Georg Kreuzberg – Kaufmann und Kurpionier aus Ahrweiler

Georg Kreuzberg
Georg Kreuzberg

Dass die Eifel an vielen Stellen über heilkräftiges Wasser besonderer Qualität verfügt, ist seit Jahrtausenden bekannt. Wie dieser natürliche Schatz wirtschaftlich nutzbar gemacht wurde, lässt sich vielleicht an keinem Beispiel klarer erkennen als an der Entwicklung der Weltmarke „Apollinaris“. Sie geht zurück auf die unternehmerische Leistung und Weitsicht des 1796 in Ahrweiler geborenen Georg Kreuzberg.

Der spätere Apollinaris-Pionier war das siebte Kind der Eheleute Peter Joseph Kreuzberg und Margarethe Kündgen; väterlicherseits entstammte er einer einheimischen jüdischen Familie, die 1763 zum Katholizismus übergetreten war. Nach Angaben des Ahrtalforschers und Lehrers Dr. Jürgen Haffke, der sich intensiv mit der Biographie Georg Kreuzbergs befasste, war schon Peter Joseph Kreuzberg erfolgreicher Kaufmann in Ahrweiler. In jüngeren Jahren betrieb er ein Kräuterei-, Krämerei- und Leinentuchgeschäft, gegen Ende seines Lebens hatte er es zum Besitzer von fünf Häusern und Kirchenvorstand gebracht und stand in der sozialen Hierarchie Ahrweilers weit oben. Sein Sohn war kaufmännisch nicht weniger erfolgreich und sozial nicht minder hoch angesehen. Georg Kaufmann, von 1829-1832 Schützenkönig der renommierten Ahrweiler Schützengesellschaft, handelte erfolgreich mit unterschiedlichen Produkten, insbesondere mit Wein, und war mit zahlreichen Weinbergsparzellen selbst Weinproduzent. 1839 bezeichnete Franz Weyden in seinem Ahrtalführer den Mittvierziger Georg Kreuzberg als einen der vorzüglichsten Weinhändler Ahrweilers. Einige Jahre später bezeugte die Mitgliedschaft in einer Kommission zur rheinpreußischen Weinproduktion die Wertschätzung, die man dem Weinkaufmann Kreuzberg entgegenbrachte.

Diejenigen Taten, die zu Kreuzbergs bleibendem Nachruhm führten, begannen allerdings erst, als er schon weit über 50 Jahre alt war. 1852 ließ er zwischen zwei ihm gehörenden Parzellen nach Wasser bohren. Was ihn genau dazu bewog, ist nicht ganz sicher. Es hält sich die Überlieferung, er habe herausfinden wollen, warum seine Weintrauben dort nicht recht gedeihen wollten. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass ihn bereits die konkrete Hoffnung antrieb, dort ein Wasservorkommen zu finden, das sich als Mineralwasser vermarkten ließ. Für diese Version spricht die Entschlossenheit, mit der Kreuzberg die nächsten Schritte unternahm, als man tatsächlich in 15 m Tiefe auf kohlensaures Mineralwasser stieß. Er kaufte weitere Parzellen und ließ einen Brunnen anlegen, den er nach dem im Ahrtal besonders verehrten Heiligen Apollinaris benannte. Bereits 1853 verkaufte Kreuzberg das erste „Apollinaris-Wasser“ und vermarktete es in den folgenden Jahren überaus erfolgreich. Die exquisite Qualität des Wassers selbst, aber auch Empfehlungen von prominenten Persönlichkeiten, verschafften dem Apollinaris-Wasser rasch einen internationalen Ruf; hier kamen Kreuzberg seine Kontakte bis in höchste Adelskreise zugute. Ein weiterer höchst kluger Schachzug von Kreuzberg kann darin gesehen werden, dass er parallel den Aufbau eines ausgedehnten Kurbetriebs dynamisch vorantrieb. Altbekannte Mineralquellen im Ahrtal wurden die Grundlage der 1858 erfolgten Eröffnung des „Heilbads Neuenahr“, dessen erster Kurdirektor Georg Kreuzburg wurde. Der Aufbau des Kurbetriebs ging einher mit der Errichtung von Badehäusern, Hotels und Privatpensionen sowie eines ausgedehnten Parks. Immer mehr Gäste, darunter viele aus höchsten Gesellschaftskreisen, kamen von weither zur Kur, um von den durch Kreuzberg erschlossenen Badequellen und dem Apollinaris-Mineralwasser gleichermaßen zu profitieren. Die staunenerregenden Anfänge dieses Welterfolgs hatte Georg Kreuzberg, der am Heiligen Abend des Jahres 1873 starb, noch selbst erlebt, die weitere positive Entwicklung vermutlich geahnt. Zwei Jahre nach seinem Tod schlossen sich die Dörfer Wadenheim, Beul und Hemmessen gerade auch aus Marketingaspekten zur Gemeinde Neuenahr (ab 1927: Bad Neuenahr) zusammen, alsbald wurden Jahr für Jahr Millionen von Krügen und Flaschen mit dem Mineralwasser aus dem Apollinaris Brunnen in die ganze Welt verschickt, vor allem in die USA und das britische Empire. Apollinaris – seit 1874 international bekannt als „The Queen of Table Waters“ – wurde zu einer bis heute bestehenden Weltmarke mit dem charakteristischen roten Dreieck als Markensymbol.

Aus der 1823 mit seiner Verwandten Elise Kreuzberg geschlossenen Ehe gingen mehrere Kinder hervor. Bemerkenswert viele der weiteren Nachfahren sind durch besondere Leistungen auf unterschiedlichen Gebieten hervorgetreten. Dazu zählen etwa sein Urenkel, der Maler Pitt Kreuzberg, die herausragenden Mediziner Bernhard und Josef Kreutzberg, aber auch der bedeutende Neurowissenschaftler Georg Kreutzberg (geb. 1931), langjähriger Direktor am Max-Planck-Institut für Neurobiologie. An den Stammvater Georg Kreuzberg, den „wohlachtbaren Kaufmann“, erinnert nicht nur der Grabstein auf dem Friedhof im Ahrtal, sondern „im Grunde genommen ganz Bad Neuenahr“ (J. Haffke). Ω

Verfasser: Gregor Brand

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