Eduard Ignaz Nels

Eduard Ignaz Nels (1833–1906) wurde in Bitburg als jüngster Sohn in eine der seinerzeit bemerkenswertesten Familien der Westeifel geboren. Sein Vater, der Rittersdorfer Wilhelm Nels (1783–1867), war 1817 Bürgermeister der Ämter Waxweiler, Lünebach und Pronsfeld geworden, ehe er sich einige Jahre später als Notar in Bitburg niederließ. Er wandelte damit auf ähnlichen beruflichen Spuren wie schon sein gleichnamiger Vater, der wohlhabende Rittersdorfer Burgbesitzer, Notar und Friedensrichter Wilhelm Nels der Ältere. Zu den Vorfahren von dessen Frau, also der Großmutter von Eduard Nels, gehörte die eifelmoselanische Familie von Umbscheiden, die auch zu den Ahnen des Psychologen Wilhelm Wundt, des Begründers der modernen experimentellen Psychologie, zählt. Historisch bedeutende Vorfahren in großer Zahl finden sich auch bei Anna Heinzen, der Mutter von Eduard Nels. Ihr Vater war oberster Beamter der manderscheidischen Herrschaft in Blankenheim gewesen, was er neben seiner Tüchtigkeit auch dem Umstand verdankte, dass er und seine Frau (Maria Vanck) zu den bürgerlichen Nachkommen der Manderscheider Grafenfamilie gehörten.

Bevor der Lebensweg von Eduard Nels skizziert wird, sei kurz auf den seiner Brüder hingewiesen, der ebenfalls nicht alltäglich war. Josef Anton, der Erstgeborene, gehörte zu den führenden Eifler Revolutionären des Jahres 1848 und nahm an der Seite des Anwalts Viktor Schily – Urgroßonkel des früheren SPD-Innenministers Otto Schily – am Prümer Zeughaussturm teil. Nach dem Scheitern der Revolution floh er nach Lothringen, wo er sich in Yutz als Gutsbesitzer und Bürgermeister hohes Ansehen erwarb. Sein Sohn, der Jurist Louis Nels (1855–1910), leitete 1890 als Nachfolger von Ernst Heinrich Göring – dem Vater des berühmt-berüchtigten Nationalsozialisten Hermann Göring – als Reichskommissar die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Albert Nels, ein weiterer Bruder von Eduard, war nicht nur Notar, sondern förderte landauf, landab die Eifler Landwirtschaft sowie das Schulwesen und gehörte zu den Pionieren des Eifeltourismus. Albert Nels starb 1912 im Alter von 87 Jahren als hoch geehrter Geheimer Justizrat. Ein dritter Bruder, Ludwig Nels (1826–1906), wirkte 54 Jahre lang als Arzt in Bitburg, zudem war er Kreisphysikus, Stadtrat und Kreistagsmitglied. An Beliebtheit und Ansehen stand er seinen Brüdern in nichts nach.

Nun aber zu Eduard Nels, dessen Wirken – worauf der Nels-Biograph K. L. Kaufmann 1928 hinwies – den nach außen hin weitesten Wirkungskreis hatte. 1858 hatte er Maria Alff geheiratet, die einer der wichtigen Prümer Lederfabrikantenfamilien entstammte. Die Prümer Gerbereien und das Eifler Leder spielten im 19. Jahrhundert eine nicht unbedeutende Rolle für Preußen. „Auf Prümer Leder ist der siebziger Krieg gewonnen worden“ – an diesen Spruch erinnerte noch im 20. Jahrhundert der aus dieser Familie stammende Historiker Professor Wilhelm Alff. Eduard Nels stieg nach seiner Heirat selbst erfolgreich in die Lederfabrikation ein. Bei der Allgemeinen Ausstellung zu Paris 1867 erhielt er für das von ihm produzierte Sohlleder eine „Ehrenvolle Erwähnung“. Wie für diese Nels-Familie typisch, so gingen auch bei Eduard die Aktivitäten weit über das eigentliche Berufsfeld hinaus. Nels, seit seiner Heirat in Prüm ansässig, war von 1860 an über 45 Jahre lang Mitglied des Prümer Stadtrats, schließlich auch des Kreistags. Es folgten die Mitgliedschaft im Preußischen Landtag und weitere Ehrenämter. Schließlich wurde Nels sogar – von 1891 bis 1893 – Abgeordneter des Reichstags. Die Tatsache, dass der Zentrumspolitiker in diese Positionen meist mit erstaunlicher Mehrheit gewählt wurde, spricht für seine enorme Popularität in der Westeifel. Diese dürfte teilweise auf seiner „schlichten, treuherzigen Art des Auftretens“ (K. L. Kaufmann) beruhen, aber auch damit zu tun haben, dass man ihm den effektiven Einsatz für wichtige lokale und regionale Projekte dankte, etwa die Anbindung Prüms an die Bahn oder den kulturell so bedeutsamen Ausbau des Prümer Gymnasiums. Schließlich kam ihm auch die erwähnte Bekanntheit und hohe Wertschätzung zugute, die sich seine Brüder erworben hatten. Der Name „Nels“ war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Westeifel gleichsam zu einer Marke geworden, die für unermüdlichen Einsatz für das Gemeinwohl stand und deren Inhaber anscheinend aufs Beste preußische Tugenden mit rheinischer Liebenswürdigkeit verbanden.

Verfasser: Gregor Brand

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