Carl-Erich Alken

Herausragender Urologe aus Hönningen

Der 1909 im Ahrtaldorf Hönningen geborene Carl-Erich Alken zählt zu den prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Urologie nach 1945. Er galt in seiner letzten Lebensphase als „Mentor und Altmeister der Urologie“ (F. Moll/T. Halling, 2015) und wurde als „Monument seines Faches“ (Prof. Ferdinand Eisenberger) gewürdigt.

Carl Erich Alken war ein Sohn des in Trier geborenen Lehrers Hans Felix Alken (1884-1943) und dessen Ehefrau Antonia Della Vedowa (1880-1962). Wer beim Namen Alken an den Bildhauer und Maler Heinrich Alken (1753-1857) denkt (porträtiert in „Kinder Eifel – aus anderer Zeit II“), ist genealogisch auf der richtigen Spur: Dieser Mayener Künstler war der Urururgroßvater des Mediziners Alken. Carl-Erich besuchte das Gymnasium in Trier und studierte Medizin in Greifswald, Graz, Düsseldorf und Köln. Als Student war Alken in ein Handgemenge im Trierer Hotel „Kaiserhof“ verwickelt, bei dem am 28. 12. 1933 der 33-jährige NS-Oberbürgermeister Ludwig Christ und der NSDAP-Kreisleiter verletzt wurden. Nennenswerte rechtliche Folgen hatte dies für Alken jedoch nicht; so konnte er 1934 an der Universität Köln zum Dr. med. promovieren. Am 10.12.1935 erhielt Alken nach internistischer Tätigkeit bei Gerhard Wüllenweber, dem Leiter der Medizinischen Universitätspoliklinik Köln, die Approbation. Anschließend arbeitete er ab Ende 1935 bis Anfang 1938 als Volontärassistent im St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin. Alkens urologische Spezialisierung wurde gefördert durch den dort tätigen jüdischen Urologie-Pionier Alexander von Lichtenberg (1880-1949). Dass der weltberühmte Urologe Lichtenberg 1936 aus NS-Deutschland emigrierte, konnte von Alken nur als großer Verlust gesehen werden; insgesamt musste fast ein Drittel der deutschen Urologen aufgrund ihrer jüdischen Herkunft das Land verlassen. Über diesen Verlust konnte auch ein Erfolg für die Anerkennung der Urologie als akademisches Fach nicht hinwegtrösten: Im Dezember 1937 wurde an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität der erste deutsche universitäre Lehrstuhl für Urologie (Prof. Dr. Otto Ringleb, 1875-1946) eingerichtet. Nicht lange danach wurden Dr. Alkens eigene Berufspläne durch den Weltkrieg unterbrochen, in dem er als Sanitätsoffizier eingesetzt war.

Nach Kriegsende machte Alken das damals französisch beherrschte Saarland zu seinem Lebenszentrum. 1946 eröffnete er im Landeskrankenhaus Homburg eine urologische Abteilung. Ein Jahr später erwarb er die Lehrbefugnis für Chirurgie an der Pariser Universität Sorbonne. Nach der Gründung der Universität des Saarlandes im November 1948 erhielt Alken in Saarbrücken die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Urologie; seine Homburger Abteilung wurde urologische Klinik der Universität. Dies war der Beginn des exzellenten Rufs, den sich die Urologie in Homburg erwarb. Alken selbst bewertete rund 30 Jahre später die Homburger Klinik als „die größte und modernste Klinik in Deutschland und vielleicht sogar in Europa“.

Vom Spätherbst 1952 bis zum Juni 1958 war Alken Chefarzt der Urologischen Klinik in Homburg, ab Juli 1958 Ordentlicher Professor an der Universität des Saarlandes. Während seiner Amtszeit als Dekan wurde eine kombinierte Klinik für Urologie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde errichtet, deren Aufbau Vorbildcharakter hatte. Schon vor seiner Professorentätigkeit in Saarbrücken, aber erst recht danach, festigte Alken seinen Ruf als maßgeblicher deutscher Urologe mit einer Fülle von Fachpublikationen, darunter sehr erfolgreiche Lehrbücher. 1962 gründete Alken die wichtige Fachzeitschrift „Der Urologe“, in deren Mittelpunkt urologische Probleme aus Klinik und Praxis standen. In den 1960er Jahren gelang es Alken, die Urologie auch gesundheitspolitisch in den Blickpunkt zu rücken. Auf seine Initiative hin wurde 1961 die rektale Prostatauntersuchung bei Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen als Früherkennungsuntersuchung durchgesetzt. Von den vielen auf Alken zurückgehenden diagnostisch-therapeutischen Verbesserungen sei hier nur auf die Entwicklung eines Gleitmittels hingewiesen, das die Katheterisierung der Harnröhre grundlegend erleichterte. Zur Vermarktung und Verbreitung dieses Gleitgels gründete der Medizinprofessor 1964 in Gießen die Farco-Pharma GmbH; das Unternehmen vertreibt weltweit zahlreiche urologische Produkte. Auch wenn Alken unumstrittene Kapazität für urologische Probleme des Mannes war, so vernachlässigte er keineswegs die Urologie der Frau und des Kindes. Alken entfaltete eine dynamische und führende Wirksamkeit in ärztlichen Gremien, zudem war er „Lehrer vieler angesehener Klinikdirektoren und Chefärzte im In- und Ausland, nicht zuletzt in seinem geliebten Japan“ (R. Gross).

Kurz vor Weihnachten 1986 erlag der Geheime Sanitätsrat Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Carl-Erich Alken in Homburg einem Schlaganfall mit sofortiger Bewusstlosigkeit. Seit 1975 widmet sich die Carl-Erich-Alken Stiftung seinen Anliegen. Sie hat die Forschungsförderung zum Ziel und vergibt den Carl-Erich-Alken-Preis für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Urologie. Alken selbst erhielt eine Vielzahl sehr hoher medizinischer Auszeichnungen, die seinen Namen mit dem anderer großer Mediziner wie Theodor Brugsch, Gustav Simon oder Ernst von Bergmann würdig verbinden. 

Verfasser: Gregor Brand

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen