zum 1. Platz beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“!

Weides: Vielen Dank! Ich glaube, dass die Jury hier die richtige Wahl getroffen hat. Ich glaube aber auch, dass unser Dorf nur Zukunft ohne Windräder hat! Jeder, der FÜR den Bau dieser 200 Meter Türme ist, muss sich darüber im Klaren sein, dass unser Dorf dann erheblich an Attraktivität einbüßt und auch die Haus- und Grundstückspreise drastisch an Wert verlieren werden. Wer will dann noch hierhin ziehen?? Nicht nur die Türme selbst beeinträchtigen Natur und Umwelt, sondern auch die damit einhergehenden riesigen Schneisen durch die Wälder und die gigantischen Hochspannungsleitungen, die für die Weiterleitung des „Ökostroms“ erforderlich werden. Dazu kommt, das je nach Standort zwar die Grundstückseigentümer große Gewinne einfahren, aber für die Anwohner die Stromkosten jedes Jahr steigen. Es ist kurios: Aber je mehr Strom wir sparen, desto mehr bezahlen wir im Endeffekt dafür.

EAZ: Es gibt aber Gemeinden, für die die Windkraftanlagen die einzige Möglichkeit darstellt, an Einnahmen zu kommen.

Weides: Na wenn das wirklich unsere finanzielle Rettung darstellen soll, dann gute Nacht! Nach dem Motto: Tausche Natur und Umwelt gegen Geld und nehme die anschließende Zerstörung billigend in Kauf?! Was glauben Sie denn, wie lange man den Gemeinden dieses Geld noch überlässt?? Und vor allen Dingen: Die Bevölkerung bekommt das kleinste Stück vom großen Kuchen! Das meiste geht doch sowieso an die Betreiber und in andere Richtungen. Bund und Länder sind schließlich so gut wie pleite, die „husten“ uns was. Was man uns aber überlassen wird, sind die Kosten für die Unterhaltung und den Rückbau dieser Anlagen, wenn wieder einmal Betreiber zahlungsunfähig werden, aber dann ist es zu spät… So ähnlich wie beim Rückbau der Atomkraftwerke; die Kosten soll ja auch das Volk übernehmen; so wollen es zumindest diejenigen, die bisher ein Vermögen daran verdient haben.

windkraft_weides_ritter_51_14EAZ: Die Eifler engagieren sich zurzeit sehr stark, auch gegen den exzessiven Rohstoffabbau.

Weides: Das stimmt, sogar die Grünen sind beim Thema „Schutz des Munterley Plateaus“ wieder „munter“ geworden. Wenn es um den Erhalt ihrer unmittelbaren Umgebung geht, sind sogar die Grünen plötzlich wieder aktiv. Gestatten Sie mir eine zynische Frage: Ob die ihr Lieblingsprojekt mit den Windrädern wohl ausklammern würden, wenn diese 200 Meter Türme auf dem Munterley Plateau zu stehen kämen?? Wahrscheinlich schon, denn dann wären sie ja auch in ihrer Sichtweite…

Aber trotz aller ideologischer Unterschiede: Auch ich finde den Protest der Grünen mit dem Banner absolut wichtig und in Ordnung. Vielleicht hängen sie ja irgendwann auch Banner dort auf, wo die Windräder hinkommen sollen – zum Schutze des Naturparks Vulkaneifel! Und wenn es dem Erhalt unserer Heimat und den Interessen der Bürger dient, spielt es keine Rolle, welcher Partei man sich zugehörig fühlt. Da sollten alle Eifeler an einem Strang ziehen.

EAZ: Am Wochenende sind ja die Kommunal- und Europawahlen; erwarten Sie vom Ausgang mehr Mitbestimmungsrechte für die Bevölkerung?

Weides: Leider nicht – ganz im Gegenteil: Das Volk wird zu keinem wichtigen Thema direkt befragt, alles wird über eine Art Fassadendemokratie abgewickelt. Wir sind auf dem Weg in ein zentralistisches und schuldengetriebenes Europa. Und wenn unsere Berliner Elite hier etwas im Griff hat, dann ist es die Presse.
Des „Volkes Wille“ wird nicht wirklich berücksichtigt und wir haben gefälligst das zu glauben, was uns tagtäglich über TV-Sender und Zeitungen eingetrichtert wird. Andere Meinungen oder gar Mitsprache bei wichtigen Entscheidungen sind absolut unerwünscht. Man darf über den Euro, die Rente und sogar über die Energiewende diskutieren, aber nur so lange man nichts gegen Windräder hat. Über viele andere Themen wird hierzulande ein Mantel des Schweigens gebreitet.

EAZ: Und wie sind Ihre Erwartungen zu den Europa-Wahlen?

Weides: Fragen Sie da mal lieber die Süd-Europäer, vor allen Dingen die armen Portugiesen, Spanier und Griechen, was die inzwischen davon halten, weil sie ausbaden müssen, was ihnen das jetzige Europa und viele Politamateure aus Brüssel eingebrockt haben!! Das Europa-Parlament – wie es sich jetzt darstellt – ist dringendst reformbedürftig! Wir schleppen da über 50.000 Mitarbeiter mit durch, die offensichtlich nichts anderes zu tun haben, als „faule Pläne“ zu schmieden. Wenn’s drauf ankommt, versagen sie.

In der Ukraine-Krise fällt denen nichts Besseres ein, als die gefährliche Lage mit Sanktionen noch zu verschärfen! Helmut Schmitt hat recht, wenn er von „Größenwahnsinn“ und von „chauvinistischen Säbelrasslern“ spricht. Wir stehen in Brüssel permanent am Pranger; es werden dauernd Verfahren seitens der EU gegen uns eingeleitet und gerügt. Unser Exportüberschuss ist natürlich auch ein beliebtes Dauerthema, aber das von uns erwirtschaftete Geld will jeder haben!
Jüngstes Beispiel: „Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass jeder EU-Ausländer – sofern er in Deutschland arbeitet usw. usw. – Anspruch auf Kindergeld hat, egal wo die Kinder leben. Das ist doch ein absolutes Unding, was man dem deutschen Steuerzahler hier zumutet! Das sind Beträge in Milliardenhöhe und nur ein Beispiel von vielen. Wir können mit unserem sauer verdienten Geld nicht die ganze Welt retten!!

EAZ: Fakt ist aber auch, dass wir mittlerweile auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen sind.

Weides: Das stimmt und wir werden das hier in der Eifel noch besonders zu spüren bekommen. Aber wir brauchen Zuwanderer, die arbeiten wollen; die darf man nicht mit den Mechanismen des deutschen Sozialstaates locken, wenn Sie wissen was ich meine. In dieser Hinsicht hängt die soziale Hängematte viel zu niedrig. Selbstverständlich ist hier jeder willkommen, der arbeiten möchte. Sehen Sie das Beispiel mit den spanischen jungen Leuten, die interessiert waren, in der Eifel eine Ausbildung anzutreten. Das wurde kurzfristig abgeblasen, weil keine Fördergelder der EU mehr zu Verfügung standen. Ich bin sehr bestürzt darüber, dass die Menschen, die wirklich hier arbeiten wollen, nicht unterstützt werden.

EAZ: Und zum Abschluss?

Weides: Nicht wenn der Euro scheitert, scheitert Europa – nein: Europa ist auf dem besten Weg zu scheitern, weil es nur noch in Euros gemessen wird! Ich wünsche allen Wählern, dass Sie sich am Sonntag nicht in den zahlreichen Wahlzetteln verheddern oder die Übersicht verlieren und ganz unaufgeregt Ihr Kreuz machen können. Bitte die Bürger Union Vulkaneifel e.V. (BUV) dabei nicht vergessen.

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