Adolf von Jordans – Ornithologe und Museumsdirektor aus Lüftelberg

Adolf von Jordans, Sohn des Rittergutsbesitzers Karl von Jordans und dessen Gattin Paula Freiin von Heereman und Zuydtwick, wurde 1892 im Wasserschloss Lüftelberg geboren. Die Jordans waren im 19. Jahrhundert durch Erbfolge in den Besitz des prächtigen Gutes gelangt, nachdem Carl Theodor von Jordans (geadelt 1842), der Großvater von Adolf, in zweiter Ehe die Witwe des bisherigen Besitzers Franz Armand Freiherr von Vorst-Lombeck geheiratet hatte. Die katholische Familie Jordans hatte ihre Wurzeln in Neuss, wo sie zu den reichsten und angesehensten Patrizierfamilien gehörte.

Lebensweg und Leistungen des Vogelkundlers Adolf von Jordans sind eng mit dem Zoologen Professor Alexander Koenig (1858–1940) verknüpft. Noch während seines Studiums lernte Jordans 1912 den aus einer überaus reichen Unternehmerfamilie stammenden Koenig kennen, der seit 1894 an der Universität Bonn lehrte. Die Bekanntschaft, aus der bald Freundschaft wurde, wurde vermittelt durch Adolfs Vetter, den mit Koenig befreundeten Ornithologen Hans Freiherr Geyr von Schweppenburg (1884–1963). Ob Koenig, als er 1912 den offiziellen Grundstein zur Errichtung des nach ihm benannten naturkundlichen „Museum Koenig“ in Bonn legte, bereits den jungen Jordans als späteren Mitarbeiter im Sinn hatte, ist unbekannt. Biologiestudent von Jordans arbeitete derweil an seiner wissenschaftlichen Qualifikation.

1914 promovierte er mit einer Bonner Dissertation über „Die Vogelfauna Mallorcas mit Berücksichtigung Menorcas und der Pityusen: Ein Beitrag zur Zoogeographie des Mediterrangebietes“. Die Vogelwelt des Mittelmeers blieb eines seiner bevorzugten Forschungsgebiete. Wie schon zur Erstellung seiner Doktorarbeit, so führten ihn auch später Forschungsreisen auf die Balearen oder in andere iberische Regionen. Allerdings war er keineswegs nur auf diese Landschaften spezialisiert. So unternahm er – um nur dieses Beispiel zu nennen – 1938 im Auftrag des Zoologischen Forschungsinstituts Koenig eine mehrmonatige Beobachtungs- und Sammelreise nach Bulgarien, über deren Ergebnisse er 1940 eine umfangreiche Abhandlung veröffentlichte.

Nach dem ersten Weltkrieg griff Koenig beim Aufbau seines privaten Naturkundemuseums auf von Jordans zurück und ernannte ihn 1921 zum Kustos und stellvertretenden Museumsdirektor. Auf Jordans lastete in den folgenden politisch-wirtschaftlich extrem schwierigen Jahren – nicht zuletzt wegen der französischen Besetzung des Rheinlands – primär die Aufgabe, Bestand und Zukunft des Museums zu sichern. Nachdem Gründer Koenig durch die Hyperinflation einen Großteil seines Vermögens verloren hatte, beschlossen er und von Jordans, das Privatmuseum möglichst in staatliche Hand zu überführen. 1929 schloss von Jordans als Koenigs Generalbevollmächtigter nach komplexen Verhandlungen einen Übergabevertrag ab, durch den das Museum mit seinem prachtvollen Hauptgebäude dem preußischen Staat übereignet wurde.

1934 wurde das bald viel bestaunte Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach Koenigs Tod im Jahr 1940 folgte ihm Adolf von Jordans als Museumsdirektor. In diesem Amt blieb der 1951 mit dem Professorentitel geehrte Jordans, dessen Privathaus im Februar 1945 zerbombt worden war, bis 1957. Während dieser Zeit erlebte er aus nächster Nähe wichtige Anfangsschritte der Bundesrepublik: In den Räumlichkeiten des Museums Koenig fand nicht nur die feierliche Eröffnung des Parlamentarischen Rates statt, sondern auch Bundeskanzler Adenauer und andere Regierungsmitglieder führten die Amtsgeschäfte teilweise vom Museum aus.

Das Hauptverdienst des Museumsornithologen Adolf von Jordans lag neben der umsichtigen Leitung des Forschungsinstituts mit seinen eindrucksvollen Beständen – mehr als 7 Millionen Präparate – in der Erforschung und Beschreibung hauptsächlich von Vögeln: „8 Vogelrassen, 2 Insektenformen, eine Säugetierrasse und 2 Reptilien tragen seinen Namen“, bilanzierte H. E. Wolters in einem Nachruf auf Jordans. In theoretischer Hinsicht war der Vogelkundler stark beeinflusst vom Ornithologen, Evolutionstheoretiker und evangelischen Pfarrer Otto Kleinschmidt (1870–1954) und dessen Formenkreislehre. Wie Kleinschmidt lehnte er keineswegs die Evolutionslehre ab, aber folgte darin einem anderen Ansatz als Darwin; von Jordans trat allerdings selbst mit keinem eigenständigen Beitrag dazu hervor.

Adolf von Jordans war nicht nur aufmerksamer Tierbeobachter, sondern auch passionierter Jäger. Diese Eigenschaft verband ihn mit seinem Großonkel Graf Gisbert Egon von Fürstenberg-Stammheim. Dessen Jagdgesellschaft hatte 1860 bei Gerolstein einen der letzten Eifelwölfe erlegt. Das präparierte Tier gelangte – nach Darstellung von André Koch (2018) – über Adolf von Jordans schließlich in den Besitz des Museums Koenig. Bis heute stellt der grimmige Eifelwolf eine eindrucksvolle Besucherattraktion dar.

Seinen Ruhestand verbrachte der mit Maria von Savigny verheiratete fünffache Familienvater auf der Nordeifler Wasserburg Morenhoven, die seit 1806 im Besitz der Familie Jordans ist. Von schweren Erkrankungen geplagt und seit 1957 nach einer Kehlkopfoperation sprechunfähig, musste er sich während eines Urlaubs in Österreich einer weiteren Darmoperation unterziehen, an deren Folgen er am 23. Mai 1974 in Pörtschach (Kärnten) verstarb.

Verfasser: Gregor Brand

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