Guido Ilges

– Offizier im Wilden Westen aus Ahrweiler

Guido Ilges
Guido Ilges

Der 1835 in Ahrweiler als Sohn des Rechnungsrats Daniel Ilges geborene Guido Ilges zählt  unter Kennern der Geschichte des Wilden Westens zu den bekanntesten Soldaten aus der Zeit der Indianerkriege. Die tragische Geschichte berühmter Indianerstämme von den Apachen bis zu den Sioux ist dauerhaft mit der Biographie dieses Eifler Offiziers verbunden.

Der amerikanische Lebensweg von Ilges begann kurz nach seiner Schulzeit an einem Kölner Gymnasium. Bei der Frage nach den Motiven seiner Emigration ist man auf Vermutungen angewiesen. Vieles spricht dafür, dass es nicht die Absicht war, sich als Farmer ein friedliches Leben aufzubauen oder als Geschäftsmann reich zu werden, sondern pure Abenteuerlust. Stimmungsvolle Gedichte, die Ilges als junger Mann veröffentlichte, zeigen seine Empfänglichkeit für romantische Empfindungen. In den USA angekommen, musste sich Ilges allerdings zunächst einen Brotberuf suchen. Er absolvierte eine Ausbildung zum Juristen und praktizierte als Anwalt im Bundesstaat Indiana.

Als es 1860 zum US-Bürgerkrieg kam, nahmen die Dinge eine spannendere Wendung. Im Frühjahr 1861 diente Ilges kurzzeitig in der Hauptstadt Washington als Mitglied der „Frontiers Guard“, die sich dem Schutz des Weißen Hauses verpflichtet fühlte. Danach wurde der hochgewachsene, schwarzhaarige Mann Soldat im regulären US-Bundesheer und zeichnete sich als Captain bei mehreren Schlachten des Bürgerkriegs aus. Nach dem für seine Armee siegreich verlaufenen Krieg wurde der „geborene Soldat und Anführer“ Ilges (Ken Robison) in das damals gefährlichste Gebiet geschickt: nach Arizona, wo die weißen Siedler und Soldaten auf den erbitterten Widerstand von Apachen und anderen Stämmen stießen.

Ilges war offenbar an einem friedlichen Ausgleich gelegen. 1866 schloss er recht eigenmächtig bei einem Treffen mit vier Häuptlingen einen Friedensvertrag, der jedoch auf Grund der gemachten Zugeständnisse nicht die Billigung seiner Vorgesetzten erhielt. 1867 gelang es Ilges, ein entführtes Siedlerkind namens Ernst Amelung, dessen Eltern von den Apachen getötet worden waren, freizubekommen; anschließend sorgte er dafür, dass der verwaiste Junge zu deutschen Verwandten kam. Ilges selbst blieb zeitlebens Junggeselle und kinderlos. Als US-Beobachter des deutsch-französischen Krieges 1870/71 reiste er nach Europa. 1871 besuchte er seine Heimatstadt an der Ahr und wurde dort im Juni 1871 gefeierter Bürgerschützenkönig. Zurück in den USA, wurde der inzwischen zum Major beförderte Ilges von 1875 bis 1879 in Fort Benton (Montana), also wieder im Indianerkriegsgebiet, stationiert.

Ihm kam ein entscheidender Anteil an der 1877 erfolgten Kapitulation des berühmten Nez Percé-Häuptlings Chief Joseph (1840-1904) zu; durch weitere Militäraktionen erwarb er sich den Ruf eines Helden der Montana-Indianerkriege. Nächste Station seiner Soldatenkarriere wurde 1879 Fort Keogh. Hier ging es darum, den Widerstand der Sioux zu brechen und deren berühmtesten Anführer Sitting Bull festzunehmen, der für die US-Öffentlichkeit der indianische Kopf der Army-Niederlage am Little Bighorn 1876 war. Anfang Januar 1881 überwältigten Soldaten unter Führung von Ilges zahlreiche Sioux – darunter Häuptling Gall – in einem Lager am zugefrorenen Missouri. Sitting Bull war nicht darunter, ergab sich aber wenige Monate am 19. Juli in Fort Randall. Unter den Offizieren, die seine Kapitulation entgegennahmen, befand sich auch Major Ilges. Sitting Bull weigerte sich, mit Ilges zu sprechen oder ihm die Hand zu geben, da er ihm immer noch die Festnahme seines Adoptivbruders Jumping Bull übelnahm. Ilges selbst nutzte die historische Gelegenheit, um sich ein Bild des Häuptlings zu machen: Er fertigte eine Profilzeichnung Sittings Bulls an, die als erste realistische Abbildung des legendären Indianerführers gilt.

Auf diesen Höhepunkt folgte bald ein vorzeitiger Abgang aus der Armee, der Ilges fast ein Vierteljahrhundert lang an vorderster Front gedient hatte. Dem gebürtigen Preußen wurden finanzielle Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit seinem Sold vorgeworfen. Er bestritt die Vorwürfe, aber ohne Erfolg. Im Juli 1883 musste der gefeierte Indianerkämpfer Fort Keogh verlassen. Zivilist Ilges ließ sich in Cincinnati nieder. Um sich finanziell über Wasser zu halten, hielt er populäre Vorträge über sein abenteuerliches Leben und war dann fast 20 Jahre lang Mitarbeiter verschiedener Zeitungen, ehe er sein Berufsleben als Wiegemeister beendete. Seine 1888 veröffentlichte Erzählung „LITTLE MOCCASIN’S RIDE ON THE THUNDER-HORSE“ wurde mehrfach neu gedruckt; sie lässt große Sympathie für Indianer erkennen und kann in dieser Haltung durchaus mit Karl May verglichen werden. Gegen Ende seines Lebens war der einstige Haudegen vieler Feldzüge fast blind und lebte in größter Not. Bevor er die erste Zahlung aus einer beantragten Veteranenpension erhielt, verstarb er im Januar 1918.

Verfasser: Gregor Brand

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