Hans-Peter Burghof

– Bankprofessor aus Herschbroich/Adenau

Lehrerkinder kommen herum, wenn ihre Eltern im Schuldienst vorankommen wollen. So wurde Hans-Peter Burghof in Bad Kreuznach geboren, lebte als Kind in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Neuwied und als junger Erwachsener an seinem Studienort Bonn und am Familienwohnsitz in Herschbroich bei Adenau. Dort war sein Vater Karl Burghof zwischenzeitlich zum Leiter des Erich-Klausener-Gymnasium aufgestiegen. War es also mehr der Zufall dieser beruflichen Laufbahn, die den Sohn in die Eifel brachte, so hat ihre Natur das ursprünglich eher kränkliche Kind tief geprägt. Ihre Wälder und Landschaften erkundete er intensiv in endlos scheinenden Indianerspielen nach der Schule. Später kamen lange Wanderungen und Fahrradtouren hinzu, darunter eine in mehreren Etappen quer durch die Eifel bis nach Luxemburg und zurück. So wurde ihm die Eifel eine Quelle der Gesundheit, von Abenteuerlust und Optimismus.

Nach dem Abitur arbeitete Burghof zunächst als Bankkaufmann, ehe er zum Studium der Volkswirtschaftslehre nach Bonn ging. In dieser Zeit lernte er die Eifel auch aus einer anderen Perspektive intensiv kennen: Wahlkampf. Der Student versorgte einige Regionen der Hocheifel großzügig mit Plakaten und, wenn gefragt, auch Argumenten. Letzteres war nicht immer ganz einfach: Die Eifel war und ist katholisch geprägt. Manche älteren Leute hielten es zur Sicherung ihres Seelenheils lieber mit einer Partei mit einem großen C im Namen und hatten für einen liberaleren Umgang mit ihrer Wählerstimme nicht viel übrig.

Das Ende des Studiums brachte dann eine Entscheidung: Nicht Wirtschaft oder Politik, sondern die Wissenschaften sollten den weiteren Weg bestimmen. Burghof ging zur Promotion an die Ludwig-Maximilians-Universität München und blieb dort auch zur Habilitation. Sein Thema waren die Banken und ihre Leistung für die Wirtschaft und die Menschen, aber auch die Risiken, die von dieser besonderen Institution ausgehen. Diese Fragestellung erschien damals sehr „akademisch“: Banken waren sicher, die Finanzmärkte unendlich liquide. Ihre Beaufsichtigung erschien in einer Zeit unbegrenzten Wachstums überflüssig und teuer. Die Beschäftigung mit der Kehrseite der boomenden Finanzindustrie brachte den akademischen Titel, aber keine Aufmerksamkeit.

Bevor sich dies änderte, kamen noch die nächsten Schritte der wissenschaftlichen Karriere: Eine Vertretungsprofessur in Mainz und dann 2003 die Berufung an die Universität Hohenheim auf den Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen. Dieser Ruf nach Stuttgart war durchaus zweischneidig: Hochschullehrer machen Karriere durch „Rufe“ und den Wechsel der Universität. Hier waren die Möglichkeiten am Standort aber so gut, dass ein Wechsel wenig attraktiv und das Bemühen darum wenig glaubwürdig erscheinen mussten. Burghof ist dann auch der Universität Hohenheim bis heute treu geblieben. Er leitet dort neben seinem Lehrstuhl die Stiftung Kreditwirtschaft, engagiert sich in Weiterbildungs- und Internationalisierungsaktivitäten der Universität und für den Finanzplatz Stuttgart. Er amtiert als Mitglied des dortigen Börsenrats. Daneben ist er ein geschätzter Gutachter in großen Kapitalmarktverfahren. Die größte öffentliche Resonanz hatte dabei sein Auftreten vor Gericht in einem Verfahren gegen die ehemaligen Chefs von Porsche, Wiedeking und Herter, im Zusammenhang mit ihrem gescheiterten Versuch der Übernahme von Volkswagen.

Der 15. September 2008 war nicht nur für die globale Bankwelt ein wichtiger Tag. Die US-amerikanische Investmentbank Lehman Brother geht pleite, und Burghof erklärt am Abend in der Hauptnachrichtensendung ausführlich, was passiert ist und welche Konsequenzen dies haben kann. Seit Beginn der Finanzkrise 2007 hatte sich das mediale Interesse an Fragen der Bankenstabilität erhöht. Mit der Lehman-Pleite erreichte dies für Burghof eine gänzlich neue Ebene. Fernsehen, Radio und Zeitungen hatten einen gewaltigen Bedarf an Expertenwissen, und Burghof bediente sie in zahllosen Interviews und Hintergrundgesprächen. Auch heute noch ist er einer der wichtigsten Ansprechpartner für Medien und Öffentlichkeit, wann immer es um die Banken und ihre Probleme geht. Erfreulicherweise lässt ihm das mediale Geschäft aber wieder mehr Zeit für seine anderen Aktivitäten – eine weitere Bank- und Finanzkrise ist gegenwärtig wohl nicht in Sicht.

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