Psychosomatik am Verbundkrankenhaus zur Hauptfachabteilung aufgewertet

  

Dr. Faude
Dr. med. Joachim Faude ist Chefarzt der neuen Fachabteilung für Psychosomatische Medizin am Verbundkrankenhaus Bernkastel / Wittlich

Bernkastel-Kues/Wittlich.Nach jahrelanger erfolgreicher Tätigkeit innerhalb der Abteilung für Innere Medizin wurde die bisherige Behandlungseinheit für Psychosomatik am Verbundkrankenhaus Bernkastel / Wittlich durch das Mainzer Gesundheitsministerium zu einer eigenen Fachabteilung aufgewertet. Die im Cusanus Krankenhaus in Bernkastel-Kues tätige Abteilung steht seit dem 15. Oktober 2013 unter der chefärztlichen Leitung von Dr. Joachim Faude, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Allgemeinmedizin, Spezielle Schmerztherapie. 

In enger Zusammenarbeit mit den Ärzten der Fachabteilungen für Innere Medizin und Psychiatrie / Psychotherapie steht für die Patienten ein bewährtes Behandlungsteam aus Psychologen, einer Feldenkrais-Therapeutin, einem Kunst-Therapeuten, Mitarbeitern der Physiotherapie und ein erfahrenes Pflegeteam zur Verfügung. Die Fachrichtung der Psychosomatik beschäftigt sich vorrangig mit der Diagnostik und Therapie von sogenannten Psychosomatosen, also Erkrankungen, die durch seelische Probleme ausgelöst werden und sich in körperlichen Beschwerden äußern. Im sensiblen Wechselspiel zwischen Seele und Körper können gerade in der heutigen, von einem hohen Leistungsdruck geprägten Zeit, diverse Krankheitsbilder entstehen. 

Zu den Behandlungsschwerpunkten der neuen Fachabteilung gehören unter anderem Chronische Schmerzsyndrome, Hypchondrische Störungen, Ess-Störungen und somatisierende, also körperliche Beschwerden verursachende Depressionen. Die neue Fachabteilung für Psychosomatik verfügt im Cusanus Krankenhaus über 20 Behandlungsplätze. In der Regel liegt die durchschnittliche Behandlungsdauer für psychosomatische Erkrankungen bei 17 Tagen, wobei die Behandlung bei Bedarf anschließend auch ambulant weitergeführt werden kann. Weitere Informationen unter www.verbund-krankenhaus.de (Abteilung für Psychosomatik)

Interview mit Dr. Joachim Faude, Chefarzt für Psychosomatische Medizin am Verbundkrankenhaus Bernkastel / Wittlich 

Ist die Diagnostik und Therapie psychosomatischer Krankheiten eine junge Fachrichtung? 

Dr. J. Faude: “Ja und Nein! Einerseits reicht die Beschäftigung mit dem sogenannten Leib-Seele-Problem bis in die Antike zurück. Wenn man so will werden psychosomatische Ansätze sogar bereits im Alten Testament in den Sprüchen Salomos erwähnt: „Ein fröhliches Herz bringt gute Besserung, aber ein zerschlagener Geist vertrocknet das Gebein.“ Unsere heutige Psychosomatik ist eine medizinische Betrachtungsweise und Lehre, die die Verflechtung von geistig-seelischen Fähigkeiten und Reaktionen in Bezug auf unsere Gesundheit oder Krankheit im Rahmen von körperlichen Vorgängen und sozialen Lebensbedingungen beschreibt.

In Deutschland wurde 1949 die erste Abteilung für psychosomatische Medizin in Heidelberg gegründet. Es begann sich eine lehr- und lernbare Methode der Behandlung solcher Störungen zu etablieren. Besonderes Augenmerk wurde auf die Möglichkeit der Veränderung von Krankheitsverarbeitung gelegt und man versuchte die Betroffenen ganzheitlich zu „verstehen“. Ende der 80iger Jahre entstand die eigene Fachdisziplin mit dem Facharztstandard für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.” 

Sind Psychosomatische Erkrankungen Modeerscheinungen? 

Dr. J. Faude: “Hierzu ein klares Nein! Die sogenannten Psychosomatosen sind Krankheiten wie jede andere auch, vergleichbar mit Gallenstein oder Magengeschwür. Allerdings sind sie von erheblichem Leidensdruck der Betroffenen gekennzeichnet und offenbaren sich gehäuft in der zunehmend rigide gewordenen Arbeitswelt. Es wird fälschlicherweise von „Modekrankheiten“ gesprochen, so als könne man ohne Hilfe von außen den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder verändern. Lapidare Appelle wie „Stell Dich nicht so an“ oder „früher hat es das nicht gegeben“ helfen Betroffenen nicht. Noch heute haben psychosomatische Patienten oft einen langen Leidensmarathon hinter sich, bis Ärzte oder Therapeuten den psychosomatischen Anteil in den anhaltend geklagten Beschwerden oder Schmerzen ihrer Patienten entdecken.” 

Wie häufig sind psychosomatische Erkrankungen?

Dr. J. Faude: “Umgangssprachlich liegt uns oft etwas “schwer im Magen” oder schlimme Erfahrungen “verschlagen uns die Sprache”. Es wird für die Betroffenen oft schmerzhafte Realität, wenn die psychischen Belastungen sie auch körperlich ernsthaft krankmachen. Häufig sind dann Ursache und Wirkung eng miteinander vermischt, so dass weder ausschließliche Psychotherapie noch ausschließliche Organmedizin helfen können. Unser Team ist daher interdisziplinär zusammengesetzt für einen ganzheitlichen Behandlungsansatz. 

 

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Das interdisziplinäre Team um Dr. Joachim Faude betreut die Patienten der Psychosomatik. Dr. Faude in der Mitte hinten.
Foto: Verbundkrankenhaus

In diesen Zusammenhängen behandeln wir unter anderem Krankheitsbilder aus den komplexen Bereichen von Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen und Schmerzbehandlung. Dazu gehört auch die Psychoonkologie, die psychotherapeutische Hilfe bei der Problembewältigung im Rahmen von Krebserkrankungen leistet. In allen genannten Bereichen sehen wir einen klar wachsenden Handlungsbedarf und freuen uns daher sehr über die Steigerung der Bettenanzahl für unsere Patienten von 12 auf 20 Behandlungsplätze.”

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