Christoph März

Priester, Maler und Musiker aus Schweich

Christoph März kam am 13. April 1867 in Schweich als viertes von neun Kindern der Bauern- und Winzerfamilie von Johann März und Maria Anna Schu zur Welt. Vorangegangen war in den beiden Vorjahren die Geburt zweier Brüder, beide auf den Namen Matthias getauft, die noch am Tag bzw. in der Woche ihrer Geburt starben. Da auch Theodor, der Erstgeborene der Familie, im Alter von 11 Jahren starb, war Christoph das erste Kind, das das Erwachsenenalter erreichte. Seiner Herkunft nach war der später hochkreative Priester ein Schweicher durch und durch: Alle acht Urgroßeltern waren aus Schweich gebürtig, drei davon trugen den Familiennamen Wagner/Wagener. Nach den Volksschuljahren im Heimatort besuchte Christoph das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier und studierte danach von 1891 bis 1895 Theologie und Philosophie am Trierer Priesterseminar. Im August 1895 erfolgte die feierliche Priesterweihe des inzwischen 28-Jährigen. Vier Jahre lang war er Kaplan in der damals von neuer Industrie geprägten saarländischen Kleinstadt Püttlingen, ehe er 1899 als Pfarrer in das kleine Westeifeldorf Eschfeld berufen wurde. Diese Pfarrstelle in dem rund 200 Seelen zählenden Bauerndorf blieb sein seelsorgerisches Zentrum bis ans Lebensende. Neben seinen priesterlichen Verpflichtungen entfaltete März in den kommenden Jahrzehnten eine rege künstlerische Tätigkeit. Auch wenn er tief im bäuerlich geprägten Katholizismus der Eifel verwurzelt war, so bedeutete dies nicht, dass er die Welt jenseits davon nicht kannte. Im Gegenteil: Alljährliche Reisen führten ihn weit außerhalb, wobei sein Hauptmotiv war, sich künstlerisch aus- und weiterzubilden. Bereits im ersten Jahr seiner Priesterschaft sah er sich die Kirchenmalkunst Friedrich Stummels in Kevelaer an und ließ sich in der Düsseldorfer Kunstakademie Mal- und Zeichenunterricht geben. 1900 führte ihn eine Bildungsreise über Südtirol in die Kunstmetropolen Florenz, Rom und schließlich zur Weltausstellung nach Paris. In den folgenden Jahrzehnten folgten Reisen in zahlreiche deutsche Städte, aber auch nach Skandinavien oder London. 1928 erkundete der 61-jährige Pfarrer mehr als einen Monat lang das Heilige Land und Ägypten. In Jerusalem ließ er sich heimlich über Nacht in die Grabeskirche einschließen und las dort in aller Stille die Heilige Messe. Finanziert wurden diese Touren, bei denen Pfarrer März zuhause für geistliche Vertretung sorgte, zum Teil durch den Verkauf von Bildern und Zeichnungen, die er auch unterwegs anfertigte.

Das malerische Opus von Christoph März umfasst Hunderte von Werken auf unterschiedlichen Materialien (Holz, Karton, Leinwand), vor allem aber die großartigen Bilder, mit denen er mehrere Kirchen (z. B. in Binscheid oder Wißmannsdorf) ausmalte. Sein Hauptwerk besteht in der künstlerischen Gestaltung der heimatlichen Pfarrkirche Sankt Luzia in Eschfeld. In fünfzehnjähriger Arbeit unter schwierigen äußeren Bedingungen malte März die 1869 in neugotischem Stil erbaute Kirche mit Deckengemälden und Fresken aus. Das imposante Meisterwerk wurde im Oktober 1921 feierlich vollendet. Es enthält in seinen biblischen Motiven voller symbolgeladener Farbigkeit Darstellungen von – laut Dr. Martin Persch – über 1000 Menschen und rund 250 Tierfiguren. „Betritt man die Kirche zum erstenmal, ist man überwältigt von der Fülle der Farben und Bewegungen“, schrieb der Eschfelder Lehrersohn Karlheinz Weis (gest. 2012), der mit zahlreichen Beiträgen sowie seiner vom Geschichtsverein „Prümer Land“ herausgegebenen März-Biographie (2005) wohl am stärksten zur Erforschung von dessen Lebenswerk beitrug. Die Vorbilder seiner Menschendarstellungen entnahm März seiner eifeldörflichen Lebenswelt: Alt und Jung in Eschfeld stellten sich dem Pastor als Modell zur Verfügung. Ein Jahr nach der Fertigstellung dieses Großprojekts malte März, der inzwischen weithin bekannte „Malerpastor“, ein acht Quadratmeter großes Kreuzigungsbild für die Dreifaltigkeitskirche in Wiebelskirchen. Daraufhin erhielt er 1923 den Auftrag, den Innenraum dieser Kirche mit Decken- und Wandgemälden zu versehen. Als das großartige Werk nach zwei Jahren vollendet war, bilanzierte März: „Die Gesetze der Anatomie, Komposition, Farbenharmonie und Perspektive sind befolgt.“

Mit einiger Berechtigung könnte man den Malerpastor März auch „Musikerpastor“ nennen. Bereits in seinem ersten Jahr in Eschfeld gründete er einen Kirchenchor, den er selbst anderthalb Jahrzehnte lang leitete; wenige Jahre später folgte die Gründung eines Blasorchesters. März selbst spielte Orgel, Klavier und Violine – und er komponierte. Nach Angaben des Eschfelder Kirchenmusikers Burkhard Pütz (geb. 1962) gehen 215 Tonwerke auf März zurück, darunter Messen und volksliedhafte Stücke mit selbstverfassten Texten. Pfarrer März, an den seit 2019 ein vom Bildhauer Peter Weiland aus Irrhausen geschaffenes Denkmal in Eschfeld erinnert, erlag am 15. Oktober 1931 im Prümer Krankenhaus den Verletzungen, die er sich einige Tage zuvor zugezogen hatte, als er bei Außenmalarbeiten an seinem Pfarrhaus herabstürzte. Auch mit dem Tod vor Augen behielt Pfarrer März den Humor, der auch in seinem künstlerischen Werk oft aufblitzt: „Legt mir noch einen Pinsel in den Sarg, vielleicht ist auch im Himmel noch etwas zu verschönern.“ Ω

Verfasser: Gregor Brand

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