Franz Pauly

Maler und Weinhändler aus St. Aldegund

Franz Pauly kam am 18. Dezember 1837 im idyllischen Weinort St. Aldegund als Sohn des Weinhändlers Peter Philipp Pauly (1813–1881) und dessen Ehefrau Maria Margarethe Andries (1811–1880) zur Welt. Beide elterlichen Familien waren alteingesessen, Angehörige der lokalen Oberschicht und wohlsituiert. Die Paulys lebten schon vor dem Dreißigjährigen Krieg in Aldegund und stellten über Jahrhunderte Hofleute, Gerichtsschreiber und Bürgermeister. Auch Vater Peter Philipp war über 20 lang Bürgermeister von Aldegund; seinen „rastlosen Anstrengungen“ (Wilhelm Klein: Chronik der Gemeinde Aldegund) war es zu danken, dass Aldegund 1872 eine neue Kirche erhielt; deren Inneneinrichtung gestaltete Franz Pauly mit. Dem Weinkaufmann Mathias Andries (1768–1823), Franz Paulys Großvater mütterlicherseits, gelang es, seine Familie zur reichsten des Dorfes zu machen; dessen Sohn wurde sogar als „Moselkönig“ bezeichnet. Die Kombination von künstlerischer Begabung und Kaufmannssinn, die für Franz Pauly kennzeichnend wurde, findet sich auch bei seinem nahen Verwandten, dem Kaufmann und Glasdesigner Peter Andries (1845–1910), dem Erfinder des Treveris-Weinglases, das national und international mit großem Erfolg vermarktet wurde.

1804 hatte die Pauly-Familie den Hof des Klosters Stuben, den sie lange als Hofleute bewirtschaftet hatten, zu Eigentum erworben. Dort wuchs Franz auf, bis ihn die Familie nach der Volksschule zu seinem Onkel Franz Andries in Köln schickte, wo der Moseljunge bis zum Ende der Mittelstufe das Gymnasium besuchte. Entsprechend dem väterlichen Willen begann er danach eine Kaufmannslehre, ehe er ab 1857 seinem eigentlichen Wunsch folgen durfte: an der angesehenen Kunstakademie Düsseldorf zu studieren. Sein dortiges Malstudium war von Unterbrechungen gekennzeichnet, welche die schwankende Vermögenslage der Eltern widerspiegelten. Paulys Hauptlehrmeister an der Kunstakademie waren zwei exzellente Landschaftsmaler: der rotbärtige Norweger Hans Fredrik Gude (1825–1903), Professor für Landschaftsmalerei, und der Düsseldorfer Oswald Achenbach (1827–1905), in dessen Fachklasse für Landschaftsmalerei Paulys hohe Begabung weiter geformt wurde. Während seiner Studienzeit Anfang der 1860er Jahre ließ es sich Pauly nicht nehmen, jedes Jahr zur Zeit der Aldegunder Kirmes am Bartholomäus-Tag (24. August) mit befreundeten Künstlern in die Moselheimat zu reisen, um sowohl weinselig zu feiern als auch zu zeichnen und zu skizzieren. Zu einer längeren und weiteren Reise brach Pauly auf, als er – deutscher Malertradition folgend – in den Jahren 1863/1864 Italien, das Herzland europäischer Kunst, aufsuchte. Vermutlich kurz nach dieser Reise erwarb er einen Fotoapparat. Was heute als Banalität erscheint, war damals höchst ungewöhnlich: Pauly war einer der ersten im Rhein-Mosel-Raum, der sich aktiv dem neuen Medium Fotografie zuwandte. Nach Angaben seines Landsmanns, des Aldegunder Heimatforschers Reinhold Schommers (1936–2000), nutzte Pauly den Apparat, um während seines Sommeraufenthalts 1865 an der Mosel zahlreiche Fotoplatten zu belichten. Dabei entstand, heimat- und fotografiegeschichtlich gleich interessant, im Juni 1865 das erste Foto von Zeltingen. Der Anblick Zeltingens und der ruhig fließenden Mosel vom Eifler Moselufer aus scheint es Pauly überhaupt besonders angetan zu haben. Zu seinen letzten Bildern gehört ein stillschönes Ölgemälde, das 2012 von dem Zeltinger Helmut Kappes als Darstellung seines Heimatorts identifiziert wurde. Insgesamt war Pauly aber nicht nur einfühlsamer Moselmaler, sondern hielt natur- und kulturschöne Orte auch sonst im Bild fest.

Aus den vielen persönlichen Kontakten, die er insbesondere durch seine Mitgliedschaft in der regen Düsseldorfer Künstlervereinigung „Malkasten“ gewann, ergab sich für ihn eine lebensprägende Beziehung besonderer Art: Er lernte Maria Rausch, Tochter des Jülicher Landschaftsmalers und Kupferstechers Leonhard Rausch (1813–1895), kennen und heiratete sie 1868. Die Ehe war mit neun Kindern gesegnet, was allerdings die Bestreitung des Lebensunterhalts für den Künstler zusehends schwierig machte. Geldnot war der Hauptgrund für ihn, sich von der Malerei Anfang der 1870er Jahre abrupt abzuwenden und sich auf den Weinhandel zu verlegen. Dieses frühe, aber freiwillige Ende Paulys als Maler trug dazu bei, dass sein Gesamtwerk überschaubar blieb. Heute sind wohl nur noch weniger als 30 Pauly-Gemälde erhalten; manche fielen auch dem zweiten Weltkrieg zum Opfer.

Pauly entwickelte sich rasch zum erfolgreichen Weinkaufmann, wobei ihm erneut sein Künstlernetzwerk zugutekam. Nach Angaben von Schommers, der auf Aufzeichnungen des Pauly-Sohnes Leo Pauly (1875–1952) zurückgreifen konnte, wurde er quasi zum „Hoflieferanten“ der Kunstakademie. Mehrfach bereiste er unterschiedliche Regionen Italiens, um sein Angebot mit italienischen Rotweinen zu erweitern; er war Pionier beim Import italienischen Wermuts. Die Erfolgskurve senkte sich nach drei Jahrzehnten jäh nach unten, als seine Weinhandlung infolge des Bankrotts der Hausbank gezwungen wurde, selbst Konkurs anzumelden. Er verbrachte die verbleibenden Lebensjahre bei seiner Tochter Maria, die mit dem Maler Wilhelm Schreuer (1866–1933) verheiratet war. Franz Pauly starb am 21. März 1913, einem Karfreitag, in Düsseldorf.

Verfasser: Gregor Brand

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