TechniForm macht nach Großbrand weiter

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Marco Weiler, Geschäftsführer TechniForm GmbH

Kelberg. Nach dem Großbrand, bei dem vor gut einer Woche im Kelberger Gewerbegebiet ein Sachschaden in Millionenhöhe entstanden war, gehen die Aufräumarbeiten gut voran. Die Eifel-Zeitung (EAZ) war für Sie vor Ort und hat mit dem Geschäftsführer der größten vom Brand betroffenen Firma – Marco Weiler/TechniForm GmbH  gesprochen.

EAZ:  Herr Weiler, zunächst einmal herzlichen Dank dafür, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben für unser Interview. Ihre Mitarbeiter und Sie haben sicherlich alle Hände voll zu tun. Können Sie uns kurz schildern, was passiert ist?

Weiler: Ich bin letzte Woche in der Nacht von Montag auf Dienstag gegen 1:30 Uhr von einem Mitarbeiter aus der Nachtschicht informiert worden, dass im Lagerbereich in dem Hallenanwesen der Spedition Ludwig, wo wir Mieter sind, ein Brand ausgebrochen ist. Daraufhin fragte ich den Mitarbeiter, ob die Feuerwehr formiert sei und ob alle Mitarbeiter sich in Sicherheit gebracht haben. Dies wurde mir bestätigt. Eine viertel Stunde später war ich selbst vor Ort, konnte dann aber nur noch feststellen, dass schon gut die Hälfte der Hallen im Vollbrand standen. Die freiwilligen Feuerwehren waren mit einem Großaufgebot da, konnten aber nicht verhindern, dass sich das Feuer über den gesamten Komplex ausbreitete. Im Nachhinein kann man sagen, lediglich unsere Spritzgussfertigung hat den Brand soweit überstanden, dass einige Maschinen und Anlagen saniert werden können. Wir sind sehr glücklich, dass keiner unserer Mitarbeiter verletzt wurde. Von den benachbarten Firmen, die ebenfalls Mieter sind, hatte eine Firma ebenfalls Nachtschicht, aber auch hier sind alle Mitarbeiter heil aus den Gebäudeteilen herausgekommen. Ich möchte mich an dieser Stelle gerne bedanken bei den Feuerwehren, beim Roten Kreuz und dem Technischen Hilfswerk, die alle hervorragende Arbeit geleistet haben.

EAZ: Können Sie als Geschäftsführer der TechniForm uns kurz erläutern, was das Unternehmen herstellt?

Weiler: Wir haben Spritzgießwerkzeuge hergestellt, mit denen wir in unserer Spritzgussfertigung Kunststoffteile produzierten. Diese wurden dann in der hauseigenen Lackierung veredelt, im Nachgang wurden im Tampondruckbereich Schriftzüge, speziell nach dem Kundenwunsch, aufgebracht. Verfahren wie Heißprägen, Ultraschall, Schweißen waren im Hause, so dass wir als Komplettanbieter für Kunststoffgehäuse am Markt antreten konnten.

EAZ: Können Sie etwas über Ihre Kunden sagen?

Weiler: Der größte Kunde von uns ist die Firma TechniSat Digital GmbH in Daun. Darüber hinaus liefern wir verschiedene Kunststoffteile für den Automobilzuliefer-Sektor.

EAZ: Welche Entscheidungen haben Ihre Gesellschafter und Sie als Geschäftsführer von TechniForm nach dem Brand getroffen?

Weiler: Der Gesellschafter unserer Firma TechniForm GmbH ist die Techniropa Holding GmbH. Wir haben gemeinsam beschlossen, die Firma TechniForm schnellstmöglich wieder aufzubauen. Wir werden alles daran setzen, die Unterbrechungszeit und damit den Schaden so gering wie möglich zu halten.

EAZ: Wie haben Ihre Mitarbeiter auf diese Nachricht reagiert?

Weiler: Die erste Mitarbeiterversammlung war unmittelbar am Tag des Brandes, am Dienstagnachmittag, den 26.11.2013, an dem wir die Beschäftigten über die Geschehnisse informiert haben. Wir sind ein 3-Schicht-Betrieb und wir haben ihnen damals schon spontan mitgeteilt, dass es mit der Firma TechniForm weitergehen wird. Genauere Details konnten wir ihnen erst in der Mitarbeiterversammlung am 02.12.2013 mitteilen, nachdem die ganzen Umstände mit der Versicherung abgeklärt werden konnten.  Am vergangenen Montag haben wir unsere Mitarbeiter darüber informiert, wie sich der weitere Fortgang gestaltet. Wir können sagen, dass alle Mitarbeiter sehr erleichtert sind, dass der Gesellschafter ein klares Bekenntnis zum Wiederaufbau der Firma TechniForm abgegeben hat und wir alles daran setzen werden, damit die Firma möglichst schnell wieder zu ihrem Ursprungszustand zurückkehren wird.

EAZ: Heißt das, dass Löhne und Gehälter weiter bezahlt werden, auch wenn jetzt erst einmal nicht gearbeitet werden kann und heißt das konkret, dass keine Entlassungen stattfinden?

Weiler: Ja, es finden keine Entlassungen statt. Im Gegenteil, ein Großteil der Mitarbeiter wird ohnehin benötigt, um den Wiederaufbau zügig voranzutreiben. TechniForm war vor dem Brandschaden gut ausgelastet und wir sind überzeugt davon, dass wir alle Mitarbeiter nach unserem Neustart wieder benötigen und uns unsere Kunden die Treue halten werden. Es ist unsere Absicht, so schnell wie möglich alle Kunden weiter zu beliefern.

EAZ: Wie wollen Sie das machen, wo doch die Produktionsanlagen erheblich beschädigt sind?

Weiler: Zentrales Element unserer Fertigung sind unsere Spritzgießwerkzeuge, die zum Teil erheblich unter dem Brand gelitten haben. Die Werkzeuge wurden bereits von einer Fachfirma übers Wochenende aus dem Trümmerfeld geborgen, wurden gestern schon bzw. heute in den Werkformenbau versandt zur Wiederaufbereitung. Wir gehen davon aus, dass wir in wenigen Wochen unsere Spritzgießwerkzeuge wieder einsatzfähig haben. Bis dahin werden wir keine eigene Fertigung aufgebaut haben, aber mit diesen Spritzgießwerkzeugen können wir bei Lohnfertigern unsere Kunststoffteile herstellen lassen, so dass wir schnell wieder als Lieferant am Markt auftreten können. Die Instandhaltung oder Instandbringung der Werkzeuge sollte für uns kein Problem sein, da wir über einen eigenen Formenbau verfügen und unsere Konstruktionsunterlagen allesamt den Brand unbeschadet überstanden haben. Des Weiteren ist unsere Mannschaft aus dem Formenbau selbstverständlich bereit, die Werkzeugbauer und Sanierer der Werkzeuge zu unterstützen.

EAZ: Das hört sich alles relativ teuer an, wie bewältigen Sie das?

Weiler: Wir haben mit der Zurich Versicherung ein Versicherungsunternehmen, was uns tatkräftig von der ersten Minute an organisatorisch unterstützt und sofort Kontakte zu Werkzeugsanierern und Abrissunternehmen hergestellt hat, so dass die Werkzeuge zügig geborgen werden konnten.

EAZ: Seit wann existiert die Firma TechniForm in Kelberg?

Weiler: Die Firma TechniForm ist vor vier Jahren gegründet worden, seinerzeit mit 12 Mitarbeitern, seitdem ging es stetig Berg auf. Zurzeit beschäftigt die TechniForm
38 Leute.

EAZ: Herr Weiler, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Sie und Ihre Mitarbeiter!

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