Horst Schulze aus Winningen – Der beste Hotelier der Welt

Der für deutsche Verhältnisse unscheinbare Name Horst Schulze strahlt in der internationalen Hotelwelt hell wie kaum ein anderer. Er ist verknüpft mit der legendären Lebensleistung eines 1939 in Winningen geborenen Eifelmoselaners. Schulze gilt, wie auch der US-Bestseller-Autor Tim Irwin betonte, als bester Hotelier der Welt. Eine Einschätzung, die bereits seit Jahrzehnten von den Kennern der Branche geteilt wird. Die von Schulze viele Jahre lang als Präsident geführte Luxushotel-Gruppe Ritz-Carlton wurde zweimal – 1992 und 1999 – mit dem prestigeträchtigen Malcolm Baldrige National Quality Award für höchste Qualität ausgezeichnet – eine herausragende Ehrung, wie sie kein anderer Hotelier aufzuweisen hat.

Biographen mögen es eigentlich nicht, bei der Darstellung von Lebensläufen auf die Floskel „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ zurückzugreifen. Aber bei Horst Schulze trifft sie wortwörtlich in besonderem Maß zu. Schon als Elfjähriger war für den Sohn eines Winninger Postbeamten klar: „Ich will Hotelier werden!“ Seine Familie war davon nicht begeistert. Dieser Berufswunsch fiel in der Nachkriegszeit aus dem Rahmen dessen, was in der Familie und im Winzerdorf als wünschenswert und solide galt. Aber der Junge ließ sich nicht von seinem Lebenstraum abbringen. Nach der Volksschule startete er eine Kellner-Lehre im Kurhaus Bad Neuenahr. Hier in der Eifler Provinz lernte er eine Einstellung zu seinem Beruf kennen, die er später in den Top-Hotels weitervermittelte: Bei den in den Hotels Arbeitenden handelt es sich um „Ladies und Gentlemen im Dienst von Ladies und Gentlemen“. Ein Motto, das Schulzes Streben nach Exzellenz ebenso ausdrückt wie die hohe menschliche Achtung, die dem Zimmermädchen nicht weniger als einem Monarchen entgegen zu bringen ist.

Nach Abschluss der Lehre erfolgten die nächsten Schritte bereits in den besten internationalen Grandhotels der Zeit: Schulze kellnerte u. a. im Savoy in London, der Plaza Athénée in Paris und im Beau-Rivage in Lausanne. Seine Welterfahrenheit vergrößerte sich, als er danach in die USA aufbrach, wo er sich in San Francisco als Zimmerkellner in einem Hilton-Hotel verdingte. Seine Lebensumstände waren noch kärglich, aber die hochmotivierte exzellente Arbeitsweise Schulzes wurde mit stetigem Aufstieg belohnt. Am Ende seiner Tätigkeit bei Hilton war er für zwei Hotels als F&B-Manager verantwortlich. Nach dem Wechsel zur Luxushotel-Gruppe Hyatt mit Sitz in Chicago gelangte er schließlich als Vizepräsident in noch weit höhere Managerdimensionen. Der außergewöhnliche Ruf, den er sich als Hotelmanager mit seiner Betonung auf Exzellenz und allerbesten Service erworben hatte, machte Schulze 1983 zur ersten Wahl des gleichgesinnten US-Unternehmer William B. Johnson (1937 – 2016), als dieser sich entschloss, die Luxushotel-Kette Ritz-Carlton aufzubauen. Schulze wurde Präsident und Chief Operating Officer (COO) des expandierenden Hotelimperiums und sorgte dafür, dass die sehr hohen Erwartungen der Gäste in die Tat umgesetzt wurden. Service, Erscheinungsbild und Unternehmensphilosophie von Ritz-Carlton wurden in den 1980er und 1990er Jahren entscheidend von ihm geprägt. Der Bestsellerautor Joseph A. Michelli charakterisierte Schulze in seinem Buch „The New Goldstandard“ (2007) als einen Champion des professionellen Service auf einem Niveau, wie es ihm zuvor nie begegnet sei.

Auf der Höhe des beruflichen Erfolgs und des privaten Glücks – aus Schulzes Ehe mit der Psychologin Sheri gingen vier Töchter hervor – sah es 1994 plötzlich schlagartig dunkel aus. Bei Schulze wurde ein Darm-Leiomyosarkom entdeckt, ein ebenso seltener wie bösartiger Krebs, bei dem eine dauerhafte Heilung aussichtslos schien. Nach dem ersten Schock suchte der tiefgläubige evangelische Christ Zuflucht im innigen Beten und Hoffen auf Gott. Ob es nun daran lag oder an etwas anderem: Gegen jede medizinische Erwartung kam der Krebs nach einer Operation nicht wieder zurück. Aus gläubiger Dankbarkeit lässt Schulze bei seinen Vorträgen in aller Welt die Gelegenheit nicht aus, auf diese einschneidende Erfahrung hinzuweisen.

Als er mit 63 Jahren in den Ruhestand ging, konnte er u. a. auf eine Erfolgsbilanz von 100 Hotels verweisen, die von ihm eröffnet worden waren. Aber bereits nach wenigen Tagen wurde ihm klar, dass sein Tatendrang noch längst nicht gestillt war: „Andere wollen im Ruhestand Golf spielen, ich wollte weiter mit Hotels spielen“, sagt er mit humorvoller Untertreibung. Auch bei diesem neuen Anlauf blieb er seiner auf Höchstleistung orientierten Lebenseinstellung treu und ließ es nicht auf kleiner Flamme weitergehen. Im Gegenteil: Schulze gründete die Ultraluxus-Hotelgruppe „Capella“. Zielgruppe der Capella Hotels sind die oberen zwei Prozent der Geschäfts- und Urlaubsreisenden, denen Schulze das Beste bieten wollte, was die Hotellerie global zu bieten hat. 2017 verkaufte er seine Capella-Beteiligung und wurde Ehrenvorsitzender der Hotelgruppe. Zwei Jahre zuvor war er mit dem „Branchen-Oskar“ der Hotellerie für sein Lebenswerk feierlich geehrt worden.

Bei aller Weltläufigkeit im Umkreis internationalen Prominenz fühlt sich Dr. h. c. Horst Schulze, inzwischen auch Autor erfolgreicher Bücher (z. B. „Excellence Wins“, 2019), seinem Geburtsort tief verbunden. „Ich will niemand anderes sein als ein Winninger Jung. Ich bin als Winninger geboren und will als Winninger sterben“, bekannte er, als ihm 2014 die Ehrenbürgerwürde seines Heimatorts verliehen wurde – für ihn vielleicht die bewegendste seiner vielen Ehrungen. Ω
Verfasser: Gregor Brand

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