Dirk Sliwka – Personalwissenschaftler aus Niederscheidweiler

In seinem letzten Lebensjahrzehnt hatte der kreative Ökonom und Unternehmensberater Dr. oec. Manfred Sliwka (1930-2009) das Buch „Das Abenteuer deines Werdens: Was junge Menschen lernen sollten, um in der Welt von morgen erfolgreich zu sein“ veröffentlicht. Man kann mit gutem Grund annehmen, dass er und seine Frau Inge – sie war Ortsbürgermeisterin von Niederscheidweiler und ist seit 2021 Ehrenbürgerin dieses Eifeldorfes – sich auch bei der Erziehung der eigenen Kinder an die in diesem Buch formulierten Erkenntnisse gehalten haben. Ob es nun daran lag oder an anderen Gründen: Es steht jedenfalls fest, dass sowohl ihre Tochter Anne Sliwka, die als Professorin für Bildungswissenschaft in Heidelberg lehrt, als auch ihr Sohn Dirk bemerkenswert erfolgreiche Karrieren vorweisen können. Der 1971 in Bernkastel-Kues geborene und in Niederscheidweiler aufgewachsene Dirk Sliwka, um den es in diesem Beitrag geht, wurde bereits 2004 ordentlicher Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre (ABWL) an der Universität Köln – er war damit einer der jüngsten deutschen BWL-Professoren. Seither hat sich Dirk Sliwka als Leiter des Kölner Seminars für ABWL und Personalwirtschaftslehre mit seinen wissenschaftlichen Aktivitäten international einen exzellenten Ruf verschafft. Die Fachzeitschrift „Personalmagazin“ listete ihn schon 2007 als einen der führenden deutschen Personalwissenschaftler. 2010 erhielt den Preis als Personalwirtschaftslehrer des Jahres. Bei einem Betriebswirte-Ranking wird er als einer der forschungsstärksten deutschen Personalökonomen aufgeführt.

Erstaunlicherweise hat Sliwka seine akademische Ausbildung nicht als Betriebswirtschaftler, sondern als Volkswirtschaftler erhalten. An der von ihm bezogenen Universität Bonn konnte man nur Volkswirtschaft studieren, dies allerdings bei sehr renommierten Wissenschaftlern. Dort schloss er 1995, nach einem Jahr Auslandsstudium an der Elitehochschule ENSAE in Paris, das Studium als Diplom-Volkswirt ab. Auf dem Weg zum nächsten Ziel, der Promotion, besuchte er die London School of Economics, ehe er nach einer Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter mit einer Dissertation über Anreize und die Dezentralisierung von Entscheidungen in Organisationen 1999 zum Dr. rer. pol. promovierte. Sliwka scheint in jener Zeit etwas geschwankt zu haben, ob er eine Karriere in der Wirtschaft oder eine Universitätslaufbahn präferieren sollte. Nach einer Beratertätigkeit bei SAP fiel die Entscheidung zugunsten der Wissenschaft. Er arbeitete drei Jahre als Wissenschaftlicher Assistent an der Uni Bonn und erhielt nach seiner Habilitation 2004 den erwähnten betriebswirtschaftlichen Lehrstuhl.
Bei seiner intensiven Forschungstätigkeit spielt der Unterschied von Volks- und Betriebswirtschaft ohnehin keine maßgebliche Rolle. Professor Sliwka und das von ihm geführte Team sind ausgesprochen interdisziplinär orientiert und wenden selbstverständlich auch Methoden an, die aus der Volkswirtschaftslehre stammen. Besonders wichtig ist ihnen die Verbindung zwischen dem souveränen Einsatz komplexer mathematischer und ökonometrischer Verfahren einerseits und der stetigen Beachtung der Praxisrelevanz andererseits. Dazu passt, dass Sliwka überzeugter Empiriker ist, auch wenn er aus seiner Freude am Erstellen anspruchsvoller theoretisch-quantitativer Modelle kein Hehl macht. Unter seiner Leitung werden in ungewöhnlichem Umfang Fallstudien, Laborexperimente und Feldstudien mit Unternehmen durchgeführt. Thematisch umfasst sein Arbeitsgebiet die gesamte Personalökonomie. Ob es um Verhaltensökonomie, Human Ressource Management, Labor Economics oder andere Bereiche geht: ein klarer Schwerpunkt liegt bei der Thematik von Anreizsystemen, also der Frage, wie Unternehmen das Verhalten ihrer Mitarbeiter so gestalten können, dass es sowohl für diese selbst als auch die Unternehmen optimal ist.

1998 hatte Sliwka (zusammen mit P. Schmitz) in der internationalen Fachzeitschrift „Homo Oeconomicus“ seine erste wissenschaftliche Publikation vorgelegt. Bemerkenswert daran ist, dass diese Veröffentlichung noch in Deutsch erfolgte; seit fast zwei Jahrzehnten verfasst Sliwka seine wissenschaftlichen Publikationen durchgängig in Englisch. Mit seiner internationalen Orientierung hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass die deutsche Betriebswirtschaftslehre inzwischen auch im Ausland merklich stärker beachtet wird. Sliwkas Expertise wird von zahlreichen internationalen Top-Fachzeitschriften bei der Beurteilung von Publikationen genutzt. Was keineswegs selbstverständlich ist: Die hohe und mit Preisen gewürdigte Qualität seiner Forschungen geht einher mit einer nicht minder eindrucksvollen Lehrtätigkeit. Zweimal (2013, 2015) erhielt er bisher den Albertus-Magnus-Preis der Kölner Studierendenschaft als Anerkennung seiner besonderen Leistungen im Bereich der Lehre. Man kann gewiss davon ausgehen, dass der Kölner Personalforscher, verheiratet mit der Volkswirtschaftlerin Dr. Sabine Lindenthal und Vater dreier Kinder, in Forschung und Lehre auch in Zukunft markante Akzente setzen wird.
Verfasser: Gregor Brand

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