Dr. Joachim Nicolay aus Alf – Nahtod-Experte

Geboren wurde Joachim Nicolay 1947 als Sohn von Wilhelm Nicolay, dem späteren, langjährigen Bürgermeister von Alf, und Christine Nicolay. Seine Familie ist seit Jahrhunderten mit dem Mosel-Eifel-Raum verbunden. „Stammvater“ der Nicolays war ein Müller, der im 18. Jahrhundert im Tal der wilden Endert in Cochem eine Mühle besaß.

Seine Schulzeit verbrachte Joachim Nicolay einige Jahre in Internaten der Steyler Missionare, zunächst im Missionshaus St. Paul (heute Wittlich), dann in St. Wendel. Es gefiel ihm nicht sonderlich in der klösterlichen Nachkriegsatmosphäre des Ordensinternates. Er verließ das Internat vorzeitig und wechselte auf das neusprachliche Martin-von-Cochem-Gymnasium. Dort machte er 1966 das Abitur. Nach dem Abitur ging er für zwei Jahre nach Trier ins Priesterseminar und setzte das Studium dann in Münster in Westfalen fort. Münster galt damals als Hochburg der katholischen Theologie mit berühmten Theologen wie Karl Rahner und Johann Baptist Metz. Seine theologische Diplomarbeit schrieb er in Münster über ein philosophisches Thema. Betreut wurde die Arbeit von Josef Pieper, einem renommierten, international bekannten katholischen Philosophen. Nicolay erinnert sich daran, dass Josef Pieper ihn einmal über den Zentralfriedhof in Münster führte. Vor einem Grab, in dem ein General des zweiten Weltkrieges bestattet war, hielt er an und sagte: „Sic transit gloria mundi.“ (So vergeht der Ruhm der Welt.)

Nachdem Nicolay festgestellt hatte, dass das Priesteramt wohl doch nicht seinen Zukunftsvorstellungen entsprach, begann er nach dem Diplom in Theologie mit einem Psychologiestudium, das er ebenfalls mit Diplom abschloss. Es folgte eine Promotion in Philosophie bei Hans Blumenberg, einem der bedeutendsten deutschen Philosophen des letzten Jahrhunderts. Nicolay sagt gerne, dass er nach vielen Jahren des Studiums schließlich doch noch „den Sprung in die Realität“ geschafft habe. Er war als Diplompsychologe in unterschiedlichen Beratungsfeldern tätig. Dazu gehörten die Erziehungsberatung und die Ehe- und Lebensberatung. Nach seinem Umzug in die Pfalz 1994 machte er sich selbstständig.

Seit dem Tod seiner Frau im Jahr 2000 beschäftigt sich Joachim Nicolay mit einem außergewöhnlichen Thema: Erlebnissen an der Schwelle des Todes, den sogenannten „Nahtoderfahrungen“. 2004 wurde von dem emeritierten Mathematikprofessor Günter Ewald und einigen Personen, die eine Nahtoderfahrung hatten, das Netzwerk-Nahtoderfahrung e.V. gegründet. Nicolay wurde Mitglied und ein Jahr später stellvertretender Vorsitzender. Seit vier Jahren ist er Vorsitzender des Vereins, der inzwischen ca. 270 Mitglieder in ganz Deutschland hat, darunter zehn Professoren aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie Medizin, Psychologie, Theologie, Physik und Philosophie.

Der Verein hat zwei Ziele. Zum einen will er Menschen, die eine Nahtoderfahrung hatten, einen Rahmen bieten, in dem sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können. Das zweite Ziel besteht darin, über Nahtoderfahrungen zu informieren. Das geschieht auf den Veranstaltungen des Vereins und durch Veröffentlichungen. Nicolay hat in den letzten Jahren über zehn Fachbücher herausgegeben. Ein regelmäßiger Kontakt besteht auch zu großen Internetplattformen wie Thanatos-TV. Auf Thanatos-TV sind Interviews sowohl mit Betroffenen (wie zum Beispiel Astrid Dauster) als auch mit Fachleuten aus dem Netzwerk-Nahtoderfahrung e.V. zu sehen. Dazu zählen Interviews mit dem Neurologen Prof. Wilfried Kuhn, der zweiter stellvertretender Vorsitzender des Vereins ist, und dem Philosophen Dr. habil. Eckart Ruschmann, der ebenfalls Mitglied im Vorstand ist. Von Nicolay selbst ist auf Thanatos-TV unter anderem ein Interview zu „Jenseitsbildern in Nahtoderfahrungen“ zu sehen. In einem neuen, im Dezember erschienenen Interview geht Nicolay auf Todesnähe-Erfahrungen im Koma ein. Das Thema hat durch die Corona-Epidemie eine hohe Aktualität gewonnen, wie sich an den ca. 80.000 Zugriffen innerhalb eines Monats und den vielen positiven Kommentaren zeigt.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen