Franz-Josef Faas

Lehrer und Heimathistoriker aus Waxweiler

Die karolingische Abteistadt Prüm hat eine lange und denkwürdige Geschichte. Nach ihrer fast vollständigen Zerstörung im Weltkrieg und danach (Explosionskatastrophe 1949) machte sich ein Sohn des Prümer Landes wie niemand zuvor um die Beleuchtung dieser Geschichte in all ihren Facetten verdient. Der 1922 in Waxweiler als Sohn des dort jahrzehntelang tätigen Hauptlehrers Peter Faas geborene Franz-Josef Faas wurde zu einer zentralen Gestalt prümländischer Geschichtsforschung.

Faas verbrachte seine Kinderjahre in seinem Geburtsort, ehe er auf das Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium wechselte. Auf das Abitur folgten Kriegseinsatz und Kriegsgefangenschaft, danach studierte er Deutsch, Geschichte und Erdkunde in Mainz. Nach dem Assessor-Examen trat er im April 1954 seinen Schuldienst am Prümer Regino-Gymnasium an. Als Deutschlehrer versuchte er sich – nach den Worten des späteren Direktors Ansgar Bartmann – an einem „anschaulichen, kreativen Arbeitsunterricht“. In den höheren Klassen legte Faas Wert auf Lektüre solcher Autoren, „die bisher nicht gelesen wurden“; als Beispiele nannte er Bergengruen, Wiechert, Kafka, die Brüder Mann, Elisabeth Langgässer und Gertrud von le Fort. Ohne sein Engagement in Deutsch und Erdkunde – ich hatte ihn selbst als Erdkundelehrer – schmälern zu wollen, galt sein Hauptinteresse zweifellos der Heimat- oder Regionalgeschichte. Dies wurde in Prüm schnell deutlich: Neben seiner Lehrertätigkeit setzte eine enorme Produktivität bei regionalhistorischen Veröffentlichungen ein. Dafür nutzte Faas zahlreiche Publikationsforen, darunter einige, die unter seiner Federführung standen. Dazu gehörte etwa das Jahrbuch des Kreises Prüm, mit dessen Herausgabe Faas 1959 vom neuen Landrat Constantin Boden beauftragt worden war. Nach der Bildung des Landkreises Bitburg-Prüm im Jahr 1970 wurde Faas zum hoch geschätzten Autor des Heimatkalenders für den Kreis Bitburg-Prüm. Unter seiner redaktionellen Leitung wurde die anspruchsvolle Jahreschronik des Regino-Gymnasiums erstellt, für die er selbst detaillierte Darstellungen zur neuzeitlichen Geschichte des Prümer Landes verfasste. Mit seinen Hunderten von Artikeln – die Rheinland-Pfälzische Bibliographie listet 273 faassche Veröffentlichungen auf – umfasste das zwar räumlich begrenzte, inhaltlich aber unbegrenzte Forschungsfeld von Faas nahezu jeden Aspekt prümländischer Kultur und Geschichte. Ob es um die napoleonische Verwaltung ging, um das Prümer Landgestüt, das Zeughaus, die Eisenbahn, einzelne Familien (z.B. Seiz, Veling) – was auch immer: Faas forschte und schrieb darüber. Zu diesen Fachartikeln kamen Buchpublikationen hinzu. Dazu gehören Werke wie „Die VHS Prüm. 1956 –1981“; „Prüm und das Prümer Land: 1700 – 1945“; „Prüm. Die letzten 100 Jahre“ und nicht zuletzt „Prüm in alten Ansichten“.

Die Lehrerlaufbahn des Waxweilers verlief geradlinig. 1957 wurde er Studienrat, 1965 Oberstudienrat, 1971 Studiendirektor. Die im Juni 1978 erfolgte Ernennung zum Ständigen Vertreter des Schulleiters war, wie Faas selbst von vornherein bewusst war, keineswegs bloß ehrenvolle Formsache, sondern mit beträchtlichem zusätzlichem Arbeitsaufwand im schulorganisatorischen Bereich verbunden. In dieser Funktion wurde er engster Mitarbeiter des neuen Schulleiters Bartmann, der die Hilfestellungen von Faas sehr zu schätzen wusste. Nach 34-jähriger Tätigkeit am Regino-Gymnasium ging Studiendirektor Faas im Sommer 1987 formell in den Ruhestand, faktisch aber konnte er sich nun auf eine neue geschichtspädagogische Tätigkeit konzentrieren: Noch im gleichen Jahr wurde im VG-Rathaus das Prümer Heimatmuseum eingerichtet, das sich unter der Leitung von Faas zu einer wichtigen Kultureinrichtung der Westeifel entwickelte. Faas hatte mit ersten Sammelobjekten bereits 1966 den Grundstock dazu gelegt und das Heimatmuseum in den 1970er Jahren begründet. Durch die zielstrebige Sammlungstätigkeit von Faas erweiterte sich der Museumsbestand nach 1987 in den neu bezogenen Gebäulichkeiten auf vier Etagen. Museumsleiter Faas brachte die über 1.000 Exponate zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte, die er oft vor der achtlosen Vernichtung gerettet hatte, den Besuchern als eine Art „Heimatlehrer“ (so VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen) nahe. Von den sonstigen, hier keineswegs vollständig aufzählbaren heimatkulturellen Aktivitäten sei nur noch erwähnt, dass Faas bereits 1956 pädagogischer Leiter des Volksbildungswerks der Stadt Prüm wurde; 1961 erweiterte sich diese Leistungsfunktion auf den gesamten Kreis Prüm, 1971 übernahm er die pädagogische Leitung der Volkshochschule Prüm. Die verdienten Ehrungen erfolgten 1988: Im Mai wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Prüm ernannt, im November 1988 erhielt er aus der Hand von Ministerpräsident Bernhard Vogel den Staatsorden, also die höchste Auszeichnung des Landes Rheinland-Pfalz.

Infolge eines im Spätherbst 2010 erlittenen Sturzes musste der fast 90-Jährige die Museumsleitung abgeben und sein geliebtes Prüm aus gesundheitlichen Gründen verlassen; er zog zu seinen Schwestern Martha und Theresa Faas nach Trier. Der Prümer Ehrenbürger, der nach den Worten von Landrat Dr. Streit „früher als andere erkannt hatte, dass die Menschen eine Verbindung zur Vergangenheit brauchen“, starb am 16. September 2017.

Verfasser: Gregor Brand

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