Nutzung von Web-TV wird weiter stark zunehmen

Michael Schidlack

Die Nutzung von Web-TV ist in Deutschland deutlich gestiegen. Mittlerweile sehen sich rund 25 Millionen Bundesbürger Fernseh- und Videoangebote im Internet an. Dies belegt der jüngste Webmonitor des Hightech-Verbands BITKOM. Und dieser Trend wird sich fortsetzen: „Die Nutzung über alle Altersklassen wird weiter stark zunehmen, insbesondere aber jetzt bald auch bei der älteren Generation“, sagt Michael Schidlack, BITKOM-Bereichsleiter Consumer Electronics & Digital Home. Begünstigt wird diese Tendenz durch den fortschreitenden Breitbandausbau und die Entwicklung neuer hybrider Endgeräte, wie Schidlack im Digitalmagazin-Interview erläutert.

Digitalmagazin: Welche Gründe gibt es für die wachsende Nachfrage?
Schidlack: Das Internet hat sich neben dem Fernsehen oder dem Radio nicht nur als Informations-, sondern auch als Unterhaltungsmedium fest etabliert. Begünstigt wird diese Entwicklung durch bei weiterem Ausbau breitbandiger Anschlüsse und auch breitbandiger mobiler Anschlüsse (UMTS und demnächst LTE) und natürlich durch sinkende Preise bei Breitbandanschlüssen und die heute vielfach üblichen Flat-Rates, d.h. die pauschale Nutzung des Breitbandanschlusses gegen eine feste monatliche Gebühr.

Digitalmagazin: Wie sieht der typische Web-TV-Nutzer aus?
Schidlack: Der typische Web-TV-Nutzer ist unter 30 Jahre, männlich und gut ausgebildet. 53 Prozent aller Abiturienten nutzen Web-TV, aber nur 36 Prozent der Hauptschüler. Zwischen den Geschlechtern gibt es aber nur leichte Unterschiede – während 53 Prozent aller Männer in Deutschland Web-TV nutzen, sind es 44 Prozent der Frauen. Zwischen den Altersklassen gibt es aber ein erhebliches Gefälle: So nutzen lediglich 27 Prozent der über 60-jährigen Menschen in Deutschland Fernsehen- und Videoangebote im Internet, aber immerhin 79 Prozent der unter 20-Jährigen. Personen zwischen 30 und 44 Jahren nutzen zur Hälfte die Bewegtbildangebote im Internet.

Michael Schidlack
Michael Schidlack

 

Digitalmagazin: Wie wird sich diese Nutzungsform künftig entwickeln?
Schidlack: Die Nutzung über alle Altersklassen wird weiter stark zunehmen, insbesondere aber jetzt bald auch bei der älteren Generation. Ein Grund ist, dass die Internetnutzung nicht mehr auf klassische PCs beschränkt bleibt, sondern auch normaler Bestandteil eines neuen TV-Gerätes geworden ist. Gleichzeitig wächst das Angebot: Die Mediathekenangebote der öffentlich-rechtlichen Sender werden immer populärer, gleichzeitig kommen neue Anbieter, wie z.B. Google. Aber auch andere auf dem Markt befindliche Anbieter wie Sevenload, Videoload, Apple usw. werden immer beliebter.

Digitalmagazin: Welche Rolle werden hybride Endgeräte in Hinblick auf Web-TV-Nutzung spielen?
Schidlack: Der Zugriff auf Videoplattformen aus dem Internet ist bei hybriden TV-Geräten vom Hersteller vorinstalliert und leicht zu verstehen. Eine Barriere – gerade für ältere Nutzer – nämlich die Anschaffung eines PCs, entfällt damit. Hinzu kommt eine große Auswahl hybrider Set-Top-Boxen, die einen ähnlichen Effekt auslösen. Für die jüngere Generation wirken internetfähige Spielekonsolen, internetfähige Blu-ray-Spieler und natürlich Smartphones und Tablets als weitere Treiber.

Digitalmagazin: Was bedeutet das gewandelte Zuschauerverhalten für das klassische Fernsehen insgesamt?
Schidlack: Es kann kaum Zweifel darin bestehen, dass Bewegtbildunterhaltung im Web auch künftig mehr genutzt wird. Es gibt zurzeit zwar auch eine ausgeprägte Parallelnutzung von Fernsehen und Internet. Langfristig ist der Wandel im Zuschauerverhalten nicht zu verhindern: Weniger lineares TV und mehr „on-demand“ sind das Ergebnis. Wir halten dies alleine schon deswegen für wahrscheinlich, weil die nachwachsende jüngere Generation die Nutzung des Webs, d.h. konkret die Bereitstellung von Videocontent auf Mausklick, gewohnt ist. Diese Nutzung wird sie im gereifteren Alter auch nicht aufgeben. Die Frage ist daher nicht mehr, „ob“ es zu dieser Verschiebung der Nutzung kommt, sondern lediglich in welcher Geschwindigkeit und in welchem Ausmaß. Als Katalysator der Entwicklung werden Verschiebungen der großen Werbeetats wirken.

Digitalmagazin: Herr Schidlack, vielen Dank für das Gespräch.
www.bitkom.org

Quelle: Digitalmagazin Nr. 1169 vom 30.06.2010, der tägliche E-Mail-Dienst der in Daun erscheinenden Infosat

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